Museum Grenchen
«Die Industrialisierung war das wirklich Spannende und wirkt bis heute nach»

Stiftungsratspräsident Alfred Fasnacht tritt nach acht Jahren zurück, Lukas Walter übernimmt die Leitung. Das Museum Grenchen konzentriert sich auf die jüngere Geschichte der Stadt und legt den Fokus dabei auf das Zeitalter der Industrialisierung.

Andreas Toggweiler
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Stiftungsratspräsident Alfred Fasnacht (links) und sein Nachfolger Lukas Walter.

Stiftungsratspräsident Alfred Fasnacht (links) und sein Nachfolger Lukas Walter.

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Nach acht Jahren an der Spitze der Stiftung Museum Grenchen hat Alfred Fasnacht das Amt seinem Nachfolger Lukas Walter übergeben. Fasnacht wird am Donnerstagabend im Museum öffentlich verabschiedet.

«Ich bin im 70. Lebensjahr und möchte nun auch etwas kürzer treten», begründet Fasnacht seinen Schritt. Er hat das Museum durch eine wichtige Phase des Umbaus und der Neuausrichtung geführt und an mehreren Ausstellungen mitgearbeitet.

«Alles hat 1999 begonnen, als ich die Burg Grenchen im Internet dokumentiert habe und im Museum einen Vortrag darüber hielt», erinnert sich Fasnacht, der seit 1968 im Bernbiet lebt, aber in Grenchen aufgewachsen ist und auch hier eine Banklehre absolviert hatte. Später war er Bibliothekar an der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern.

Industrialisierung im Zentrum

Die Kontakte zu Grenchen blieben aber regelmässig, insbesondere als er vor acht Jahren das Stiftungspräsidium des Museums übernahm. Fasnacht erinnert sich an verschiedene Highlights, wie die Ausstellung zum Arbeiterdorf Tripoli (Bau des Grenchenberg-Tunnels) oder zum Generalstreik 1918, als das Museum, der «Not» des Umbaus gehorchend, seine Ausstellung kurzerhand auf Grenchens Strassen verlagerte.

Als wichtigen Schritt bezeichnet er das neue Museumskonzept, das sich schwerpunktmässig auf die jüngere Geschichte Grenchens konzentriert. «Die Industrialisierung war das wirklich Spannende und wirkt bis heute nach.»

Die Zuschauerzahlen, die danach (mit Ausnahme von 2013) kontinuierlich auf 3000 Eintritte pro Jahr anstiegen, geben dem Konzept recht.

Bedeutsam sei auch der Einbezug weiterer Bevölkerungskreise wie Vereine oder die Schulen in die Aktivitäten des Museums. «Regelmässige Events helfen, die Schwellenangst abzubauen und neue Besuchergruppen anzusprechen. Wir müssen immer in Bewegung bleiben.»

Dies geschehe auch durch die «wechselnde Permanenz» der Ausstellung. Von jeder Sonderausstellung bleibt jeweils ein Teil bestehen. So erneuert sich etwa alle sechs Jahre das ganze Museum. Und schliesslich hofft Fasnacht, dass mit seinem Nachfolger Lukas Walter auch die Synergien unter den Solothurner Museen angezapft werden können.

Walter, der die Vereinigung Musesol präsidiert, freut sich auf seine neue Aufgabe. «Ich kann auf einem soliden Fundament weiter bauen», meint der bisherige Vizepräsident. Den «Durchhänger» bei den Besucherzahlen im letzten Jahr werde man jetzt analysieren und auch eine Standortbestimmung nach vier Jahren vornehmen.

Die Ausstellung zur Nachkriegsarchitektur im Kanton Solothurn, ein erstes Gemeinschaftsprojekt mit anderen Museen, sei bisher auf beachtliches Interesse gestossen.

Walter sieht es zudem als seine Aufgabe, die Finanzierungsbasis des Museums mittels Sponsorensuche weiter zu verbreitern. Zwei Drittel des Budgets von rund 150 000 Franken werden heute durch die Stadt und den Lotteriefonds gedeckt.

«Wichtiges und weniger Wichtiges - Episoden aus der Grenchner Geschichte», Vortrag von Fred Fasnacht am Donnerstag um 19 Uhr im Kulturhistorischen Museum; danach Verabschiedung mit Apéro.