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Nach 100 Tage im Amt zieht Gemeindepräsidentin Barbara Leibundgut eine erste Bilanz. Mit der Zusammenarbeit und dem Arbeitsklima im Gemeindehaus ist sie überaus zufrieden. Besonders freut sie sich an der Rückmeldung aus der Bevölkerung.
Gemeindepräsidentin Barbara Leibundgut ist seit etwas mehr als 100 Tagen im Amt – und schon wurde sie am Hilari wieder «entmachtet». Im Interview erzählt sie, warum sie dennoch nicht in die Ferien fährt, wie sie die erste Zeit im Gemeindehaus erlebt hat und welche Herausforderungen auf sie zukommen.
Barbara Leibundgut, Sie wurden soeben entmachtet. Ist nun schon die Ferienzeit angebrochen?
Barbara Leibundgut: Nein, für Ferien habe ich keine Zeit. Die Geschäfte gehen weiter. Aber der Hilari war sehr schön, das war ein guter Anlass, es hat «gfägt und gfätzt».
Wie haben Sie die ersten 100 Tage im Amt erlebt?
Nach dem intensiven, aber fairen Wahlkampf wurde ich im Gemeindehaus äusserst freundlich aufgenommen. Die Zusammenarbeit klappt sehr gut. Alle sind sehr hilfsbereit und wohlwollend. Und die Resonanz in der Bevölkerung ist überwältigend!
Das heisst, Sie werden oft angesprochen?
Es gibt Leute, die hierher kommen, aber auch auf der Strasse kommt es sehr häufig zu Begegnungen und Gesprächen. Ich habe in den ersten Tagen mal gesagt, auf mich wartet ab jetzt ein kurzer Arbeitsweg, den ich locker in zehn Minuten zu Fuss machen kann. Aus den zehn Minuten wurden eineinhalb Stunden. Überall wurde ich angesprochen. Von Bettlacherinnen und Bettlachern, die mir ihre Sorgen mitteilen wollten, zum grossen Teil sehr persönliche Dinge. Auch Leute, die ich schon länger kenne, nehmen jetzt vielleicht das Gemeindepräsidium zum Anlass, mit mir ihre Sorgen und Nöte zu teilen.
Also ähnlich, wie das Ihr Vorgänger, Hans Kübli, auch erlebt hat?
Genau, auch er war eine Anlaufstelle und wurde oft auf der Strasse angesprochen. Er sagte mir einst, er komme immer gerne zu Fuss zur Arbeit, denn dann treffe er die Menschen und könne so den Puls spüren.
Haben Sie nicht mit einer so grossen Resonanz gerechnet?
Nein, nie! Ich habe stossweise Karten erhalten, Gratulationsschreiben und so weiter. Und ich glaube, seit den Wahlen ist keine Woche vergangen, in der ich nicht von irgendwem einen Blumenstrauss erhalten habe, einfach überwältigend! Auch auf meine erste Gemeindeversammlung hin, die nicht einfach zu leiten war, erhielt ich sehr viele positive Echos.
Bereuen Sie es nicht, Ihre vorherige Stelle aufgegeben zu haben? Immerhin ist das Gemeindepräsidium ja nur eine Teilzeitstelle.
Für mich war schon von Anfang an klar, dass ich meine Stelle als Schulleiterin in Solothurn aufgebe, wenn ich gewählt werde. Bis Ende Jahr hatte ich in der dreimonatigen Kündigungsfrist die Doppelbelastung und stelle nun fest, das war die absolut richtige Entscheidung. Denn beides nebeneinander würde nicht funktionieren. Für mich ist wichtig, dann für Bettlach da zu sein, wenn es nötig ist.
Also wird die Gemeinde irgendwann eine Überstundenabrechnung erhalten?
(Lacht.) Nein, das ist aufgrund der neuen Dienst- und Gehaltsordnung ja nicht möglich. Neu wird die Funktion entschädigt und ich muss mir meine Zeit selber einteilen.
Wie beurteilen Sie die Arbeit im Gemeinderat? Zeitweise war die Stimmung ja so vergiftet, dass konstruktives Politisieren kaum möglich war.
Wir hatten bisher drei Sitzungen, die alle sehr gut verliefen. Wir diskutierten hart, aber in einem guten Klima. Und das soll ja so sein.
An der Gemeindeversammlung wurde eine Steuererhöhung um 7 Prozente beschlossen. Hatten Sie irgendwelche Reaktionen inzwischen?
Nein gar keine. Mich hat schon erstaunt, dass an der Gemeindeversammlung keine Diskussion darüber aufkam. Wahrscheinlich, weil das Geschäft von meinem Vorgänger und unserer Finanzverwaltung gut vorbereitet war und auch Thomas Steiner als Leiter des Finanzausschusses sehr gut für die Erhöhung argumentiert hat. Zuerst war ja von 10 Prozent die Rede, nun sind es deren 7. Vielleicht schätzen die Leute auch, dass wir wirklich genau untersucht haben, wie viel es tatsächlich braucht.
Welche grossen Geschäfte stehen an?
Wir sind daran, die Legislatur zu planen. Bereits im nächsten Gemeinderat ist der Bericht zur Energieeinsparung bei gemeindeeigenen Liegenschaften Thema, der aufgrund der entsprechenden Motion verfasst wurde. Ein grösseres Geschäft ist auch die Zusammenarbeit zwischen Spitex und Altersheim. Die Finanzpolitik wird uns weiter beschäftigen und auch das Thema Integration an den Schulen, wo uns ein Entscheidungsprozess bevorsteht, wie Bettlach sich verhalten will. Ein grosser Brocken wird die Sanierung des Schulhauses Einschlag, die 2015 und 2016 realisiert werden soll. Und nicht zuletzt wollen wir dem Wunsch der Bevölkerung nach einem Dorfplatz, wie er an der Zukunftswerkstatt häufig genannt wurde, Folge leisten und konkrete Ziele formulieren. Die Pistenverlängerung beim Flughafen wird sicher auch im Verlauf dieser Legislatur noch Thema, Bettlach hat sich hier noch nicht geäussert.
Was bereitet Ihnen am meisten Bauchschmerzen?
Im Moment hab ich keine Bauchschmerzen! Ich bin sehr gut gestartet, werde von allen Seiten gestützt und getragen und habe einen grossen Rückhalt in der Bevölkerung. Bis jetzt macht mir die Arbeit viel Spass. Sie ist spannend, vielseitig und ich geniesse es. Die Nachfolge von Gemeindeschreiber Beat Vogt macht mir zwar auch keine Bauchschmerzen, aber mir ist wichtig, dass wir da eine gute Lösung finden, die auch gut für die Mitarbeiter der Verwaltung ist. Denn sind diese motiviert, dann ist das gut für Bettlach.
Wollen Sie Neues einführen?
In Kürze werde ich mit Firmenbesuchen bei Gewerbe und Industrie beginnen. Angedacht ist ebenfalls die Einführung einer Sprechstunde. Allerdings weiss ich noch nicht genau, wann und in welcher Form sie stattfinden wird.