Ja, ich freue mich auf Montag! Läden und Restaurants sind wieder offen. Man darf wieder durch die Geschäfte schlendern, sich inspirieren lassen, endlich neue Socken und Unterwäsche kaufen, vielleicht sogar ein neues Hemd oder eine neue Hose auf den Sommer hin. Oder wie wär’s mit einem neuen Schmöker? Die Kioskfrauen Margrit und Rosa-Maria von Camenisch, die interessieren mich. Nichts wie hin in den Buchladen!
Kochen ist meine Leidenschaft, die ich ganz ordentlich beherrsche, sagt man. Und doch fehlten mir die Restaurantbesuche. Am Abend auf der Gartenterrasse im Park ein Tatar geniessen, oder eine Coupe im Airport, eine Steinofenpizza im «Baracoa» oder leckere Teiggis im «Mazzini» – Diät? Zwar nötig, aber ... No way!
Dem Gewerbe und dem Detailhandel ist es zu gönnen, können sie endlich wieder Geschäfte machen. Sie dürfen sich hoffentlich auf haufenweise Kundschaft freuen, welche die verlorenen zwei Monate jetzt aufholen will und viel Geld ausgibt. Das braucht es!
Eltern können sich schon bald bei der Arbeit vom Stress mit ihrem Nachwuchs erholen, die Kids sehen ihre Gspändli wieder unter (fast) normalen Umständen und dürfen ihre Lehrpersonen mit Fragen löchern. Haustiere dürften sich auch darüber freuen, haben sie tagsüber wieder das Sagen in den eigenen vier Wänden – meine Katzen jedenfalls benahmen sich äusserst seltsam in letzter Zeit. Als würden sie sagen: «Mensch, geh endlich wieder arbeiten! Wir wollen unser Reich zurück!»
Und doch bleibt bei der ganzen Vorfreude ein mulmiges Gefühl. Das leidige Virus ist noch lange nicht aus der Welt. Als vorsichtiger Mensch möchte der Bummler absolut vermeiden, dass es ihn erwischt – so klein die Chance dafür auch ist. Also wird er mit Bedacht schlendern, Vorsicht walten lassen beim Restaurantbesuch mit Freunden und Familie. Sich eventuell auch überlegen, ob es sich lohnt, draussen vor einem Lädeli anzustehen, weil nur drei Leute gleichzeitig bedient werden dürfen. Die Schlange vor dem Bau- und Gartenmarkt letzte Woche mit einer halben Stunde Wartezeit hat ihm nämlich schon gereicht.
Mit anderen Worten: Ich werde für mich etwas von der Entschleunigung, welche die letzten Wochen geprägt hat, in die neue Zeit mitnehmen. Denn nicht alles war schlecht. Beziehungen haben an Bedeutung gewonnen, Freundschaften wurden vertieft – wenn auch oft nur elektronisch und virtuell. Die Reduktion des sozialen Lebens aufs Essenzielle brachte in vielerlei Hinsicht Klarheit darüber, was wichtig ist und was nicht.
Jetzt gilt es nur noch, ein ganz besonders lästiges Problem zu lösen: Wie verhindert man, dass die Brille anläuft, wenn man eine Maske trägt?