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Elena Brotschi ist in Grenchen aufgewachsen und lebt heute in Zürich. Die junge Filmemacherin kann an den Filmtagen ihren Kurzfilm «Von Faltbooten und Heringen» präsentieren. An Dokumentarfilme getraut sie sich nicht.
«Ich bin in Grenchen aufgewachsen und habe in Zürich an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK zunächst mit einem Bachelor als Fotografin und danach einem als Filmerin abgeschlossen. Schon seit sieben Jahren lebe ich in Zürich und geniesse hier das grosse kulturelle Angebot». Das sagt die 1984 geborene Elena Brotschi beim Gespräch im Bistro des Bahnhofs Zürich. Eine gute Stunde habe sie Zeit, über sich, ihre Profession als Filmerin und ihren fünfzehnminütigen Kurzfilm «Von Faltbooten und Heringen» zu sprechen.
Danach müsse sie zu ihrem derzeitigen Haupterwerbs-Job. Sie arbeitet als Beraterin und Verkäuferin in einem Outdoor-Laden. «Dort arbeite ich schon seit meiner Studienzeit», erklärt sie weiter. Es sei ein Umfeld dort, das ihr behage. Leute, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen; weniger selbstfokussiert seien, als so mancher Künstler-Kollege, meint sie etwas schalkhaft. In einem weiteren Nebenjob ist Elena Brotschi als Kindermädchen tätig. Und damit ist auch gesagt, dass man als Jungfilmerin in der Schweiz keinen leichten Stand hat und sich nicht gleich nach der Ausbildung mit rentablen Filmprojekten am Leben erhalten kann.
Mit Vaters Kamera unterwegs
Das Drehbuch hat Elena Brotschi selbst geschrieben, doch: «Mein Freund Mario Gysi hat eine Film-Figur mitentwickelt.» Ansonsten hat die Jungfilmerin viele Freunde, Bekannte und Mitstudenten ins Projekt eingebunden. Zum Beispiel ist Mutter Sylvia Brotschi-Feyer auf dem Abspann als Catering-Verantwortliche aufgeführt. Am Anfang steht ein Drehbuch, erzählt sie über das Filmemachen. «Eher Strichmännchen bei mir, als ein richtiges Storyboard».
Doch die Bilder seien klar in ihrem Kopf. Alles habe sie auf Kärtchen festgehalten, mit Skizzen und Schlagwörtern. «Mich interessiert eher der Ist-Zustand einer Sache, als darüber eine Geschichte zu entwickeln.» Ist sie dann nicht eine Dokumentarfilmerin? «Nein. Das würde ich mich nicht getrauen, jemanden beispielsweise zu porträtieren. Immer würde ich mich fragen: Werde ich der Person gerecht? Wenn ich aber selbst einen Zustand, eine Figur oder eine Welt filmisch beschreibe, ist das meine ganz eigene künstlich geschaffene Sichtweise.»
Als ihre Vorbilder nennt sie Jacques Tati, Wes und Roy Anderson, Jean-Luc Godard, Ingmar Bergmann, Alexander Kluge. Autorenfilmer also, mehr oder weniger. «Mich interessiert es, eine eigene Form oder eine Haltung hinter einem Film zu entdecken.» Ein nächstes Filmprojekt hat Elena Brotschi schon im Kopf. Viel will sie darüber noch nicht sagen, ausser einem Stichwort: Kunstturnen.
Ihr fünfzehnminütiger Kurzfilm, die Abschlussarbeit an der Hochschule, wird nun im Programm der Solothurner Filmtage gezeigt. Aber nicht nur dort. Elena Brotschi hat ihn auch an Filmfestivals in Warschau, Poitiers, Leuwen, Winterthur, Flensburg und am Max Ophüls Filmfestival in Saarbrücken eingereicht und er wird dort gezeigt. Dieses Wochenende wird sie in Solothurn mit dabei sein. Die Filmtage seien eigentlich immer mit ihrer Anwesenheit über die Bühne gegangen, sagt sie. Früher, als Kanti-Schülerin, sei es jedoch immer etwas schwierig gewesen, da gerade im Januar stets Prüfungen anstanden. Am liebsten habe sie sich damals schon Kurzfilme angeschaut.
Filmemachen ist kein einfacher Job. Es braucht viel Geld und jede Menge Zeit. Elena Brotschi ist realistisch genug, um zu wissen, dass sie nicht einfach darauf warten kann, dass sich ein Mäzen oder Produzent bei ihr meldet. «Dabei würde ich nicht jeden Filmauftrag annehmen, nur um filmen zu können. Ich habe schon sehr genaue Vorstellungen darüber, was ich machen will.»
Ein Wunschprojekt wäre ein Ensemble-Film mit vielen Schauspielern, mit Leuten, die zusammen an einem Strick für ihren Film ziehen.
«Von Faltbooten und Heringen» läuft am Freitag, 23.1. 17.30 Uhr und am Sonntag, 25.1. 9.30 Uhr jeweils im Capitol.