Vereinigte Fasnachtszünfte
Die Wagen-Bauer legen sich tüchtig ins Zeug

Ein Blick hinter die Kulissen offenbart die Kreativität und Leidenschaft der Fasnächtler. Die Zünfte arbeiten mit Hochdruck an ihren Wagen, doch die Stimmung ist überall locker und beschwingt.

Daniel Trummer
Drucken
Selzacher Aare-Schnägge: Das Motto bildet die Debatte um die Turnhallenstandorte. Fotos: Felix Gerber

Selzacher Aare-Schnägge: Das Motto bildet die Debatte um die Turnhallenstandorte. Fotos: Felix Gerber

Sandra Fumasoli, Micheline Joss, Barbara Keller und Sandra Weger sitzen am Boden und malen bunte Buchstaben auf eine Holzplatte. «Eine kurzweilige Sache», sagt eine der Dolce-Vita-Damen mit breitem Grinsen. Ein grosser Dino fällt auf und das Gefährt der Familie Rumpelstein wird ordentlich Lärm produzieren.

Gewerkt wird in einer geräumigen Garage, die Temperatur ist angenehm und auf einem Rechaud wird Pasta gekocht.

Weibliche Galionsfiguren

Oliver Schneider hat mit andern zusammen die Garage gemietet. Der Wagenbauchef hat seine Moto-Cross-Maschinen zur Seite gestellt und so Platz geschaffen. Weil die Garageneinfahrt zu klein ist, steht der Wagen im Freien. Die Zünftler arbeiten mit Elementen, die erst vor dem Umzug zusammengebaut werden.

Ein eisiger Wind fegt durch die Wirkungsstätte der Wagenbauer der Faschingszunft. «Zum Glück ist unser Wagen fast fertig», zeigt sich der Chef der Bauer, Martin Werren, erleichtert. Die Farben grün, weiss, rot dominieren. Das 110-jährige Bestehen der Faschingszunft wird zelebriert. Eine bunte Schar von Bastlern und Handwerkern friert gemeinsam im zugigen Anbau der Bauunternehmung Bigolin. Zwei grosse Weibsbilder schmücken den Wagen. Diese Galionsfiguren erinnern daran, dass die Faschingszunft erst seit wenigen Jahren auch Frauen als Zünftlerinnen aufnimmt.

Die BGU bekommt ihr Fett ab

«Wer ein Loft mit Bodenheizung sucht, ist wählerisch», scherzt Lea Zaugg als Chefin der Wagenbauer der Lunazunft. Die Lunesen bauen in der Halle von Andreas Marti in Staad. Vom Doppelstockbus steht erst das Gerippe. Auf zwei Ebenen werden die Cocoloris mitfahren und ihr Jubiläum feiern. Die Farbenfrohen gibt es seit 25 Jahren. Unklar ist noch, wer oben sitzen darf. Urs Suter und Kurt Seematter, die sich gerne bei der Arbeit stören lassen, haben den unteren Stock für die «wüsten, schweren und schwangeren Cocoloris» reserviert. Vielleicht bleiben die Plätze oben frei. Mit dem Motto wird die BGU auf die Schippe genommen, die immer wieder versucht mit ihren Bussen den Umzug oder die Chesslete mitzugestalten.

Die Selzacher Salzfassnarren sind in den Ferien verreist und der Böögier ist abwesend. Dies weiss Urs Rösselet, der Umzugschef, der mit dem Obernarren gemeinsam die Fortschritte der Wagenbauer begutachtet. «Frag dr Zumi», ertönt es aus der Halle. Hanspeter Zumstein gestaltet «seinen» 37. Wagen und will noch mindestens bis 2014 dabei sein. Die Wagenbauer der Hilari-Zunft nehmen sich die «Baumgeschichten» im Haldenquartier zum Thema. Zumi will einige Details des Auftritts der Hilari-Narren noch für sich behalten. Er ist froh um das Gastrecht beim Dachdeckergeschäft Kämpfer.

Um Scheibenwischermotoren und Velo(syn)drome geht es bei der Froschzunft. Andreas Adam hat vorsorglich einige Motoren von Scheibenwischern bereitgestellt. Auf seinem Handy zeigt er ein Video des Probelaufs. Den Wagen der Aare-Schnägge schieben die Selzacher aus der Einfahrt beim Bauernhaus der Familie Dietschi im Haag. Turnhallenstandorte, Projekte, Varianten sind Motto. Der Wagen wird zur mobilen Turnhalle und der «rote Platz» von Selzach wird gleich mitgeführt. Die Wagenbauer der Zünfte haben sich ins Zeug gelegt und werden mit geballter Kreativität, mit Spott und Hohn am Grenchner Fasnachtsumzug für Furore sorgen.