Der Rohbau der «Xhamia-Ebu-Hanife-Moschee» an der Maienstrasse steht – jetzt kommen Fassade und Innenausstattung als Nächstes dran.
«Bis jetzt ist alles planmässig verlaufen, wir hatten keine grösseren Probleme zu bewältigen», sagt Nadir Polat, der Projektleiter des Baus der «Xhamia-Ebu-Hanife-Moschee» an der Maienstrasse. Tatsächlich ist der Rohbau des neuen Gebetshauses der albanisch-islamischen Glaubensgemeinschaft AIG fertiggestellt, wie bei einem Augenschein vor Ort zu sehen ist. Die Fenster sind montiert, die Kuppeln auf dem Dach aus Holz ebenfalls. «Als Nächstes werden wir mit der Fassadenverkleidung beginnen und gleichzeitig den Innenausbau vorantreiben», so Polat. Auch die vier Kuppeln – zu sehen sind von aussen nur deren zwei – werden in der nächsten Zeit mit Kupferblech verkleidet.
Die Moschee «Ebu Hanife», benannt nach einem islamischen Theologen aus Persien, der um das Jahr 698 nach Christus lebte, ist ein Gebäude von rund 8 Metern Höhe. Im Innern sollen später rund 200 Personen Platz finden, fürs Gebet, für Deutsch- und Religionskurse. Neben der Moschee will man 53 Parkplätze erstellen.
Das Gebäude ist zweigeschossig: Im Untergeschoss soll es einen Aufenthaltsraum mit Küche geben, nebst diversen Kellerräumen, den technischen Installationsräumen und einem Vorwaschraum – dem Raum, in dem die Männer vor dem Gebet die vorgeschriebenen Waschungen vornehmen. Das Untergeschoss ist im Wesentlichen den Männern vorbehalten. Auch der grösste Teil des Erdgeschosses: Hier finden sich Sitzungsräume, weitere Toilettenanlagen, auch behindertengerechte, und kleinere Räume sowie der grosse Hauptraum der Moschee, der eigentliche Gebetsraum.
Der Bau der Moschee hatte vor sechs Jahren landesweite Wellen geworfen, als Unbekannte ein totes Schwein und vier Schweinsköpfe dort vergruben sowie über 100 Liter Schweineblut auf dem Gelände verteilten, um damit den Untergrund zu entweihen und so den Bau zu verhindern. Die Täter wurden nie gefasst. Das Gelände gehörte ursprünglich dem Garagisten und SVP-Gemeinderat Ivo von Büren, der es weiterverkauft hatte, ohne zu wissen, wofür das Land vorgesehen war. Es blieb in der Folge bei diesen Vandalenakten, zum Glück. «Überhaupt haben wir festgestellt, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung doch sehr gross ist», betont Projektleiter Nadir Polat. Er hatte der Bauherrschaft, der Albanisch islamischen Glaubensgemeinschaft (AIG), ein Überwachungssystem vorgeschlagen, als er die Projektleitung übernahm.
Doch auch vom finanziellen Aspekt her gesehen verlief es harzig: Eine erste Baubewilligung aus dem Jahr 2010, die schon um ein Jahr verlängert worden war und verfiel, hatte die Baudirektion an die Bedingung geknüpft, dass die Bürgschaft einer Schweizer Bank vorliegen muss, welche sicherstellt, dass die 2 Millionen während der gesamten Bauzeit zur Verfügung stehen. Der Bauherrschaft gelang es aber nicht, die Summe und die geforderte Garantie beizubringen.
Für eine neue Baubewilligung im Jahr 2013 verlangte man, dass das Geld für den Bau auf einem Sperrkonto hinterlegt wird. Die AIG, die selber inzwischen etwa eine Million gesammelt hatte, konnte sämtliche verlangten Dokumente und Garantien beibringen – die Aargauer Kantonalbank soll dem Vernehmen nach die Garantie abgegeben haben –, und kurz vor Ablauf der Verlängerung der Baubewilligung erfolgte der Spatenstich Mitte April des letzten Jahres. (om)
Dieser Hauptraum verfügt über eine Galerie, auf der die Frauen ihren Platz haben. Sie haben einen eigenen Eingang, eigene Toiletten- und Waschräume, wo sie ihre vorgeschriebenen Waschungen vornehmen. Auch im Bereich, der den Frauen vorbehalten ist, findet man Sitzungsräume und Besprechungszimmer. Die Bereiche für Männer und Frauen sind komplett voneinander getrennt – nur im Notfall wird es die Möglichkeit geben, eine Tür zwischen den beiden Bereichen zu öffnen.
Noch bestehen die Wände aus rohem Beton. Zu sehen sind aber jetzt schon die Verkabelungen für die Beleuchtung. «Elektronisch und elektrotechnisch gesehen werden wir einen sehr hohen Standard haben», so Polat. Beispielsweise werde man ganz auf indirekte Beleuchtung setzen, im Gegensatz zu den hängenden Beleuchtungen in den klassisch-orientalischen Moscheen. Auch andere elektronische Vorrichtungen für Hör- und Sprachunterstützung sind vorgesehen.
Laut Polat werden die Wände und Decken im Innern nicht verputzt, sondern der Beton bleibt sichtbar. «Das wird ein sehr modernes und doch schlichtes Gebäude», so Polat. Künstler werden die vier Kuppeln, die noch isoliert und ausgekleidet werden, innen gestalten. Die grosse Kuppel über dem Gebetsraum, der nach Mekka ausgerichtet ist, misst rund 9 Meter Durchmesser. «Sie aus Beton zu giessen wäre rein statisch gesehen nicht möglich gewesen, weil sie zu schwer geworden wäre», erklärt der Projektleiter.
Bis jetzt haben man auch den Kostenrahmen einhalten können. Die knapp zwei Millionen Franken, die der Bau insgesamt kosten soll, mussten bereits vor Baubeginn garantiert sein, damit eine Baubewilligung erteilt werden konnte (siehe separater Artikel). «Viele Arbeiten und Dienstleistungen werden durch Freiwillige gratis geleistet und wir erhielten namhafte Schenkungen. So wurden der albanisch-islamischen Glaubensgemeinschaft beispielsweise alle Fenster und deren Einbau vom Fensterbauer geschenkt. Weitere Schenkungen diverser Firmen wurden bereits in Aussicht gestellt, sodass wir finanziell gut dastehen.» Die Freiwilligenarbeit mache es aber auch schwierig, schon jetzt einen Termin für die Fertigstellung der Moschee anzugeben, so Polat. Aber er denke, Anfang des nächsten Jahres seien alle Arbeiten abgeschlossen. In der Zwischenzeit werde man auch noch einen Tag der offenen Türe durchführen – der Termin sei allerdings noch nicht definiert worden.