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Wir besuchten die Uhrenfirmen aus der Region Solothurn - Grenchen, die an der Baselworld in ihren Messeständen Kunden und Distributoren empfangen. Die Messe hat sich verändert, bleibt aber wichtig - speziell für die Kleineren.
Die Baselworld hat sich verändert. Massiv sogar. Der Auszug aller Uhrenmarken, die zur Swatch-Group gehören, gibt der Messe ein völlig neues Gesicht. Im Erdgeschoss der grossen Halle, wo sich einst die grossen Messebauten von Omega, Longines, Rado, Tissot und Co. befanden, gibt es viel Platz. So viel Platz, dass man sogar das Pressezentrum jetzt dorthin verlegte und vergrösserte.
Dafür haben jetzt andere Marken mehr Raum, wie zum Beispiel Breitling: Die Uhrenfirma mit Hauptsitz in Grenchen hat jetzt einen der besten Plätze an der Messe, obwohl es derselbe ist wie die letzten Jahre: Direkt am Ende der Plaza steht der imposante dreistöckige Messestand, ganz in Marmor gehalten, mit cooler Retro-Surfbar – allerdings nur für geladene Gäste und Breitling-Members – und sage und schreibe 47 Show- und Besprechungsräumen.
Noch letztes Jahr stand ihnen dort Omega quasi vor der Sonne. Von der Swatch-Group konnte man auch das Restaurant unmittelbar neben dem Stand «erben». Breitling ist eine von drei Uhrenfirmen aus der Region Solothurn- Grenchen, die der Baselworld bisher die Treue gehalten haben. Dass sich das ändern könnte, schloss Georges Kern, CEO der Breitling, gegenüber dieser Zeitung nicht aus, wie er am Rande des Breitling Summit am Abend sagte (siehe Kasten unten).
Jowissa aus Bettlach hat einen Messestand im 1. Stock, wo man die Neuheiten der Saison präsentiert und Kundengespräche führt. «Wir empfangen hier seit 2007 unsere Distributoren und Detailhändler, die Jowissa in rund 37 Ländern auf den Markt bringen», erklärt Mladen Brcina, COO der Firma. Hier habe man die Möglichkeit, ihnen die neuen Kollektionen zu präsentieren, die an der Messe lanciert werden. «Zwar hat die Digitalisierung einiges verändert. So wurden beispielsweise früher die Bestellungen fürs ganze Jahr fast ausschliesslich an der Messe selber getätigt. Das ist heutzutage nicht mehr nötig, weil man digital auf Kataloge zugreifen und sich die Informationen online holen kann», sagt Brcina. Und doch sei der persönliche Kontakt immer noch wichtig. «Jowissa ist keine ‹globale› Marke und wir sind auch nicht so bekannt. Unsere Uhren muss man in die Hand nehmen, anschauen und fühlen können. Unsere wichtigsten Märkte sind Deutschland, China, Japan, Russland und der arabische Raum. Die meisten Uhren verkaufen wir eigentlich in der Schweiz, an Orten wie Interlaken oder Luzern. Aber fast ausschliesslich an Touristen. Folglich verlassen auch diese Uhren zu einem grossen Teil die Schweiz, im Handgepäck.»
Die Uhren sind im unteren und mittleren Preissegment zu finden, im Bereich von 120 bis 400 Franken. «Unsere Uhren sind Schmuckuhren, die sich durch ihre elegante und modische Erscheinung auszeichnen», sagt Corinne Burkhard, Marketingverantwortliche bei Jowissa. Besonderes Merkmal ist beispielsweise das facettierte Glas, das die Uhr ganz, über die Lünette hinaus, bedeckt und sie im Licht funkeln lässt. Jowissa ist mit einer ganzen Reihe von Neuerungen an der Messe und am Markt. «Wir stellten auch schon in der Vergangenheit unseren Partnern, Distributoren und Händlern die neuen Modelle an der Baselworld vor. Deshalb hat man sich schon etwas darauf eingestellt, die Neuheiten zu dem Zeitpunkt bereit zu haben», so Mladen Brcina. Denn dann beginnt das Geschäft. Von daher dürfte die Verschiebung der Baselworld auf Ende April im nächsten Jahr wenig Freude bereiten.
Gleich neben Jowissa befindet sich der Stand der Chrono AG aus Solothurn mit ihren Marken Cover und Swiss Military. «Wir haben einen guten Platz, an der Stirnfront der langgezogenen Halle, sind gut zu sehen», sagt Stefan Ingold, zusammen mit seinem Bruder Markus Inhaber der Firma. Beide Marken trumpfen mit einigen Neuheiten auf. So bringt Cover eine umfangreiche Linie «Crazy seconds», modische und witzige Uhren für die junge Frau zwischen 20 und 30, entworfen von Frauen für Frauen. Swiss Military, mit offizieller Lizenz des Bundes, erfreut sich einer wachsenden weltweiten Markterweiterung und robuster Outdoor-Modelle. Darunter die aktuell einzige in der Schweiz produzierte Solaruhr, ganz ohne Batterie.
Ingold ist der Meinung, die Baselworld habe an Attraktivität gewonnen durch die Veränderung, sowohl bei Ausstellern wie bei der Messeleitung. «Der neue Chef, Michel Loris-Melikoff, machte sogar schon in der Aufbauphase seine Aufwartung – das gab es noch nie zuvor.» Ingold empfängt hier seine Partner, Kunden und Retailhändler, und das bereits seit 33 Jahren. Räumlichkeiten ausserhalb der Messe, wie das andere Uhrenfirmen tun, etwa die Lengnauer Delma, kommen für ihn vorerst nicht infrage. Das neue Konzept der Messe werde erst am Dienstag bekannt gegeben. Dann werde man weitersehen.
Den Weg «nach draussen» hat die Biberister Mondaine schon vor drei Jahren gemacht. Keine zwei Minuten Fussweg von der Messe entfernt, präsentieren die Gebrüder Ronnie und André Bernheim in einem von ihnen für die Messewoche umgebauten Veloladen auf zwei Stöcken Neuheiten ihrer Marken Mondaine, Luminox und M-Watch – die übrigens nach ausgestandenem Rechtsstreit wieder über die Migros vertrieben wird.
Die als «Bahnhofsuhr» bekannte Marke Mondaine kreierte für das 75-Jahr-Jubiläum der SBB zusammen mit dem Bahnunternehmen eine Jubiläumsuhr. Bei einigen neuen Modellen setzt man auf den Umweltgedanken und verwendet für die Bänder Materialien aus reziklierbarem Material.
Luminox, die sich durch Robustheit und eine 25 Jahre andauernde Leuchtkraft auszeichnet, bringt neue Modelle für Outdoor-Fans.
«Unsere Kunden kommen gerne in den Cenci-Veloladen, den schönsten der Schweiz», sagt Ronnie Bernheim schmunzelnd. «Dann kommen sie für ein paar Minuten an die frische Luft.»
Rund 400 Personen waren zum «Breitling-Summit» in die Dreispitzhalle im Münchensteiner Industriegebiet eingeladen. Ein sichtlich relaxter CEO Georges Kern empfing Gäste aus aller Welt, Distributoren, Händler und Partner Breitlings. Kern warf in seiner Präsentation zuerst einen Blick zurück, auf die erreichten Meilensteine der letzten Jahre. Wie beispielsweise den neuen Look, der im 2018 lanciert wurde, im Industriedesign. Breitling, welche früher als die Fliegeruhr schlechthin galt, gab sich schon letztes Jahr ein teilweise neues Gesicht. Man will die Storys weiterschreiben, gleichzeitig das Erbe bewahren und weiterentwickeln. So tritt Breitling mit Neuauflagen traditioneller Modelle aus den 60er- und 70er-Jahren an und bringt Neuentwicklungen, die mit Geschichte verknüpft sind.
Breitling setzt seit letztem Jahr auf die «Mission Squads», Imageträger für ein Lebensgefühl, zu denen die Uhr passt: Brad Pitt, Charlize Theron und Adam Driver in der Cinema-Squad, die Surfer Kelly Slater, Stephanie Gilmore und Sally Fitzgibbons in der Surf-Squad, Bertrand Piccard, Inge Solheim und David de Rothschild in der Explorer-Squad. Piccard selber erinnerte an seine diversen gescheiterten und erfolgreichen Versuche, mit einem Ballon die Erde zu umrunden, in denen er in Breitling nicht nur einen Partner, sondern einen Freund gefunden habe. Neu kommen jetzt auch die Triathleten Jan Frodemo, Daniela Ryf und Chris McCormick als Markenbotschafter dazu.
Ein Auftritt von Stuart Garner, Chef von Norton Motorcycle, auf einer limitierten «Breitling-Norton» unterstrich den coolen Retro-Stil, mit dem Breitling unterwegs sein will.
Ob da die Baselworld noch passt? «Die ist einfach nur rückwärts gerichtet, wir aber wollen vorwärts schauen und brauchen andere Formate», meinte Georges Kern nach der Show. Nächsten Dienstag wisse man mehr. (om)