Wirtschaftsförderung
Diese Grenchnerin behauptet sich in Hong Kong

Die Grenchnerin Susanne Sahli lebt in Hong Kong und ist dort Präsidentin der Schweizer Handelskammer. In Grenchen berichtete sie über ihre Erfahrungen in der chinesischen Metropole.

Andreas Toggweiler
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Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Meet And Greet" der Solothurner Wirtschaftsförderung referierte Sahli im Kunsthaus Grenchen vor einem internationalen Publikum. Sahli lebt sei 2002 in Hong Kong und leitete dort das Asiengeschäft des Reiseveranstalters Kuoni. Seit 2006 hat sie eine eigene Firma, mit der sie die Integration von ausländischen Geschäftsleuten im chinesischen Umfeld unterstützt. In Grenchen baut sie nun eine Filiale von "True Colours HR Solutions" auf.

Gut betreut ist halb integriert

Sahli betonte in ihrem (auf englisch gehaltenen) Referat die Bedeutung einer guten Betreuung der so genannten "Expatriates" oder Expats. So werden Angestellte einer Firma genannt, die von ihrem Arbeitgeber ins Ausland geschickt werden. Oft hätten diese Probleme mit der neuen Umgebung, beispielsweise mit den geschäftlichen Gepflogenheiten oder mit dem Klima. Nicht selten würden sich auch Partner nicht im neuen Umfeld zurecht finden. "Probleme mit Partnern oder Familie sind eigentlich der Hauptgrund für das Scheitern eines Auslandaufenthaltes."

Schlechte Luft, wenig Platz

In Hong Kong müsse man sich beispeilsweise auf schlechte Luft und enge Platzverhältnisse einstellen. "Nur schon eine kleine Wohnung im Stadtzentrum kostet bald einmal 10 000 Fr. Monatsmiete", sagte Sahli. Speziell ist auch die chinesische Art der Kommunikation. Probleme würden meistens nur indirekt angesprochen, Missfallen oder Widerstand nicht direkt gezeigt. Das können zu grossen Missverständnissen führen.

Mit einem gescheiterten Auslandaufenthalt - und es seien etwa 40 Prozent aller Expats, die ihr "Gastspiel" vorzeitig beeinden - lade sich ein Arbeitgeber Kosten von bis zu drei Jahreslöhnen auf, die am Ende verloren sind. Arbeitgebern rät Sahli zur sorgfältigen Kandidatenwahl und umfassendem Coaching. Auch sollte die Familie früh in die Entscheidfindung einbezogen werden. Expats im Ausland seien ihrerseits gut dran, wenn sie Kontakt zu Landsleuten suchen, die schon besser integriert sind. "Sie können von ihren Erfahrungen viel lernen." In Hong Kong (7,5 Mio Einwohner auf der Fläche des Kantons Uri) leben laut Sahli etwa 1700 Schweizer, welche zum Teil regelmässige Kontakte pflegen.

"A cosmopolitan lifestyle"

Diese seien einem harten Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt ausgesetzt. "In China strömen jedes Jahr 8,5 Mio. gut ausgebildete Menschen auf den Arbeitsmarkt (plus 10 Mio. weitere). Wer die Integration in Hong Kong geschafft hat, dem eröffnen sich aber immense (Geschäfts-)Möglichkeiten, betonte Sahli, welche zurzeit die Schweizer Handelskammer in Hong Kong präsidiert: Ein internationales Geschäftsumfeld mit 350 000 Expats allein in Hong Kong, ein attraktives Steuersystem, gute Infrastruktur ... "and a cosmopolitan lifestyle". Die halbe Weltbevölkerung sei von hier aus in fünf Flugstunden erreichbar.

Veranstaltung der Wirtschaftsförderung

Die Wirtschaftsförderung hat mit dem Treffen in Grenchen zum dritten mal einen Anlass für ausländische Kader oder Firmen mit Personal im Ausland durchgeführt. Im Anschluss an das Referat fand eine Führung durch das Kunsthaus Grenchen mit Leiterin Eva Inversini statt. Auch das Kunsthaus konnte übrigens mit einm Hong Kong-Bezug aufwarten, reiste doch kürzlich ein Bild des Genfer Malers Alexandre Perrier aus dem Fundus des Kunsthauses nach Asien an eine Ausstellung. Für den Transport des fragilen Werks per Flugzeug musste eine Spezialkiste angefertigt werden.