Am Freitag wurde als eine der letzten Massnahmen der Deckbelag der Bergstrasse auf den Grenchenberg durch Mitarbeiter des Werkhofs eingebaut – ab heute: freie Fahrt.
Das Warten hat ein Ende, die Gastwirtsfamilien oben auf dem Berg können aufatmen: Heute Samstag, pünktlich um 9 Uhr wird die Strasse wieder für den Verkehr freigegeben. Damit wurde die Sperrung, die nun bereits fünf Wochen dauerte, wieder aufgehoben.
Das freut insbesondere die Gastwirte auf den Grenchenbergen. Vreni Schneider vom Berggasthof Untergrenchenberg, die für ein paar Tage in die Ferien gefahren ist, verzeichnete laut einer ihrer Mitarbeiterinnen eine Einbusse von 50-60% des Umsatzes, verglichen mit anderen Sommern. Speziell in der Anfangsphase sei es schlimm gewesen, erzählt die Mitarbeiterin. In dieser Woche könne man hingegen zufrieden sein, denn vor allem an den heissesten Tagen hätten etliche Gäste den Umweg über Court auf sich genommen, um von den doch um einige Grad kühleren Temperaturen zu profitieren und der Hitze im Tal zu entfliehen. Speziell am Abend sei die Gaststube gut besucht gewesen. Der Zeitpunkt der Strassenöffnung falle ausserdem ausgezeichnet, denn für den Nationalfeiertag kommenden Donnerstag erwarte man viele Gäste. «So haben wir einige Tage Vorlauf, das ist ganz gut so», meint die Mitarbeiterin, die namentlich nicht genannt werden will.
Der Berggasthof Obergrenchenberg hat heute ebenfalls nach den geplanten Betriebsferien geöffnet, wie Fabienne Kaufmann sagt, die sich um den Erlebnis-Bauernhof kümmert. Ihre Schwester Silvana steht bereit, um die Gäste zu empfangen. Nicht zuletzt freut sich auch Melanie Stäger im Restaurant Stierenberg darauf, mehr Gäste bewirten zu dürfen, als in den letzten fünf Wochen.
Selbstverständlich sei es nicht, dass man bereits jetzt wieder die Bergstrasse hochfahren könne, sagte Steffen Heyne von Gasser Felstechnik. «Normalerweise rechnen wir bei so einem Vorfall mit sechs bis sieben Wochen Bauzeit.» Nicht zuletzt habe das Wetter mitgespielt und die Mitarbeitenden hätten vollen Einsatz geleistet, so der Spezialist, der die Arbeiten vor Ort leitete. Darum der Vorsprung auf den ursprünglichen Zeitplan.
Letzten Donnerstag traf man sich zur letzten Bausitzung: Renato Müller, Verwalter der Bürgergemeinde als Bauherrin, Steffen Heyne als Vertreter der Gasser Felstechnik, Samuel Rich vom Ingenieurbüro Pfirter, Nyfeler und Partner aus Muttenz, Hansjörg Lingg, Leiter Werkhof und Kevin Delaquis, Leiter des Bauteams des Werkhofs. Der Bauingenieur liess sich von Heyne über die getroffenen Massnahmen informieren und man diskutierte auch das weitere Vorgehen. Obwohl die schweren Maschinen der Gasser Felstechnik schon abgezogen waren, stand noch jede Menge Material herum. Bis am Abend sollte alles weg sein, Heyne organisierte drei Transporte in die Innerschweiz. Zusätzlich waren noch einige kleinere Arbeiten auszuführen, bevor der endgültige Strassenbelag am Freitagmorgen durch Mitarbeiter des Werkhofs Grenchen eingebaut wurde.
Bauingenieur Rich fragte auch nach, ob man den Fels oberhalb der Strasse noch sichern müsste oder schon gesichert habe. «Wäre dies eine viel befahrene Strasse, müsste man sicher mit Netzen und Felsankern arbeiten. Aber da sprechen wir von einem Arbeitseinsatz von mehreren Wochen.» Während der Bauphase sei nichts runtergefallen, auch nicht bei den starken Vibrationen durch den Vortrieb der Felsanker. Der Fels sei stabil und nur kleinere Steine könnten wegbrechen, so Steffen Heyne, der das Gelände inspiziert hatte. Ein Risiko, dass man auf sich nehmen müsse, schliesslich sei das hier eine Bergstrasse, meinte Bürgergemeindeverwalter Müller.
Etwas Sorgen bereitete dem Bauingenieur der Waldboden unterhalb der neuen Mauer, den man dringend irgendwie neu bepflanzen müsse, damit er nicht ausgewaschen werde. Revierförster Patrik Mosimann werde sich darum kümmern, versicherte Müller. «Weiter schlage ich vor, dass man zwei bis drei Messpunkte auf der Mauer setzt, um Bewegungen messen zu können.» Auch dieser Vorschlag wird aufgenommen werden.
Die definitive Bauabnahme erfolgt in ein paar Wochen, so Müller, der allen Beteiligten für den ausserordentlichen Einsatz bei diesem ausserordentlichen Ereignis dankte.
Mitte Juni brach nach einem Wochenende mit heftigen Regenfällen die Strasse unter dem Gewicht eines Lastwagens rund 200 Meter oberhalb des sogenannten Hufeisens, wo die Ampel für den Einbahnverkehr steht, auf einer Länge von einigen Metern ein. Die 100-jährige Bruchsteinmauer, die das Strassenfundament talseitig sicherte, war brüchig geworden, das Füllmaterial unter dem Strassenbelag teilweise herausgeschwemmt. Die Strasse drohte weiter wegzubrechen.
Die auf solche Fälle spezialisierte Firma «Gasser Felstechnik AG» aus Lungern (OW), machte zuerst eine Notsicherung, die ein weiteres Abrutschen verhinderte. Anschliessend wurde die defekte Mauer auf einer Länge von rund 20 Metern mit Spritzbeton, in den Armierungsnetze aus Stahl eingearbeitet wurden, aufgefüllt und abgedichtet. Unterhalb der Mauer wurde ein Betonriegel mit 13 sechs Meter langen Mikropfählen und 13 Zugankern gebaut, der ein weiteres Abrutschen verhindert. Anschliessend wurden insgesamt 26 Felsanker gesetzt und die frisch betonierte Mauer zum bergseitigen Fels gezogen. Loses Material hinter der Mauer wurde zuerst entfernt, die Hohlräume wurden aufgefüllt, eine rund 10 Zentimeter dicke Mergelschicht darübergelegt und eine neue Strassenkofferung erstellt. Darüber wurde ein Deckbelag eingebaut. Aus der Mauer ragen etliche Entwässerungsrohre, die wirksam werden, wenn Wasser unter die Strasse läuft. Wenn der Druck gross genug ist, kann das Wasser abfliessen. So kann die Mauer nicht wegbrechen.
Oberhalb der Mauer am talseitigen Strassenrand wurde ein neuer Riegel mit Abflüssen betoniert, auf den man in ein paar Wochen, sobald er ausgehärtet ist, das Geländer montiert. Die einzelnen Elemente des Riegels sind mit sogenannten Dilatationsfugen verbunden, also beweglichen Fugen, damit der Beton nicht bricht, sollte sich das Gelände bewegen.
Rund 110 Tonnen Spritzbeton und Armierungseisen wurden verbaut, für den Stützriegel unterhalb der Mauer und den fürs Geländer benötigte man nochmals gegen 40 Tonnen armierten Beton. (om)