Petition
«Die Suppe löffeln wir Frauen und die Kinder aus»

Besorgte Eltern der beiden Gemeinden Grenchen und Bettlach lancieren Petition. Damit will eine einheitliche Regelung in Sachen Ferien erzielt werden.

Oliver Menge
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Donald Hasler und Regula Luethi in Grenchen, Marie-Rose von Arx und Sibylle Kicherer Steiner in Bettlach, mit den Kindern Aurel und Hannah-Martha, lancieren die Zwillings-Petition für eine einheitliche Ferienregelung. om Donald Hasler und Regula Lüthi in Grenchen, Marie-Rose von Arx und Sibylle Kicherer Steiner in Bettlach, mit den Kindern Aurel und Hannah-Martha, lancieren die Zwillingspetition für eine einheitliche Ferienregelung. om

Donald Hasler und Regula Luethi in Grenchen, Marie-Rose von Arx und Sibylle Kicherer Steiner in Bettlach, mit den Kindern Aurel und Hannah-Martha, lancieren die Zwillings-Petition für eine einheitliche Ferienregelung. om Donald Hasler und Regula Lüthi in Grenchen, Marie-Rose von Arx und Sibylle Kicherer Steiner in Bettlach, mit den Kindern Aurel und Hannah-Martha, lancieren die Zwillingspetition für eine einheitliche Ferienregelung. om

Solothurner Zeitung

Die Gemeinderäte der Nachbarsgemeinden Grenchen und Bettlach haben das Heu nicht mehr auf derselben Bühne, jedenfalls, wenn es um die Regelung der Winter- und Frühlingsferien geht. Die Politik richtete einen mittleren Scherbenhaufen an, die Leidtragenden sind Familien aus beiden Gemeinden.

Nun haben Eltern beschlossen, auf die Strasse zu gehen und Unterschriften zu sammeln. In Grenchen sind Donald Hasler und Regula Lüthi federführend, in Bettlach sind dies Marie-Rose von Arx und Sibylle Kicherer Steiner. Sie wollen mit der in beiden Gemeinden gleichzeitig lancierten Zwillingspetition erreichen, dass die Politik sich um einen Konsens bemüht und eine einheitliche Regelung beschliesst.

Denn obwohl Grenchen und Bettlach bei der Führung der Oberstufe (siebtes bis neuntes Schuljahr) einen gemeinsamen Schulkreis bilden, gilt ab Schuljahr 2012/2013 eine unterschiedliche Ferienregelung. Die Oberstufe wird ab Einführung der Sek P, E und B in Grenchen aber sowohl von Schülerinnen und Schülern aus Grenchen als auch aus Bettlach besucht und umgekehrt.

Problem wird unterschätzt

«Rund 40 bis 50 Familien werden durch diesen Missstand direkt betroffen sein», sagt Kicherer. Sie ist davon überzeugt, dass das Problem noch unterschätzt werde. Das Thema sei emotional sehr aufgeladen, betonen die beiden Bettlacher Initiantinnen. «Hier wurden politische Entscheide gefällt und die Suppe müssen wir Frauen und die Kinder auslöffeln», sagt von Arx bitter.

Darum sei es jetzt nötig, dass man an die politischen Behörden gelange und diese dazu bringe, einen Konsens zu suchen. Ab Schuljahr 2013/2014 werden alle Bettlacher Schüler der Sek 1, also 7. bis 9. Schuljahr, den Physikunterricht in Grenchen besuchen, alle werden demzufolge von der unterschiedlichen Ferienregelung betroffen sein. Mit der jetzigen 7. Klasse der Bez und P kommen nächstes Jahr ganze Klassenzüge in unterschiedliche Ferienregelungen hinein.

Das bringe nicht nur organisatorische Schwierigkeiten für Familien mit Kindern mit sich, die verschiedene Schulen besuchen, sondern auch «atmosphärische Störungen». Wie die Petitionäre erklären, kann innerhalb eines Haushaltes eine Ferienatmosphäre für die einen Kinder, welche Ferien haben, entstehen, und eine Arbeitsatmosphäre für die Kinder, welche für die Schule lernen müssen und von den Eltern Unterstützung brauchen.

Stark beeinträchtigte Freizeitangebote

Aber auch Freizeitangebote, welche häufig an die Ferien gekoppelt sind, werden stark beeinträchtigt. Gerade in diesem Bereich sei die Gemeinde-übergreifende Arbeit sehr intensiv. Lager, Kurse und sportliche Aktivitäten würden gemeinsam angeboten und auch von Kindern und Jugendlichen beider Gemeinden genutzt.

Beispiel 1: Lars geht in die Sek P in Grenchen. Sein bester Freund Timo besucht die Sek B in Bettlach. Beide sind im 7. Schuljahr. Die beiden frei erfundenen Bettlacher Jungs verbringen fast jede Minute ihrer Freizeit zusammen. Im Frühjahr 2012 möchten sie zusammen auf dem Grenchenberg skifahren gehen. Und in der 2. Woche wollen sie zusammen ein Lager besuchen, das die Kirchgemeinde organisiert. Das geht aber nicht, weil Lars nur eine Woche Sportferien hat, Timo aber deren zwei.

Beispiel 2: Maria B. ist alleinerziehende Mutter mit zwei schulpflichtigen Kindern. Tochter Luzia geht in die Unterstufe ins Büelen Bettlach, ihr Bruder Enrico besucht die Sek P in Grenchen. Ferienplanung ist schwierig geworden bei Familie B., denn ganze zwei Wochen haben die Kinder unterschiedlich Ferien. Und de facto verliert Maria B. zwei ihrer wohlverdienten Ferienwochen, denn sie muss nebst der Arbeit auch den ganzen Organisationsstress auf sich nehmen, der entsteht, wenn das eine Kind Ferien hat, ausschlafen kann, sich mit Freunden treffen kann oder bei schlechtem Wetter unterhalten sein will. Das andere aber muss früh aufstehen, muss bei den Hausaufgaben betreut werden, muss in die Schule gebracht oder abgeholt werden. Zwei fiktive Beispiele, die nächstes Jahr Realität werden können.

Die Resonanz auf die Zwillingspetition sei bisher ausserordentlich gut, meinen die beiden Bettlacher Initiantinnen. Sie haben die Unterschriftenbögen auch in den Vereinen gestreut, die mit ihren Ferienangeboten stark betroffen sind. Bereits rund 70 Unterschriften sind alleine in Bettlach in den ersten Tagen zusammengekommen. In Grenchen ist die Resonanz ebenfalls gross, vor allem bei den betroffenen Lehrpersonen, wie Regula Lüthi auf Anfrage mitteilt.

Es sei völlig egal, für welche Lösung man sich am Ende entscheide, meint von Arx. Es gebe zwar individuelle Bevorzugungen für 1:3 oder 2:2, aber das sei nicht wichtig. «Hauptsache, eine einheitliche Regelung wird getroffen.»