Biberist
Die Töne im Kampf zur Rettung der «Papieri» werden härter

An der Generalversammlung der Solothurner Sektion der Gewerkschaft Unia wurden im Kampf zur Rettung der Papierfabrik Biberist erste Streik-Drohungen ausgerufen. Allerdings als «allerletztes Mittel».

Franz Schaible
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Die Gewerkschaften drohen nun mit Streik - allerdings nur als allerletztes Mittel. (Archiv)

Die Gewerkschaften drohen nun mit Streik - allerdings nur als allerletztes Mittel. (Archiv)

AZ

Was für ein Gegensatz: An der Generalversammlung der Solothurner Handelskammer diese Woche wurde das Drama um die Papierfabrik Biberist mit keinem Wort erwähnt. Dabei bekannte der Wirtschaftsverband im Vorfeld klar Farbe und forderte das Sappi-Management explizit dazu auf, «von den Schliessungsplänen abzusehen». Ganz anders an der Generalversammlung der Gewerkschaft Unia, Sektion Solothurn. Es gab nur ein Thema: die «Papieri».

So wurde von den rund 200 anwesenden Gewerkschaftsmitgliedern eine Resolution einstimmig verabschiedet. Damit protestiert die Unia gegen «die drohende, inakzeptable und verantwortungslose Fabrikschliessung durch die Sappi-Konzernleitung.» Die Gewerkschaft fordert den Verzicht der Schliessung und dass sowohl der Bundesrat wie die Kantonsregierung das ihre dazu beitragen, um die Fabrik und die 550 Arbeitsplätze zu retten.

Erste Streikdrohungen

Im Namen der Solothurner Regierung versicherte SP-Regierungsrat Peter Gomm: «Wir unterstützen die Belegschaft der Papierfabrik mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln.» Seid kämpferisch und nicht leise, rief er der Versammlung zu. Markus Baumann, Leiter der Unia-Sektion Solothurn, nahm den Ball auf. «Nette Sprüche allein genügen nicht mehr.» Es brauche die Entschlossenheit der Mitarbeitenden. «Dann können wir dem Management zeigen, was eine stillstehende Fabrik kosten kann.»

«Skandalöse Absicht»

Für Roberto Zanetti, Solothurner SP-Ständerat, ist es ein Skandal, dass «ausgerechnet das beste und effizienteste Papierwerk innerhalb der Sappi geschlossen werden soll. Das ist ein krasser unternehmerischer Fehlentscheid.» Es sei klar, dass die Konzernleitung glaube, dass es aufgrund des sehr liberalen Arbeitsmarktes in der Schweiz wohl «am günstigsten» komme, hier eine ganze Fabrik zu schliessen. Vielleicht müsse man mit einer Bedenkminute und einem Produktionsunterbruch eine andere Sprache sprechen. Das sei aber kein Streikaufruf. «Streik ist eine ernste Sache und das allerletzte Mittel im Sinne eines kollektiven Notwehrrechts.»

Unternehmerpreis an Belegschaft

Eindrücklich schilderte Hans-Ulrich Kilchhofer, Belegschaftssprecher der Sappi Biberist, die Bemühungen aller Beteiligten, letztlich doch noch eine gute Lösung zu finden. «Es lohnt sich zu kämpfen», schloss er seine Ausführungen. Alle Vorredner lobten die Belegschaft der Fabrik für ihren unermüdlichen Einsatz. Zanetti gar schlug die Mitarbeitenden für den «Solothurner Unternehmerpreis 2012» vor. «Ihre unternehmerische Kreativität bei der Lösungsfindung verdient den vollsten Respekt.»