Eine besondere Zeitreise vom Grenchner Kunsthaus zur Uhrenfabrik ETA. Die Ausstellung setzt sich phantasievoll mit dem Phänomen Zeit auseinander.
Was in der aktuellen Ausstellung im Kunsthaus Grenchen begann, endete im Werk 1 der ETA SA, Manufacture Horlogère Suisse. Von der künstlerischen Annäherung an die Zeit also gings zur Produktion von Zeitnehmern. Die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Zeit interessierte.
Wenn eine Uhr erschossen wird, bleibt die Zeit trotzdem nicht stehen. Roman Signers «Uhr» ist zurzeit im Grenchner Kunsthaus ausgestellt. Zusammen mit neun Schweizer Künstlern ergänzt er die Ausstellung «zeitlos – timeless». Die Wahrnehmung der Zeit und der Rhythmus des Lebens stehen im Mittelpunkt. Die künstlerische Leiterin des Kunsthauses, Eva Inversini, kommentierte für die Teilnehmer die Ausstellung und illustrierte die Motive der Kunstschaffenden. Mit Malerei, Zeichnung, Fotografie, Druckgrafik sowie Video- und Audioinstallationen ist der unterschiedliche Zugang zur Thematik gelungen. Die Ausstellung ist für das Publikum noch bis Ende Monat zugänglich.
«Hallgarten» war ein moderner Bau
Am Freitag wurde die dritte «Zeitreise Surprise» im Rahmenprogramm zur Ausstellung durchgeführt. Eine Zwölfergruppe tauchte ein in die Facetten der unterschiedlichsten Ansatzpunkte. Die Zeit verging im Nu. Als Fortsetzung führte ein kleiner Spaziergang zur Schild-Rust-Strasse. Monika Bruder vom Kultur-Historischen Museum Grenchen amtete als Stadtführerin. Vom Altbau des Kunsthauses aus, dem historischen Girardhaus, ist der Blick zum «Hallgarten» zwingend. Der Bau, der 1953 erstellt wurde, besticht durch das Flugdach. «Der ‹Hallgarten› war damals ein moderner Bau», erinnert sich René Bill. In den 1960er-Jahren hat er in der Grenchner Uhrenindustrie gearbeitet.
Mit seiner Gattin wollte der 68-jährige Solothurner die Zeitreise nicht verpassen. Der Zahn der Zeit nagt. Die ehemalige Uhrenfabrik Certina an der Bahnhofstrasse wurde 1956 erbaut. Heute beherbergt sie eine Abteilung der ETA SA und ist kürzlich fachgerecht renoviert worden. Die Führung offenbarte manch Detail aus der Geschichte und der Baukunst vergangener Zeiten. Im Präsentationsraum der ETA SA führte ein kurzer Film in die Firmengeschichte ein. Die Uhrenfabrik betreibt sieben Produktionsstätten in der Schweiz.
Auch in Frankreich und Thailand werden Uhrenbestandteile hergestellt. Weltweit werden 5600 Mitarbeitende beschäftigt und 130 unterschiedliche Uhrwerke hergestellt. Eine Ausstellung «Ligne du temps» erklärte die rasante Entwicklung in der Uhrenbranche. Von einfachen Geräten zur Bestimmung der Zeit führte die Schau bis zum präzisen Chronometer.
Rundgang durch Produktionsstätte
Natürlich fehlte auch die Erfolgsgeschichte der Swatch-Uhr nicht. Gregor Roth und Peter Muhmenthaler waren Begleiter auf dem Rundgang durch die Produktionsstätten. Obwohl am späten Freitagnachmittag einige Maschinen stillstanden, lohnte sich der Besuch. Von Fournitures und Ebauches war die Rede, bei der Perlage und der Gravage konnte den Facharbeiterinnen über die Schultern geblickt werden. Die Produktionsräume im vierten Stock sind hell, die Fenster lassen viel Licht herein. Am Anschlagbrett wird ein neuer Mitarbeiter begrüsst, eine Geburtstagsliste ist aufgehängt. Die Maschinen der Stanztechnik sind im Betrieb. Einzelteile werden hergestellt, der Herstellungsprozess dieser oft winzigen Teile benötigt im Vergleich riesige Werkzeuge. Die Begleiter sehen auf die Uhr, die Zeit ist um. Es wird einige Weile dauern, um all die Eindrücke zu verarbeiten.