Zum Abschluss des Vortragszyklus zur Regionalgeschichte Grenchens rückte die Museumsgesellschaft den Schalenstein ins Zentrum des Vortrags am Donnerstagabend. Elias Meier führte auf die Spuren der Raumplanung der Helvetier.
Was hat der Stein mit dem Chappeli zu tun? Warum liegen die Fundamente der römischen Villa gerade auf dem Eichholzhügel und wie hängt ein überdimensioniertes Mobile mit der Antwort zusammen? Elias Meier, angehender Primarlehrer und archäologischer Geometer, zeigte den Zuhörern im Kultur-Historischen Museum spannende Zusammenhänge auf.
Sowohl über den Schalenstein wie auch über die Römervilla wurde seit dem Zweiten Weltkrieg fleissig geforscht und geschrieben. So hat der damalige Grenchner Stadtarchivar Hans Kaufmann zwischen Solothurn und Grenchen regelmässige Rechtecke in der Landschaft ausgemacht, deren Kreuzungspunkte die Römer markiert hatten.
Noch heute folgen manche Hecken, Flurwege und Gemeindegrenzen den Seitenlinien der Vierecke. Wenig überraschend liege auch der römische Gutshof auf dem Eichholzhügel auf einer dieser Planlinien, so der Referent. Zudem stehe die Eusebiuskirche exakt auf einem Kreuzungspunkt.
Elias Meier bewies mit seinem Vortrag über antike Raumplanung, dass es noch eine Menge zu entdecken gibt: vielleicht sogar einen römischen Gutshof in Bettlach.
Basierend auf dem Wissen um die Grenchner Villa Rustica (Vermessungslinien der Römer, ihre Vorliebe für Südhänge und die Nähe zu einer Quelle), könnte es beim Büelenschulhaus ebenfalls einen Gutshof gegeben haben. Bisher gebe es davon aber kaum Spuren.
Ganz praktisch demonstrierte er, wie die Römer die Landschaft vermassen. Neben der Passion für Details hätten sie aber immer den Blick für die Weite bewahrt: «Die Römer zogen eine Linie von Olten bis nach Studen, wo damals der wichtige Tempel Petinesca lag. Solothurn liegt auf dieser Linie.»
Die Erkenntnis, dass es sich bei Petinesca um einen beliebten Wallfahrtsort handelte, sei der Tatsache zu verdanken, dass dort Götterfiguren von Apollo und Mars mit Preisschildern gefunden wurden.
Im Gegensatz zur gut erforschten römischen Raumplanung, sei die vorgängige keltische, also diejenige der Helvetier, noch kaum erforscht. Dieses Thema steht im Zentrum des Interesses des jungen Grenchners.
Als Ausgangspunkt wählte er den Schalenstein. Dessen astronomische Bedeutung bei der Wintersonnenwende ist bekannt – am 21. Dezember sinkt die Sonne exakt in der Verlängerung einer Linie von Vertiefungen.
Elias Meier präsentierte seine eigenen Erkenntnisse, wonach der Schalenstein zusätzlich als Wegweiser gedient habe. Er liege genau auf der Linie zwischen der Teufelsburg in Rüti und der Kapelle Allerheiligen.
Ausgehend von der Tatsache, dass Kirchen oft an älteren, heidnischen Kultstätten errichtet wurden, deute die behauene Kante auf der Rückseite Richtung Chappeli.
Der Grenchner Schalenstein muss ein prominentes Exemplar seiner Gattung gewesen sein. Sonst hätte man ihn kaum mit einer Mauer umgeben. In entspanntem Plauderton, der das Zuhören angenehm machte, erklärte Elias Meier seine Messungen, wonach der Schalenstein genau den gleichen Abstand zur Kirche Altreu und zur reformierten Kirche Büren habe.
Dasselbe gelte für das Paar Kirche Arch – Burg Grenchen/Bettleschloss, Festung Sur-les-Roches (Romont) – Kirche Pieterlen und Chilchmatt (Büren) – Teufelsburg. «Stehen die Kirchen alle zufällig dort?», fragte er.
Der Forscher ist überzeugt: «Der Schalenstein muss der Mittelpunkt einer noch unerforschten vorrömischen Raumplanung gewesen sein.» Weitere Belege für diese Theorie will er mit Landschaftsvermessungen finden.