Leichtathletik
Die Olympischen Spiele sind das Fernziel der Grenchnerin

Das Leichtathletik-Talent Lenja Heusser vom Turnverein Grenchen brillierte in den letzten Wochen.

André Weyermann
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Lenja Heusser, Leichtathletin des TV Grenchen, beim Fototermin im alten Turnerstadion.

Lenja Heusser, Leichtathletin des TV Grenchen, beim Fototermin im alten Turnerstadion.

Michel Lüthi/bilderwerft.ch

Was war das für ein September für die Grenchner Leichtathletik-Hoffnung Lenja Heusser. Innert dreier Wochen absolvierte sie gleich drei Wettkämpfe, an welchen sie jeweils an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im Einsatz stand. Ganz schön anstrengend, aber ebenso erfolgreich:

An den Einzel-SchweizerMeisterschaften der U16-Kategorie in Düdingen holte sie sich den Titel im Diskuswerfen und die Silbermedaille im Kugelstossen, kämpfte sich dazu über die Hürden (80 Meter) bis in den Halbfinal vor. An den Mehrkampfmeisterschaften U16 (Fünfkampf) in Hochdorf gewann sie die Silbermedaille, und nur eine Woche später bestritt sie ihren ersten Siebenkampf – in der Kategorie U18 notabene. Mit ihrer Performance katapultierte sich die 15-Jährige in der Schweizer Bestenliste auf Rang 12, wobei die allermeisten anderen Konkurrentinnen ein oder gar zwei Jahre älter sind als sie.

Die junge Athletin ist streng mit sich selber

Es spricht für ihre Leistungsbereitschaft, dass sie in einer ersten Reaktion davon sprach, dass «es nicht gerade gut gelaufen sei». Zieht man ihr chargiertes Programm in Betracht, dazu die Tatsache, dass sie zum Beispiel die 100 Meter Hürden vorher noch nie gelaufen ist, und weiss überdies, dass in der Woche vor dem Wettkampf eine Schulreise mit einer anstrengenden Wanderung anstand, kann man nur den Hut ziehen ob ihres tollen Abschneidens.

Sie sei jetzt schon sehr müde, habe dies auch im Wettkampf gespürt, meinte sie verständlicherweise. Sie freut sich jetzt auf zwei bis drei Wochen Ferien, ehe es an die Vorbereitung für die Hallensaison geht.

Klare Ziele und Vorbilder vor Augen

Ihre sportliche Zukunft sieht sie klar im Siebenkampf. Eine Teilnahme an Olympischen Spielen ist ihr erklärtes Ziel. Selbstverständlich zittert sie am Fernsehen in diesen Tagen mit der amtierenden U23-Europameisterin und Schweizer Rekordhalterin (6391 Punkte) Géraldine Ruckstuhl mit, wenn diese versucht, ein gutes Resultat an den Weltmeisterschaften in Doha zu erreichen. Daneben gibt Lenja Heusser als Vorbild auch Olympiasiegerin Nafissatou Thiam und Sprintstar Dafne Schippers an, die ihre Karriere bekanntlich als Mehrkämpferin begonnen hat.

Trainer ist von ihren Stärken überzeugt

Seit 6 Jahren ist Peter Rüfli vom Turnverein Grenchen ihr Trainer. Er traut ihr eine internationale Karriere durchaus zu. «Man merkte schnell, dass sie viel Talent hat. Sie ist ungemein willensstark, charakterlich einwandfrei und verfügt über ein ausgezeichnetes Koordinationsvermögen», fasst er ihre grossen Stärken zusammen. Dazu spüre sie sich selber sehr gut, könne auch eigenständig Korrekturen anbringen. Diese Fähigkeiten erlaubten es ihr auch, innert kürzester Zeit im Kugelstossen auf die kompliziertere, aber auch erfolgversprechendere Drehstoss-Technik umzustellen.

Dank Rüflis Kontakten kann sie zweimal pro Woche in Magglingen trainieren, wo sie natürlich die viel besseren Bedingungen vorfindet als im altehrwürdigen Grenchner Stadion. Lenja Heusser ist zudem Mitglied des Nordwestschweizer Kaders und trainiert regelmässig in Basel. Dort wurde zuletzt vor allem am Speerwurf gefeilt.

Die Nachwuchshoffnung absolviert die «Sportkanti». «Das hat den Vorteil, dass ich regelmässig trainieren und auch regenerieren kann. Denn wir absolvieren den Unterrichtsstoff in fünf anstatt der üblichen vier Jahre», gibt sie zu Protokoll.

Ein Bewegungstalent von klein auf

Sie war schon immer ein Bewegungstalent. Schwimmen, Reiten, Talent Eye oder auch das Musizieren am Klavier hat sie ausprobiert. Und im Fussball spielte sie mit den Jungen beim FC Grenchen 15 Junioren C1 Promotion und gleichzeitig in der Damen-U16-Auswahl in Derendingen.

Ihre bisherige Karriere wäre ohne starken Rückhalt in der Familie (Mutter Chantal, Vater Martin, die Schwestern Melina und Tamina sowie Bruder Yannis) nicht möglich gewesen. «Allein schon die logistische Herausforderung, an die Trainings und die Wettkämpfe zu gelangen, wäre ohne ihre Unterstützung unmöglich. Dazu kommen finanzielle Aufwendungen für Bekleidung und Nagelschuhe, die nicht gerade billig sind», erklärt die ebenso quirlige wie sympathische Spitzensportlerin. Und nicht zuletzt sei die mentale Unterstützung von grosser Bedeutung. «Für all das bin ich meiner Familie, insbesondere meiner Mutter sehr dankbar.»

Auch wenn der Sport im Allgemeinen und der Siebenkampf im Speziellen nicht wirklich planbar sind, darf man sich in Grenchen auf weitere Grosstaten von Lenja Heusser freuen. Schön wäre es natürlich, könnte sie ihr Talent wettkampfmässig in der Heimatstadt präsentieren. Es gibt Hoffnung diesbezüglich: Lenja ist noch jung und kürzlich erfolgte der Spatenstich zu einem auch höheren Ansprüchen genügenden Stadion.