14 000 Franken zahlte ein Mann aus Bern für ein Bild des Malers Martin Ziegelmüller. Das Werk heisst «Grenchen wird zur globalen Stadt» und zeigt auf, wie die Landschaft zwischen Neuenburg und Olten immer mehr zusammenwächst.
Kann man eine Industriestadt wie Grenchen als Ölbild malen? Man kann. Und dabei gleich noch ziemlich dick auftragen – im mehrfachen Sinn. Denn das Bild, das der bekannte Maler und Grafiker Martin Ziegelmüller aus Vinelz am Bielersee im Jahr 2013 fertiggestellt hat, zeigt ein Lichtermeer, unverkennbar am Jurasüdfuss, das von Südwesten gesehen fast bis zum Weissenstein reicht.
Deutlich sind in der Mitte die Hasenmatt erkennbar und im Osten die (beleuchteten) Masten der Bergbahn. Darunter dominant ein diffuser Siedlungsbrei, der die Nacht zum Tag macht. In der Tat: Wir müssen irgendwie in Grenchen sein, geografisch. Doch zu sehen ist eine Vision von einer grossen Stadt am Jurasüdfuss, die sich vielleicht einmal von Biel bis Olten erstreckt. Ein lichtverschmutztes Meer, aus dem die Jurahöhen nurmehr als Inseln herausragen?
Das Bild heisst «Grenchen wird zur globalen Stadt» und war kürzlich in einer Ausstellung in der Galerie Kunstkeller Bern zu sehen. Und wie der orangefarbige Punkt neben dem Werk zeigte, wurde es bei dieser Gelegenheit auch verkauft.
Martin Ziegelmüller, der im April 80 wurde, freut sich. Doch wie kam er dazu, Grenchen zu malen? Tatsächlich habe er die Uhrenstadt zum ersten Mal gemalt und das kam so: «Weil ich im Oberaargau (in Graben, Anm. d. Red.) aufgewachsen bin und am Bielersee wohne, bin immer wieder am Jurasüdfuss entlang gereist. Und vor allem in der Nacht habe ich gesehen, wie sich die Siedlungen ausbreiten, wie die Lichter mehr und mehr werden. Man hat das Gefühl, man komme nie aus der Stadt heraus.»
Am augenfälligsten sei diese Entwicklung für ihn in Grenchen gewesen, mit seinen Industriebauten, vorab Uhrenfabriken, mit dem Flugplatz, der Autobahn. «Aber im Grunde gleichen sich die Städte ja, vor allem nachts. Von Neuenburg bis Olten wächst alles zusammen.»
Ziegelmüller hat sich immer wieder mit dem Phänomen der Ausbreitung der Städte befasst und hat auch noch andere Städte in der Nacht gemalt, darunter mehrfach Bern. Trotz grobem Strich gelingt es ihm dabei ausgezeichnet, die Lichtstimmungen von nächtlichen Metropolen einzufangen. Das potenziell Hässliche verliert dabei im Licht der Quecksilberdampflampen nicht nur Kontur und Schärfe, das Licht, wie es Ziegelmüller malt, vermag sogar zu wärmen.
Er male meistens aus dem Kopf, nehme aber gelegentlich auch Skizzen oder Fotografien als Vorlagen, erklärt er zum Vorgehen. Sein Schaffen ist noch immer unermüdlich. Demnächst ist in Biel das männliche Pendant zu seinem «Hexenzyklus» zu sehen. Sinnigerweise arbeiten die männlichen Zauberlehrlinge dabei mit Teilchenbeschleunigern (4.7 bis 13.9. im Centre PasquArt).
Übrigens, wer meint, ein Grenchner oder Heimweh-Grenchner habe das Ziegelmüller-Bild (Katalogpreis 14 000 Fr.) gekauft, täuscht sich. Es ist Martin Spätig aus Wabern (Köniz). Der 56-Jährige hat das Bild für seine neue Wohnung am Fusse des Gurtens gekauft, die er kürzlich bezogen hat, gibt dieser bereitwillig Auskunft. Zu Grenchen habe er zwar keinen direkten Bezug, doch sei er im Seeland aufgewachsen, in Lüscherz. «Das Seeland und der Jura ist meine Heimat und mit dem Bild kann ich einen Teil davon nach Bern nehmen», begründet er den Kauf.
Das Bild habe ihn aber auch künstlerisch angesprochen und er besitze bereits ein kleineres Bild von Ziegelmüller, des Malers aus dem Nachbardorf seiner Jugend. Einen kleinen Bezug zu Grenchen hat Spätig übrigens doch: Er war eine Zeit lang im Mandat für die ETA tätig und half einst mit, die Swatch zu entwickeln.