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In der Kapelle Allerheiligen steht eine kleine Sanierung zur Debatte.
Wenn Gottesdienstbesucher sich nach der Messe eingerostet fühlen und beim Aufstehen nach einem «Chappeli-Konzert» ächzen, war nicht etwa die Predigt oder die Musik schlecht. Ihnen hat bloss ein Stück Holz den Komfort beim Sitzen verdorben.
Die Kirchenbänke in der Kapelle Allerheiligen (Chappeli) sind mit Querlatten versehen, die fies auf den Rückennerv drücken. Die Vorsprünge haben schon manche andächtige Stimmung verdorben. In Zukunft soll das nicht mehr geschehen.
Im nächsten Jahr möchte die Pfarrei Eusebius 45'000 Franken investieren, um die Kanten zu kürzen. Am 8. Dezember stimmt die Kirchgemeindeversammlung der Katholiken über das Budget und damit über bequemere Sitzbänke im Chappeli ab.
Angebracht wurden die lästigen Querlatten als Ablage für das Liederbuch. Solange die Gläubigen bolzengerade im Gottesdienst sassen, nahm niemand Anstoss an den Vorsprüngen. Doch die Sitzkultur hat sich geändert. Die Art von Haltung, die einst Gouvernanten ihren Schützlingen eingebläut haben, ist längst aus der Mode. Rückenlehnen sind heute zum Anlehnen da.
Damit man künftig im Chappeli bequem anlehnen kann, soll die Latte zur Abdeckung mit dem Rest der Lehne bündig werden. Selbst dann soll sie als Ablagefläche für die Liederbücher noch genügend Platz bieten. Dazu muss die Querlatte um fünf Zentimeter gekürzt werden. «Bei dieser Gelegenheit möchten wir auch gleich die Sitzfläche der Bänke um zehn Zentimeter breiter machen, was ebenfalls entscheidend zum Komfort beiträgt.» Das erklärt Kirchgemeindepräsident Alfred Kilchenmann.
Vorausgesetzt die Kirchgemeinde stimmt zu, soll nächstes Jahr ein auf Sakralbauten spezialisiertes Architekturbüro mit der Aufgabe betraut werden. Von diesem Büro in Solothurn stamme auch der Kostenvoranschlag, auf den sich der Kirchgemeinderat für das Budget stützt, sagt Kilchenmann.
Der Zahn der Zeit nagt in der 337-jährigen Kapelle nicht nur an den Bänken. Das Reliquienständer-Paar aus dem Jahr 1701 wurde vom Holzwurm befallen. Sägemehlspuren zwischen den Füssen der geschnitzten Schränkchen vor dem Seitenaltar links verraten den Befall. Festgestellt hat das im Sommer der ehemalige Sakristan Paul Sperisen. Im Rahmen des Hütedienstes zu den Öffnungszeiten machte er einen Rundgang durch «seine» Kapelle und sah den Holzstaub auf den Altartüchern.
Kirchgemeindepräsident Alfred Kilchenmann möchte das Malheur so rasch als möglich beheben. Er hofft, dass die Sanierungskosten ebenfalls noch Eingang ins Budget finden und vom Kirchgemeinderat an der heutigen Sitzung (am 17. November) beraten werden können. «Ich habe mit der kantonalen Denkmalpflege Kontakt aufgenommen, um das Vorgehen zur Bekämpfung des Holzwurms abzustimmen.»