Grenchenbergtunnel
Die Bahn schenkte Grenchen ein grosses Wahrzeichen

Der Bau des Grenchenbergtunnels verhalf Grenchen zu Wahrzeichen: die zwei Viadukte der Münster-Lengnau-Bahn.

Rainer W. Walter
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Eine eindrückliche Ansicht über den Bau des Mösliviadukts.

Eine eindrückliche Ansicht über den Bau des Mösliviadukts.

Sammlung rww

Grenchen besitzt zwei überlieferte Wahrzeichen: Die «alte Post», die im Stil des Historismus gebaut war, und den Viadukt über die Bielstrasse. Die alte, türmchenbewehrte Post existiert nur noch auf historisch hergerichteten Ansichten. Der grosse Viadukt jedoch steht seit hundert Jahren und ist ein schönes Sinnbild für die Weltverbundenheit Grenchens.

Genau genommen sind es zwei Wahrzeichen, die für das moderne Grenchen stehen: Es sind die beiden Viadukte der Münster- Lengnau-Bahn, der MLB. Der eine, wahrscheinlich bekanntere Viadukt, ist der Mösli-Viadukt. Er überspannt die Biel-, die Schlachthaus-, die Moos- und schliesslich auch die Lengnaustrasse. Das beeindruckende Bauwerk ist 288,30 Meter lang und überragt die Strasse in einer Höhe von 18,30 Metern. Zu seinem Bau wurden 6314 Kubikmeter Material verbaut. Die beiden Stahlbrücken, die eingefügt wurden, wiegen zusammen 184 400 kg.

Der zweite Viadukt ist der Oberdorfviadukt. Es schlängelt sich zwischen den Stadthäusern hindurch, überquert in ihrem oberen Viertel die Kirch- und die Centralstrasse. Es ist 291,70 Meter lang und überquert den Grund auf einer Höhe von 15,50 Metern. Für den Bau wurden 7355 Kubikmeter Material verwendet.

Der Mösliviadukt im Kunstwerk

1887 wurde Otto Morach in Hubersdorf geboren. Er starb 1973 in Zürich. Nicht zuletzt dank einer Monografie des Grenchner Künstlers Peter Wullimann (sie erschien im Verlag der Galerie Bernard von Hans Liechti) wurde in jüngerer Zeit die grosse Bedeutung Morachs für die Entwicklung der zeitgenössischen Schweizer Kunst deutlich. Otto Morach erzählte seinem Freund Peter Wullimann, dass er als junger Soldat während einiger Zeit zur Bewachung des Mösliviaduktes kommandiert gewesen sei. Das Bauwerk beeindruckte den jungen Künstler derart, dass er seine Eindrücke in zwei Versionen festhielt. Eines der beiden Bilder befindet sich in der Sammlung des Kunsthauses Grenchen, das zweite in der Städtischen Kunstsammlung von Thun.

Der Mösliviadukt wurde bald einmal zum beliebten Sujet, wenn es galt, Grenchen mit einem überregionalen Fest in Verbindung zu bringen. So auch 1950. Damals fand die erste interkantonale Briefmarkenausstellung statt. Zum Fest liessen die Organisatoren eine Medaille prägen, auf der sehr schön der bekannte Viadukt zu sehen ist. Zu ihrem Kreissängertag im Jahre 1956 brachten die Arbeiter Sänger eine Erinnerung Brosche in Umlauf, auf der wiederum der Mösli-Viadukt zu sehen ist.

Unter dem Oberdorf-Viadukt, angeschmiegt an einen der mächtigen Pfeiler, befand sich noch in den Jahren nach 1960 und 1970 der Kiosk von Battista Balduzzi. Er stand bei den Grenchnern in hohem Ansehen. Dies, weil er nicht nur sehr freundlich und leutselig war, sondern vor allem, weil er junge Behinderte betreute und sie in seinem Kiosk sinnvoll beschäftigte.

1965 wäre Battista Balduzzi beinahe Gemeinderat geworden – aber das ist eine Geschichte für sich.