Der Grenchner Verpackungsmaschinenhersteller übernimmt den Namen seines Mutterkonzerns Bobst. Man hat sich für eine einheitliche Markenstrategie entschieden. Die Unabhängigkeit des Unternehmens wird dadurch aber nicht eingeschränkt.
Seit einiger Zeit sieht man am Industriegebäude unmittelbar am südlichen Ende der Neckarsulm-Überführung einen neuen Schriftzug. Das Logo «Asitrade» wurde durch «Bobst» ersetzt. Der rote Würfel signalisiert die Zugehörigkeit zum Westschweizer Verpackungsmaschinen-Konzern.
«Unser Mutterhaus hat sich entschieden, eine einheitliche Markenstrategie zu fahren», erläutert Remo Truffer, Geschäftsführer der bisherigen Asitrade, den Wechsel der Corporate Identity. Die 1975 in Grenchen gegründete Asitrade gehört seit 1993 zum Lausanner Maschinenbau-Konzern Bobst, der durch Firmenübernahmen international gewachsen ist.
Der Verpackungsmaschinenhersteller wurde gemäss Firmenangaben 1890 von Joseph Bobst in Lausanne gegründet,ist in mehr als 50 Ländern vertreten, besitzt elf Produktionsstätten in acht Ländern und beschäftigt mehr als 5000 Mitarbeiter. Das Unternehmen erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 1,26 Mia.Fr. (at.)
Die Namen der lokalen Hersteller, sei dies in Lyon (Frankreich), Bielefeld (Deutschland), San Giorgio (Italien) oder eben in Grenchen, wurden jeweils behalten. Auch genossen die Firmen, meist Nischenproduzenten, hohe Unabhängigkeit im Konzern. «Das ist bei uns nach wie vor der Fall», erklärt Truffer, der allerdings versteht, dass man den Markenauftritt von Bobst jetzt vereinheitlicht. Immerhin ist der börsenkotierte Konzern weltweit tätig.
Restrukturierung, aber nicht hier
Bobst hat sich allerdings 2011 ein einschneidendes Restrukturierungsprogramm auferlegt, zu dem auch ein Personalabbau in der Zentrale in Lausanne um 400 Stellen gehört. Dieses ist noch nicht abgeschlossen. Der weltweite Markt für Verpackungsmaschinen sei seit 2009 um 30 Prozent rückläufig und habe sich nicht mehr nachhaltig erholt.
Der Standort Grenchen sei von der Restrukturierung nicht betroffen, versichert Truffer hingegen. Die Zahl der Mitarbeiter in Grenchen habe sich immer im Bereich von 75 - 80 bewegt. Allerdings musste im Jahr 2009 Kurzarbeit beansprucht werden.
Das Geheimnis dieser Stabilität liegt im Produkt selber: Bobst Grenchen stellt hochspezialisierte Maschinen her, die Wellkarton-Verpackungen herstellen. Recycling- wie auch Frischfaserpapier wird in einem einzigen Arbeitsgang zu kaschiertem Wellkarton verarbeitet, das heisst auf die Aussenseite werden hochwertige, gedruckte Bogen aufgeleimt, die für eine ansprechende Präsentation von Konsumgütern aller Art sorgen sollen. Das gilt vom Computer-Zubehör bis zur noblen Cognacflasche.
Neue Maschine entwickelt
Die letztes Jahr lancierte, neuste Maschine heisst «Asitrade Masterflute» (hier bleibt der Name erhalten.) Sie ist mit 12'000 verarbeiteten Druckbogen pro Stunde hochproduktiv: Sie kann also in der Sekunde drei Vorlagen für Kartonschachteln herstellen. Diese können danach z.B. von anderen Bobst-Maschinen zu fertigen Schachteln gestanzt und gefaltet werden.
Firmen mit sehr hohem Output gehören zu den Kunden von Bobst/Asitrade Maschinen, die meistens mehrschichtig produzieren. 50 Prozent der Kunden sind in Europa, ein Drittel in den USA, weitere in China, Australien und anderen Ländern. Eine Maschine bedeutet eine Grossinvestition von 3 bis 4,5 Mio. Fr. In der Grenchner Montagehalle entstehen jährlich zwischen sechs und zwölf Maschinen. Im spezifischen Segment hat man einen Marktanteil von 80 Prozent.
In Grenchen wird vor allem montiert, die Fertigungstiefe ist nicht hoch. Standard-Baugruppen wie Abstapelungen werden komplett eingekauft. «Die Entwicklung der gesamten Maschine, die Montage aller technologisch bedeutenden Baugruppen und die Inbetriebnahme der ganzen Anlage finden jedoch hier in Grenchen statt.», erklärt Truffer.
Gelernte Berufsleute
Die Arbeitsplätze an der Niklaus-Wengi-Strasse sind denn auch entsprechend anspruchsvoll. Beschäftigt werden ausschliesslich gelernte Berufsleute wie Mechaniker, Monteure, Elektromechaniker/Mechatroniker, dazu Entwicklungsingenieure und Zeichner. Ein Teil des Personals ist fast dauernd unterwegs um die Maschinen in aller Welt zu installieren und zu warten.
«An den Namenswechsel hat sich das Personal inzwischen gewöhnt, einige langjährige Mitarbeitende allerdings nach wie vor mit einem lachenden und einem weinenden Auge», meint Truffer abschliessend.