Stadtbummel
Die Zeichen der Zeit: Golden Oldie in Grenchen!

Claudia Dahinden
Claudia Dahinden
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(Symbolbild)

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Keystone

«Du wirsch aut!» So heisst es in einem alten Lied von Bernhard Stirnemann, und auch wenn das noch niemand zu mir gesagt hat: es isch wohr. Diese Woche wurde ich neunundvierzig und bin damit ins 50. Altersjahr gestartet.

Das ist kein Weltuntergang, aber es macht einem eines klar: Das Mittelalter klopft nicht an die Tür; es sitzt schon im Wohnzimmer und will einen Verveinetee.

Apropos Tee: Ich glaube, der Teekonsum verhält sich direkt proportional zur Menge Jahre, die man auf dem Buckel hat, und wenn dem so ist, humple ich mit Riesenschritten Richtung Altersheim. Auch sehr aufschlussreich ist ein Blick auf die inzwischen regelmässigen Wartungsarbeiten am Gestell. Ich komme mir vor wie unser Passat, der gerade für die MFK aufgemöbelt werden muss.

Aber ich will nicht mehr jammern; das macht ja anscheinend auch alt. Besser nutze ich die Zeit und sehe mir in weiser Voraussicht an, was Grenchen im Alter zu bieten hat. Eine Google-Suche nach «Altersturnen Grenchen» liefert wenig Hinweise, führt mich aber auf die Website der Stadt mit dem Titel «Senioren». Die lässt mich erst einmal beruhigt zurück: Mehrere Altersheime und -siedlungen auf Platz, Seniorennachmittage in den Kirchen, viele Freizeitangebote, Beratungsangebote und Kontaktstellen für Hilfe im Alltag. Und dann gibt es natürlich noch die jährliche Altersehrung, aber da muss ich mich noch etwas gedulden.

Alles in allem tönt das gut, und sicher geht es mir viel besser als unseren Vorfahren. Die wurden im Schnitt weniger alt und arbeiteten deutlich länger. Das als Fortschritt gefeierte Fabrikgesetz von 1877 legte die Maximalarbeitszeit für Arbeiterinnen und Arbeiter auf elf Stunden pro Tag und zehn am Samstag fest – da sind wir heutzutage doch etwas besser gehalten!

Auch in Sachen medizinischer Versorgung besteht kein Grund zur Klage. Natürlich können wir heute nicht mehr offiziell in Grenchen gebären, aber das ist in meinem Fall – mal ganz egozentrisch – kein Grund zur Besorgnis mehr.

Und wenn ich an die «Grosse Fünf» denke, wird die Maxime «immer mehr», die mich sowieso nie von den Socken gehauen hat, noch fadenscheiniger.

Ich will nicht mehr oder weniger, sondern das Richtige: Mehr Zeit für mich selbst und meine Lieben, weniger Termine. Ich hoffe, ich schaffe das bis in einem Jahr, sodass ich den Fünfzigern und später auch den Sechzigern gelassen entgegensehen kann.

Nur eine Frage quält mich noch: Wird es 2031 in der Migros noch den Zäh-Prozänt-Zischti für die «Golden Oldies» geben? Kleiner Tipp: der nächste kommt am 11. Februar!