Die Grenchner Badi ist mehr als nur ein Ort zum Schwimmen. Im grünen Bijou betätigen sich die Gäste sportlich, man verweilt und trifft sich auf einen Schwatz.
Die Sonne gibt sich versöhnlich an diesem Morgen kurz vor 10 Uhr. Das ganze Schwimmbad-Areal hat noch sein beschauliches Kleid übergestreift, die Geräuschkulisse ist dezent. Und trotzdem tut sich schon einiges: Verschiedenste Schwimmer haben bereits ihre Bahnen im Becken zurückgelegt, treffen sich auf einen Schwatz auf der schattigen Restaurant-Terrasse.
Urs Siegenthaler zum Beispiel ist in ein Gespräch mit Peter und Edith Däppen vertieft. Das Mitglied der «Geschäftsleitung Uhrencup» dreht normalerweise am Abend nach der «Büez» mit seinem Kollegen Jean Paul Aschwanden seine Bahnen. Der ehemalige, talentierte Fussballer will so nach Abschluss seiner Karriere noch etwas für seine Fitness tun. «Ich bin mit der Badi aufgewachsen und habe sie bereits mit fünf Jahren besucht», erinnert er sich an vergangene Zeiten. «Noch bevor ich richtig schwimmen konnte, bin ich jeweils auf den 10-Meter-Turm geklettert und so nahe wie möglich am Beckenrand auch heruntergesprungen», erzählt er weiter. Heute geht er es etwas weniger Adrenalin fördernd an und begleitet auch Mal sein Grosskind.
Die langjährige Lehrerin Edith Däppen geniesst es, nun als Pensionärin in aller Ruhe etwas für ihre Gesundheit tun zu können. «Früher war das nicht möglich. Ich traf immer wieder Schülerinnen und Schüler, die mir ihre Fortschritte zeigen wollten. Zum Schwimmen kam ich da selber kaum», berichtet sie. Unisono wird die gute Wasserqualität gelobt, welche auch noch am Abend ein erfrischendes Schwimmvergnügen erlaube.
An den Nebentischen hat sich in der Zwischenzeit ein regelrechter «Stamm» zusammengefunden, der sich den ganzen Sommer über trifft. Zu Alfred und Irène Hirt haben sich noch weitere Frühsportler zu einem ungezwungenen Schwatz gesellt. Während Alfred jeweils am Morgen seine Dreiviertelstunde im Becken verbringt, absolviert Irène das gleiche Pensum am Abend ein zweites Mal.
«Schönste Badi der Schweiz»
Grenchens ehemaliger Personalchef Max Obrecht war 14 Jahre alt, als das Schwimmbad 1956 eröffnet wurde, und erinnert sich: «Wir haben in Solothurn geübt, damit wir nach der Einweihung in Grenchen eine gute Falle machen konnten.» Man komme ins Schwimmbad, damit man noch etwas Bewegung habe. Aber natürlich geniesse man es auch, beim Kaffee ein wenig zu tratschen. Heinz Messerli, Anna Messerli und Peter Messerli können sich dieser Meinung anschliessen.
Ebenso wie Elsbeth und Hans Roth, die besondere Gäste «mitgebracht» haben: Ihre Tochter Andrea lässt es sich zusammen mit ihrem Mann Rolf Hügli (er ist in Grenchen aufgewachsen und in der Zwischenzeit Chefarzt am Kantonsspital Bruderholz in Basel) und den Kindern Alain, Michel und Chantal nicht nehmen, die «schönste Badi der Schweiz» zu besuchen. Und dieses Kompliment ist ernst zu nehmen, haben die Besucher doch nun wirklich Vergleichsmöglichkeiten.
Längst hat auch die breite Öffentlichkeit von der Einzigartigkeit der Anlage, die vom Bäderspezialisten Beda Hefti entworfen wurde, Kenntnis genommen. Bei der Vergabe des Wakker-Preises wurde sie entsprechend gewürdigt und auch in der neusten Ausgabe von «die schönsten Bäder der Schweiz» (zu beziehen beim Schweizer Heimatschutz) fehlt sie nicht. Es versteht sich von selbst, dass die Badi von den zuständigen Instanzen gehegt und gepflegt wird, damit sie bleibt, was sie seit Jahrzehnten ist: ein grünes Bijou, das sowohl zu sportlicher Tätigkeit als auch zum Verweilen und Kontaktepflegen einlädt.