Grenchen
Die Bergstrasse wird Anfang nächster Woche komplett gesperrt

Aufgrund der schweren Regenfälle am letzten Wochenende wurde die Strasse unterspült und ist eingebrochen. Montag und Dienstag werden Spezialisten mit der Reparatur der Schäden beginnen und als erstes eine Notsicherung vornehmen.

Oliver Menge
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Schaden Bergstrasse Grenchen
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Deckbelag und Strasse ist komplett durchgebrochen, es gibt ein grosses Loch.
 Fachleute der Firma Gasser Felstechnik aus Lungern sind da und begutachten den Schaden, besprechen die erforderlichen Massnahmen mit Bürgergemeindeverwalter Renato Müller. Von links: Peter Bichsel, der die Bauleitung übernimmt, Renato Müller, Bürgergemeindeverwalter, Steffen Hein und Ruedi Degelo, Leiter Felssicherung und Projektleiter.
 Mitarbeiter der Forstbetriebe Grenchen decken die Bruchstelle ab, damit nicht noch mehr Wasser in die Bruchstelle läuft.
 Mitarbeiter der Forstbetriebe Grenchen decken die Bruchstelle ab, damit nicht noch mehr Wasser in die Bruchstelle läuft.
 Mitarbeiter der Forstbetriebe Grenchen decken die Bruchstelle ab, damit nicht noch mehr Wasser in die Bruchstelle läuft.

Schaden Bergstrasse Grenchen

Oliver Menge

Zirka 100 Meter oberhalb der Kreuzung mit zwei Waldwegen, wo sich auch eine Feuerstelle befindet, und der Ampel, mit der im Winter der Einbahnverkehr geregelt wird, beginnt der lange, gerade Teil der Bergstrasse. In den Jahren von 1919 - 1921 hat man dort die Strasse vor dem festen Fels auf ein aufgefülltes Bett gebaut, das talwärts mit einer Trockenmauer abgeschlossen wurde. Der Abschnitt ist anhand des Holzgeländers, das auf der Talseite angebracht wurde, gut erkennbar.

Das fast 100-jährige Bauwerk hätte im Zug des Baus des Windparks für die Transporte der schweren Elemente ohnehin saniert und verstärkt werden müssen. Jetzt haben aber die heftigen Regenfälle am letzten Wochenende dafür gesorgt, dass ein Teil der Strasse unterspült und in der Folge eingebrochen ist. Und zwar so, dass sogar ein rund 40 Zentimeter grosses Loch entstanden ist, durch das hindurch man den Wald unterhalb der Strasse erkennen kann.

Buslinie ist eingestellt

Die Verantwortlichen der Bürgergemeinde, Besitzerin der Bergstrasse, der Grenchenberge und des Walds, allen voran Bürgergemeindeverwalter Renato Müller, wurden aktiv. Müller organisierte als eine der ersten Sofortmassnahmen eine Strassenbaufirma, die um die Bruchstelle herum einen Wasserabweiser aus Teer baute, damit nicht noch mehr Wasser in die Bruchstelle läuft und noch mehr Material ausgewaschen wird, sollte es nochmals regnen in den folgenden Tagen. Mitarbeiter der Forstbetriebe deckten die Bruchstelle aus demselben Grund mit Holzplanken und einer Blache ab. Die Busbetriebe Grenchen und Umgebung BGU stellten ab sofort und bis auf weiteres die Linie 38 auf den Grenchenberg ein. Der Bus fährt nur noch bis zur Holzerhütte.

Eine Spezialfirma wurde aufgeboten, die Gasser Felstechnik AG aus Lungern, spezialisiert auf Felssicherungen aller Art, Steinschlagschutz, Sprengungen, Tunnelbau und Arbeiten im hochalpinen Raum. Am Mittwoch waren die Spezialisten vor Ort, um den Schaden zu begutachten und zu besprechen, wie man am besten eine Notsicherung vornimmt und den Schaden behebt. Ruedi Delego, Leiter Felssicherung bei der Gasser AG, Peter Bichsel, der die Bauleitung übernehmen wird und Steffen Heine, Felssicherer, besprachen sich mit Müller vor Ort.

Fahrverbot für Lastwagen

Die Stadtpolizei hatte ein Fahrverbot für Lastwagen verhängt und am Waldeingang signalisiert. Doch noch während des Ortstermins erschien ein LKW bei der Bruchstelle, dessen Fahrer das Verbot «übersehen» hatte. Er müsse die Gasthöfe beliefern, meinte er. Delego wies den Fahrer an, umzukehren. Er könne das Risiko nicht eingehen, ein so schweres Fahrzeug an der Stelle durchfahren zu lassen, weil man nicht wisse, wie weit der Schaden sich unter dem Strassenbelag noch fortsetze und die Gefahr eines weitere Abbruchs bestehe. «Zuerst muss die Strasse gesichert werden, um weiteres Einbrechen zu verhindern. Und wie lange die Strasse für LKW und Bus gesperrt bleiben muss, kann man jetzt noch nicht sagen», so Delego.

Noch am Mittwoch wurde am Nachmittag eine Palisadenwand unterhalb der Schadstelle angebracht, um zu verhindern, dass Steine und Fels hinunterrollt. Heute Freitag will man die benötigten Maschinen und Materialien vor Ort bringen, damit man am Montag mit der Notsicherung beginnen kann. Fahrzeuge und Maschinen sowie Material werden im Bereich der Kreuzung unterhalb der Abzweigung der alten Bergstrasse deponiert.

Vorgesehen ist, dass die Trockenmauer unterhalb der Bruchstelle auf einer Länge von etwa 18 Metern mit einer dicken Schicht Spritzbeton, in die ein Armierungsnetz eingebaut wird, abgedichtet und gestützt wird. Wenn der Beton trocken ist, wird die gespritzte Aussenseite mit rund acht Meter langen Felsankern, die durch das Auffüllmaterial hindurch gebohrt werden, mit dem festen Fels verbunden.

Sperrung Montag und Dienstag

Um die Spritzarbeiten möglichst rasch und effizient durchführen zu können, wird die Bergstrasse Montag und Dienstag gesperrt – voraussichtlich den ganzen Tag und auch nachts komplett. Denn diese Arbeiten werden von einem Korb aus gemacht, der an einem 36 Meter langen Ausleger eines 40-Tonnen-Spezialfahrzeugs hängt. Und dieses Fahrzeug mit den Betonsilos muss unterhalb des gefährdeten Abschnitts platziert werden, was ein Durchkommen für Autos unmöglich macht. «Zwei der drei Berggasthöfe haben Montag und Dienstag Wirtesonntag, so kann man den Schaden in Grenzen halten», meinte Müller. Am Mittwoch soll dann ein Gerüst aufgestellt werden, Donnerstag und Freitag will man die ersten Verankerungen vornehmen. Ob die Strasse dann auch komplett gesperrt werden muss oder während bestimmter Zeiten geöffnet wird, wird man zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben.

Inwiefern die drei Berggasthöfe betroffen sind, kann man im Moment noch nicht abschätzen. Für dringende Fahrten können sie mit ihren geländegängigen Fahrzeugen wohl auf die Alte Grenchenbergstrasse ausweichen. Getränke- und Lebensmittellieferanten werden aber nicht mit Lastwagen auf den Berg fahren können, dafür ist diese Strasse viel zu steil. Man wird sich anders organisieren müssen.

«Zum Glück ist nichts Schlimmes passiert», resümiert Müller. Denn laut Aussagen von Forstarbeitern war es ein Lastwagen, der am Montagvormittag den Einbruch verursacht hat.