Grenchen
Die Spitex muss ein Defizit einstecken — wegen diesen drei Gründen

An ihrer 25-Jahr-Jubiläums-Generalversammlung musste die Spitex Grenchen zum ersten Mal seit langem wieder ein Defizit verzeichnen. Vereinspräsident Rolf Dysli kann dafür drei Gründe nennen.

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Mit einem Minus von rund 84'000 Franken muss der Verein zum ersten Mal seit langer Zeit ein Defizit hinnehmen.(Symbolbild)

Mit einem Minus von rund 84'000 Franken muss der Verein zum ersten Mal seit langer Zeit ein Defizit hinnehmen.(Symbolbild)

Chris Iseli

Die Spitex Grenchen schaut an ihrer 25-Jahr-Jubiläums-Generalversammlung auf ein durchzogenes letztes Jahr zurück. Mit einem Minus von rund 84'000 Franken muss der Verein zum ersten Mal seit langer Zeit ein Defizit hinnehmen. Die Gründe dafür sind vielfältiger Natur, aber alle klar definierbar, wie Vereinspräsident Rolf Dysli erklärt.

Zum einen hatte die Spitex im ersten Halbjahr 2017 viele Todesfälle sowie Übertritte ihrer Patienten in Altersheime zu beklagen. Mit grösseren zusätzlichen Kosten war ausserdem die vom Regierungsrat verordnete Ausbildungsverpflichtung verbunden. «Dies allein hat uns im letzten Jahr ein Loch von 50'000 Franken in die Kasse gerissen, weil wir eine Ausbildnerin brauchten, die dafür zuständig ist», sagte Dysli.

Der dritte Grund ist der sogenannten Fallpauschale geschuldet. Patienten werden immer früher kurz nach den Operationen aus den Spitälern entlassen. Dies führt bei der Spitex anschliessend zu nachpflegenden Kurzeinsätzen, welche aufgrund des administrativen Aufwandes nicht kostendeckend sind.

Verhandlungen mit der Stadt haben ergeben, dass Grenchen bereit ist rund die Hälfte des Defizits zu decken. Die restlichen 42'000 Franken werden als Verlust auf die nächste Rechnung übertragen.

Unter dem Schweizer Schnitt

Der Gemeindebeitrag beläuft sich auf Total 784'243.24 Franken, was einer Finanzierung der Stadt von 25,29 Prozent entspricht. Dadurch liegt die Spitex Grenchen immer noch wesentlich unter dem schweizerischen Durchschnitt von 33 Prozent Kostenbeitrag durch die öffentliche Hand.

«Damit sind wir eine der besten Spitex weit und breit in unserer Umgebung» so der Präsident, welcher seine Worte bewusst an die Politik richtete. Um dem Spardruck entgegenzuwirken, beantragte der Präsident eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge von bisher 40 Franken für Familien auf 50 Franken und für Einzelpersonen von 30 auf 40 Franken. Die 52 anwesenden Stimmberechtigten segneten das Begehren einstimmig ab.

Grösster Verein Grenchens

Trotz der negativen Zahlen hatten die Anwesenden aber auch Grund zum Feiern. Am 24. September 1992 entstand die Spitex Grenchen aus der Fusion des reformierten und des allgemeinen Pflegevereins. Erste Präsidentin wurde Gertrud Christen, welche sich noch gut zu erinnern vermochte und den Vereinsmitgliedern nicht nur die Entstehungsgeschichte näherbrachte, sondern auch Optimismus für die Zukunft verbreitete: «Klar hat sich viel verändert, aber Probleme sind da, um sie zu lösen». Sie wisse zudem, so Christen, dass die Spitex Grenchen einen ausgezeichneten Ruf geniesse und die Stadt das Angebot des Vereins sehr schätze.

Auch der amtierende Präsident pries den Verein als Erfolgsmodell an. So hat sich die Spitex Grenchen im Laufe der letzten 25 Jahre zu einem KMU entwickelt, welches seinen Umsatz von rund 1 Mio. Franken auf über 3.2 Mio. Franken im Jahre 2016 steigern konnte und mittlerweile rund 55 Personen in einem Teilzeitpensum beschäftigt. Zudem ist die Spitex Grenchen mit ihren 1200 Mitgliedern der grösste Verein in der Uhrenstadt. «Das wäre doch etwas, dass man in einer Doku hätte bringen müssen», sagte Dysli und erntete dafür viele Lacher.