Grenchen
Die Bürgergemeinde führt durch die grüne Lunge der Stadt

Die Grenchner Bürgergemeinde führte auf einem Rundgang durch den Wald. Zu hören gab es viele interessante Fakten über die Forstwirtschaft, den Steinbruch und zur Grabenbachquelle.

Patric Schild
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Revierförster Patrik Mosimann gibt den Wanderern Informationen zur Grabenbachquelle.

Revierförster Patrik Mosimann gibt den Wanderern Informationen zur Grabenbachquelle.

Patric Schild

Gross war der Andrang an der traditionellen Waldbegehung der Grenchner Bürgergemeinde. Der Rundgang startete nach einer kurzen Busfahrt von der Holzerhütte beim Parkplatz des Vita-Parcours. Von dort aus ging es über die Romontstrasse zum Steinbruch Firsi und wieder zurück. Dazwischen erfolgten immer wieder kurze Stopps, wo Revierförster Patrik Mosimann Wissenswertes zu vermitteln wusste.

Holzernte und Wasser für Lengnau

Beim ersten Zwischenhalt erläuterte Mosimann die rationelle Holzernte am Steilhang. «Mit der Ausarbeitung des neuen Betriebsplanes wollen wir den Talwald mit einer Fläche von rund 250 Hektaren in sechs gleich grosse Bewirtschaftungseinheiten von ca. 40 Hektaren einteilen», sagte der Revierförster. Im Turnus von sechs Jahren werden in diesen Einheiten Holzernte, Jungwaldpflege, Unterhalt der Infrastruktur und weitere Arbeiten getätigt. Der Strasse entlang ging es weiter zur Fassung der Grabenbachquelle, wo die Wanderer allerlei Interessantes zu deren Geschichte erfuhren.

Dabei handelte es sich vor allem um Streitigkeiten über das Nutzungsrecht zwischen Grenchen und Lengnau, welche nicht selten bis ans Bundesgericht gelangten. Wobei Grenchen jedes Mal den Kürzeren zog. Heute ist die Grabenbachquelle die Hauptquelle von Lengnau und kann die Gemeinde bei genügend Niederschlag zu 100 Prozent mit Wasser versorgen. 2900 Liter Wasser fliessen pro Minute ins Reservoir. «Der Rest geht in einen Überlauf Richtung Grenchen, was nochmals rund 2000 Litern entspricht», sagte Mosimann. Eine kleine Besonderheit ist zudem, dass aus historisch vertraglichen Gründen 30 Liter Wasser pro Minute an den Vogthof abgegeben werden müssen.

Von der Quelle ging es hinein ins Dickicht und aufwärts zum Steinbruch. Auf dem Kalkfelsen – an der Gemeindegrenze zu Lengnau – kann man imposant die gesamte Fläche des Steinbruchs Firsi überblicken. Dieser kann mit einer wechselhaften Geschichte aufwarten. Bis 1811 wurde das Firsi als Weide benutzt. Danach wurde es bis zuoberst auf den Firsikopf aufgeforstet. 1995 begann die erste Teilrodung für den heutigen Steinbruch, welche erst im Oktober 2014 endgültig abgeschlossen war. So wurden über die Jahre 10,6 Hektaren abgeholzt, wobei 2011 ein kleiner Teil von ca. 15 Aren bereits wieder rekultiviert wurde. «Somit kann man sagen, dass dieser Wald bereits zum zweiten Mal für eine andere Nutzung gerodet werden musste – zuerst für die Weide, dann für den Steinbruch», erklärte Mosimann.

Wechselspiel Wald/Steinbruch

Und wenn die Arbeiten am Steinbruch erledigt sein werden, so wird sich der Wald abermals das Gelände zurückholen. Allerdings werde dies wohl keiner der Anwesenden noch erleben, sagte der Revierförster. Eindrücklich ist aber nicht nur die Aussicht, sondern auch die Verkaufszahlen können sich sehen lassen. Über 2 Mio. Kubikmeter an Steinen, Mergel, Abdeckmaterial und Material direkt ab der Felswand wurden bis ins erste Quartal 2017 ab Steinbruch Firsi verkauft, der von der Firma Vigier Beton Nordwest betrieben wird. Da der Grundbesitzer vom Betreiber pro verkauftem Kubikmeter Material eine Abgeltung bekommt, ist dies auch für die Bürgergemeinde ein lohnendes Geschäft.

Dählenbach renaturiert

«Das ist eine willkommene Zusatzeinnahme, damit andere wertvolle Aufgaben wie die Pflege des Waldes oder der Berghöfe wahrgenommen werden können», so Mosimann. Nach der Besichtigung des Steinbruchs machte sich die Gruppe wieder auf zurück zur Holzerhütte mit einem letzten Halt am Waldrand beim Chappeli, wo 2006 und 2007 der Chappeli- und der Dählenbach renaturiert und für den Hochwasserschutz ausgebaut wurden. Im unteren Bereich hatte sich der Dählenbach immer tiefer eingefressen und der Waldweg drohte abzurutschen. Mit dem Anheben der Bachsohle sowie den Sperren konnte ein Abrutschen verhindert und der Dählenweg gleichzeitig saniert werden.