Die Gemeinderatskommission hat eine Denkpause in Sachen Neugestaltung des Zytplatzes beschlossen. Zuerst müsse die Unterführung weg und weitere offene Fragen geklärt werden.
Schon seit geraumer Zeit ist geplant, den Zytplatz - das Areal zwischen Bettlach- und Solothurnstrasse - mit einer markanten Skulptur zu gestalten, die das Thema zeit aufnimmt. Im Oktober 2018 war ein Wettbewerb unter den Studierenden der Höheren Fachschule für Technik (hftm) ausgeschrieben worden. Die sieben eingereichten Projektideen wurden von einer sechsköpfigen Jury begutachtet, und der Gewinner des Wettbewerbs hat eine Konkretisierung seines Projektes vorgestellt und ein Preisgeld von vorerst 1000 Fr. erhalten.
Ursprünglich wurde bis Ende September 2019 ein Modell des Projektes angekündigt, was aber ausblieb. Je nach Kostenhöhe werde die GRK oder der Gemeinderat über die Umsetzung entscheiden, hiess es damals.
Jetzt hat die GRK entschieden. Letzte Woche orientierte Stadtpräsident François Scheidegger die Beteiligten, dass das Projekt vorerst sistiert wird. Die Gemeinderatskommission GRK hat beschlossen, zuerst die stillgelegte Unterführung, die einst ins Coop hinüber führte, baulich anzupassen, d. h. rückzubauen. Damit könne man sich ein besseres Bild des Platzes machen, heisst es. Auch will die GRK zuerst die Ergebnisse des laufenden «Signaletik»-Prozesses (z. B. elektronische Infotafeln) abwarten, welche ebenfalls in die Überlegungen der Platzgestaltung einfliessen sollen. «Eine Uhr kann auch elektronisch auf einem Bildschirm gezeigt werden - zum Beispiel jeden Tag von einer anderen Grenchner Marke...», erklärt Scheidegger.
Die überraschend gefundene Lösung des Gemeinderates für die Sommersperrung der Bettlachstrasse, welche Marktplatz und Zytplatz voneinander trennt hat für den Entscheid offenbar keine Rolle gespielt. Scheidegger betont, dass die Denkpause von der GRK bereits vor dem Entscheid beschlossen wurde. «Diese sorgt aber für eine zusätzliche Veränderung der Ausagangslage. Es gibt zurzeit einfach zu viele Unsicherheiten, um weitreichende Entscheide zu treffen.» Beispielsweise gehöre die besagte Unterführung gar nicht der Stadt, sondern Coop. Gespräche hätten auch gezeigt, dass die Stadt für die bisher diskutierten Ideen ein zu enges Korsett angelegt habe. Und nicht zuletzt seien die Kosten hoch. «Dass in Zeiten von Corona 300'000 bis 400'000 Fr. für ein Wahrzeichen ausgegeben werden, dürfte auf Kritik stossen.» Scheidegger versichert aber, dass die Gestaltung des Zytplatzes zu gegebener Zeit an die Hand genommen werde. «Aufgeschoben ist nicht aufgehoben».
Alt Stadtbaumeister Claude Barbey, der vergangenen Dezember als Visarte-Präsident (Solothurner Sektion der visuellen Künstler) als Berater eigezogen wurde, kann zwar verstehen, dass die Stadt aufgrund dieser Faktoren und vielleicht auch der Coronakrise andere Prioritäten setzt. «Ich befürchte aber, dass die GRK womöglich gar nicht bereit ist, den für eine solide Gestaltung des Platzes notwendigen Betrag aufzuwerfen.»
Hätte die Stadt den Weg eines Wettbewerbes für «Kunst im öffentlichen Raum» begangen , so hätte sie beim kantonalen Amt für Kultur (Lotteriefonds) "mit grösster Wahrscheinlichkeit finanzielle Unterstützung erhalten", glaubt Barbey.