Kleintheater
Die Grenchner Kleintheater-Saison ist eröffnet

Die erste Vorstellung der Saison begeistert das Grenchner Publikum mit Pfiffigen Wortspielen und ironischen Pointen. Dies auch darum, weil die Erwartungen des Publikums angesichts des Programmtitels nicht sehr hoch lagen.

Lara Eggimann
Drucken
Anette Herbst vermochte das Grenchner Publikum in ihren Bann zu ziehen

Anette Herbst vermochte das Grenchner Publikum in ihren Bann zu ziehen

Hanspeter Bärtschi

«Leicht gemachte Wege ins depressive Nichts», hiess das Programm von Anette Herbst nämlich, mit dem sie die Saison des Kleintheaters eröffnete.

Zu Beginn der Vorstellung bedankte sich die Kabarettistin Anette Herbst denn auch beim Publikum, dass überhaupt jemand gekommen sei. Ein Lachen ging durch die Menge. Ihre selbstironische Art versprühte einen Charme, der die Anwesenden schnell zu überzeugen vermochte. Vom ersten Moment an markierte sie Präsenz auf der Bühne. Den roten Faden aber gab sie, nicht nur sprichwörtlich, ans Publikum weiter.

Ausgefallene Sprachbilder

«Es ist herrlich, was Anette Herbst mit der Sprache macht. Sie versteht es wie kaum eine andere, ausgefallene Sprachbilder zu kreieren», lobte eine Besucherin aus Grenchen die Kabarettistin. Die Ideen für ihre Pointen nimmt sie aus dem Alltag, weshalb ihre Vorstellung lebendig und frisch wirkt. Herbst erzählte, wie sie beispielsweise immer wieder aufgefordert werde, mal schnell zu warten. Nur wisse sie nicht, wie das denn gehen soll, mal schnell zu warten. Ihre verblüffende Interpretation des schnellen Wartens lässt die Besucher schmunzeln. Oder beim Bäcker wünschte ihr die Verkäuferin einen schönen Tag. «Danke, ihnen auch», erwiderte sie. Darauf die Verkäuferin: «Merci, gleichfalls.» Dies sei ein weiteres Beispiel, dass sie heutzutage die Welt nicht mehr verstehe.

Verblüffende Sprachbilder

Es ist aber nicht nur die Sprache, mit der Anette Herbst umzugehen weiss, ihren Körper und die Mimik setzt sie ebenfalls gekonnt in Szene. Die körperliche Präzision und die verblüffenden Sprachbilder lassen die harte Arbeit ahnen, die hinter dem Programm steckt. Und auch ihre gesanglichen Qualitäten lassen sich hören. «Der Abend war toll, ich habe viel gelacht. Anette Herbst ist eine aussergewöhnliche Künstlerin,» resümiert eine Zuschauerin.

Einem anderen hat es ebenfalls gefallen, in Begeisterung hat es ihn jedoch nicht versetzt: «Die Übergänge zwischen den einzelnen Szenen waren teilweise sehr abrupt. Ich habe etwas die Struktur im Programm vermisst.» Der Tenor aus dem Publikum war insgesamt sehr positiv.

Die Verantwortlichen des Kleintheaters sind zufrieden mit der ersten Vorstellung der Saison. Es folgen bis im Mai acht weitere Vorstellungen von diversen Künstlern. Ein guter Saisonstart ist mit Anette Herbst jedenfalls gelungen. «Leichtgemachte Wege ins depressive Nichts» scheint wahrlich die fröhlichste Depression der Welt zu sein.