Konflikt
Die Gesamttheaterschule Grenchen bleibt ihrem Geburtsort treu

«Wir haben verschiedene Ansichten, wie die Schule zu führen ist.» Geschäftsführer Alex Truffer über vergangene Konflikte und künftige Aussichten der Gesamttheaterschule Grenchen.

Andreas Kaufmann
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GTG-Chef Alex Truffer.

GTG-Chef Alex Truffer.

«In den letzten Wochen lagen die Nerven oft blank», erinnert sich Alex Truffer, Geschäftsführer der Gesamtschule für Theater Grenchen GTG. Vergangene Woche hatte Peter E. Wüthrich, Geschäfts- und Schulleiter, seinen Rücktritt bestätigt (wir berichteten). Dies unter anderem mit der Begründung, dass in der GTG plötzlich zwei Alphatiere aufeinandergetroffen seien, als 2009 der Dozent Alex Truffer das Amt des Geschäftsführers übernahm. So seien die Auffassungen über die schulische Ausrichtung unterschiedlich gewesen, erläuterte Schulleiter Wüthrich im Nachhinein.

Truffer bestätigt: «Ich denke, dass Kulturmacher und Intendanten Alphatiere sein müssen. In einer solchen Position muss man viel Effort und Energie reinstecken, sonst kommt man nicht vom Fleck.» Und: «Wir haben verschiedene Ansichten, wie die Schule zu führen ist.»

Das berühmte Tröpfchen ins Fass

Die letzte Zeit sei nervenaufreibend gewesen, weil sich mit dem Pächterwechsel beim Parktheater als Hauptstandort der GTG auch einige Rahmenbedingungen geändert haben. «Viele Vereine können sich die Räume nun nicht mehr leisten», führt er nach dem Weggang des Wirts Rolf Meier aus. «Auch unser Budget wird durch die Raummieten gesprengt.» Ausserdem seien die Öffnungszeiten anders, was der GTG und den anderen bisherigen Vereinen vieles erschwere. Dies, obwohl der neue Pächter David Scheidegger und der Betriebsleiter Nicolas Gougain an zwei Abenden Räumlichkeiten für Vereine unentgeltlich zur Verfügung stellen.

Während der Suche nach neuen Räumen, die sich aus Sicht Truffers als emotional erwies, scheint es zwischen den beiden dann zum endgültigen Bruch gekommen zu sein. Trotz Meinungsverschiedenheiten zeigt sich Truffer, wie bereits Wüthrich schon, versöhnlich, schaut zurück und blickt mit Tatendrang und auch etwas Ungewissheit in die mittelfristige Zukunft der GTG.

«Wir haben mit dem Parktheater eine gute Lösung gehabt und waren dank Meier gut versorgt», so Truffer: «Jetzt haben wir mehrere Räume statt nur einen, was die Organisation der Kurse erschwert.» Konkret geht es um das Schulhaus IV und den Eusebiushof. «Man kann schliesslich die Kurse, in denen auch mal das Schreien oder Ausflippen geübt wird, nicht in einem Quartier durchführen.»

Die Kursorganisation besteht zudem aus einer Rundumplanung – insbesondere, weil gerade bei Mehrtageskursen die Teilnehmer aus der ganzen Schweiz anreisen. «Im Pauschalpäckli sind neben den Kurskosten auch die Hotelunterkunft, die Mahlzeiten und Zwischenverpflegungen, die Anreise und alles Übrige dabei», informiert Truffer. Ein solches «Päckli» erfordere aber auch entsprechende Planung, dies unter neuen, nicht gerade einfacheren Bedingungen.

Dennoch ist Grenchen deswegen kein zu hartes Pflaster für die Amateur-Ausbildung geworden. «Die GTG ist ganz klar ein Grenchner Baby, das auch hierbleiben soll», bekräftigt Truffer das Standortbekenntnis, das so auch mit den Stadtbehörden abgesprochen ist. Nicht zuletzt verweist er damit auf den Ursprung der GTG – «Die Gründer sind von Grenchen»: Die Institution wurde hier 1995 von Iris Minder, Andreas Tschui und Heini Bürkli gegründet.

Reorganisation steht noch aus

Nachdem man vom Zeitpunkt Wüthrichs Abgang überrascht worden war, werden jetzt die Prioritäten der Pendenzenliste neu gesetzt: «Wichtig ist jetzt die Kursplanung: Zunächst müssen die alten Verhandlungen für die Kurslokale fixiert werden», informiert Truffer. In den nächsten zwei Monaten soll das Kursprogramm für 2013 entstehen. «Erst dann können wir uns intern neu organisieren.» Und erst dann wird sich die Frage nach einem nachfolgenden Schulleiter neu stellen.

Als Kulturmanager und selbst Theaterschaffender hat er auf alle Fälle schon einige strategische und inhaltliche Ansätze für die Zukunft parat. So will er den Verkauf gerade über die Neuen Medien stärken, via Newsletter oder soziale Netzwerke, während Wüthrich eher die klassische Verkaufsstrategie vertreten habe. Auf Wüthrichs Vorwurf, er wolle künftig keine ausserschulische Dienstleistungen mehr anbieten, wehrt sich Truffer: «Diese Dienste sind nicht abgeschrieben.

Wir bieten nach wie vor Hauskurse und individuelle Beratung an. Zudem ist der intensive Dialog mit Kunden wichtig – auch vor Ort.» Von inhaltlicher Seite gilt es, die Theatertrends – gerade auch zugeschnitten auf Amateurtheater – im Auge zu behalten und darauf zu reagieren. Dass dabei auch «Gesang» für die GTG dereinst noch Kursthema werden könnte, ist laut Truffer durchaus vorstellbar.