Viele Gemeinden kennen das Problem: Alte Wasserleitungen aus Duktilguss rosten vor sich hin, es kommt zu Leitungsbrüchen. Um dies vorzubeugen, testet die SWG eine neue Methode zur Leitungskontrolle, deren Resultate mit Spannung erwartet werden.
Immer wieder wird die SWG von unerwarteten Leitungsbrüchen in der Wasserversorgung heimgesucht. Die Wasserleitungen aus Duktilguss rosten teilweise schon lange vor ihrer erwarteten Lebensdauer durch. Die Firma, welche die Leitungen hergestellt hat, existiert nicht mehr. Ein Problem, das viele Gemeinden bei ihrer Wasserversorgung kennen. «Heute verlegen wir deshalb Kunststoffleitungen», erklärt Gerd Rettschlag, Leiter Infrastruktur und Technologie bei der SWG.
Doch die alten Leitungen rosten unterdessen still und leise weiter. Immer wieder bersten sie, aber niemand kann voraussagen wo, denn die Leitungen sind unter der Strasse verlegt.
Jetzt testet die SWG ein Verfahren, mit dem sie hofft, Prognosen über den Zustand des Leitungsnetzes erstellen zu können. Seit Anfang Dezember hat eine Spezialfirma auf verschiedenen Strassenabschnitten in der Stadt Messungen vorgenommen. Die Firma Empit (Electromagnetic Pipeline Testing GmbH) , ein KMU aus Berlin, ist eigentlich auf das Ausmessen von Öl- und Gaspipelines spezialisiert, «In Grenchen versuchen wir erstmals, ob sich unser Verfahren auch für Wasserleitungen eignet», erklärt Mark Glinka anlässlich eines Augenscheins auf der Staadstrasse.
Er leitet die dreiköpfige Equipe, welche die Messung vornimmt. Beim Verfahren wird ein schwacher Strom durch die Wasserleitung geschickt, der in der intakten Leitung ein Magnetfeld erzeugt. Dieses wird mit einem mobilen Sensor erfasst und mit einem Computer ausgewertet. Ist die Leitung rostig, wird auch das Magnetfeld gestört.
Da das Verfahren bisher in Leitungen angewendet wurde, welche gegen die Umgebung isoliert sind, müssen die Messabschnitte für die blanke, also nicht isolierte Wasserleitung stark verkürzt werden, weil sonst zu viel Strom in der Umgebung verschwindet. Der Messaufwand wird damit grösser. Um eine Strecke von 100 Meter Länge zu messen, braucht es zirka 40 Minuten. Jede Messung wird mit einem GPS-Stempel versehen, der eine Positionsbestimmung auf 2 cm genau erlaubt. Der Sensor muss nämlich immer schön parallel zur Leitung ausgerichtet sein. Die Messpunkte werden zusätzlich mit einem Farbsignal markiert. Alle 50 Meter wird die gemessene Situation fotografisch festgehalten.
«Was wir hier bekommen, sind Rohdaten», erklärt Glinka weiter. Diese müssten im Betrieb in Berlin weiter ausgewertet werden, bevor eine Aussage möglich ist. Am Ende wird die SWG auch nicht darum herumkommen, einige Löcher zu graben, um festzustellen, ob die «Treffer» verlässlich sind. Davon wird auch abhängen, ob das Verfahren später im grösseren Stil angewendet werden kann.
«In der ganzen Schweiz schaut man mit Spannung auf die Versuche, denn bis heute gibt es noch kein verlässliches Verfahren, um den Zustand von Gussleitungen zu überprüfen, ohne dass man sie ausgraben muss», erklärt Gerd Rettschlag. Der Versuch in Grenchen sei ein Pilotprojekt mit noch ungewissem Ausgang.
Die Ursache, dass die Leitungen vorzeitig altern, hängen mit der galvanischen Umgebung zusammen. Eine Rolle spielen könne die Bodenbeschaffenheit «Lehmboden ist bekanntermassen schlecht», meint Rettschlag. Früher habe man auch Häuser an Wasserleitungen geerdet oder Holzstämme zur Ausrichtung der Leitung beim Verlegen eingesetzt. Das zerfallende Holz hat ebenfalls galvanische Reaktionen ausgelöst.
Allein in Grenchen sind total 30 km Grauguss-Wasserleitungen verlegt.