Der Gemeinderat von Büren a. A. lässt die Badesaison 2020 buchstäblich ins Wasser fallen – mit gutem Grund.
Über diese Mitteilung dürfte sich manch einer im Stedtli so richtig geärgert haben: Ausgerechnet jetzt, wo der Bundesrat dazu aufruft, die Ferien doch lieber in der Schweiz zu verbringen, anstatt ins Ausland zu fahren, hat der Bürener Gemeinderat beschlossen, das Schwimmbad in der Saison 2020 nicht zu öffnen. Also nichts gewesen mit zu Hause bleiben und sich im Sommer, wenn’s so richtig heiss wird, in der Badi abkühlen.
Leichtfertig habe der Gemeinderat diesen Entscheid nicht gefällt, sagt Gemeindepräsident Rolf Wälti auf Anfrage: «Wir haben schlicht keine andere Wahl.» Denn gleich mehrere Gründe würden gegen eine Öffnung sprechen, erklärt er. Für den Gemeinderat stehe die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger von Büren sowie des Personals an erster Stelle.
Zum einen gehören drei der vier Angestellten, welche das Schwimmbad im Auftrag der Gemeinde betreiben, zur Risikogruppe. Ersatzleute, also ausgebildete Badmeister noch in diesem Sommer zu finden, sei sozusagen ein Ding der Unmöglichkeit – ganz abgesehen von den zusätzlichen Kosten, welche das verursachen würde. «Junge Leute, die ein Lebensretterbrevet haben und die man als Aushilfen einsetzen könnte, die haben wir, aber das reicht eben nicht.»
Zum anderen sind die momentan geltenden Auflagen des Bundesamtes für Gesundheit BAG punkto Social Distancing und Zulassungsbeschränkung für Schwimmbäder sehr streng und in der Badi Büren kaum umsetzbar. So ist beispielsweise die zur Verfügung stehende Fläche massgebend dafür, wie viele Personen überhaupt eingelassen werden dürfen, denn pro Person muss man mit 10 Quadratmetern rechnen. Für das kleine Schwimmbad Büren hiesse das, maximal 84 Personen dürfen sich gleichzeitig in der Badi aufhalten. Auch im Becken dürften nur drei Bahnen geöffnet werden und pro Bahn wäre die Anzahl Schwimmer noch zusätzlich begrenzt.
Dazu kommt die finanzielle Problematik: Selbst in «normalen» Zeiten macht die Gemeinde mit der Badi ein Defizit von 200'000 bis 250'000 Franken jährlich. Rechnet man die Kosten für Ersatzbademeister, sollte man überhaupt welche finden, und den Ausfall an Eintritten aufgrund der geltenden Beschränkungen dazu, würden nochmals 300'000 oder sogar mehr dazukommen. Wollte man jetzt ganz korrekt sein, müsste der Gemeinderat mit diesen Beträgen das Okay des Souveräns abholen, denn jeder Kredit über 300'000 Franken muss vors Volk.
Aber, das betont Wälti, die Kosten seien für den Gemeinderat nicht ausschlaggebend gewesen. Und er bekräftigt diese Aussage auch damit, dass man, sollte der Bundesrat angesichts der sinkenden Fallzahlen die Verordnung entschärfen und nicht mehr an den 10 Quadratmetern pro Person festhalten, selbstverständlich die Badi öffnen werde. «Man kann das Schwimmbad Büren halt nicht mit dem Gartenbad Grenchen vergleichen, dort sind die Platzverhältnisse grosszügig und die Massnahmen auch umsetzbar.»
Der Gemeinderat sei sich der Auswirkungen dieses Beschlusses auf die Bevölkerung durchaus bewusst. Aber, so betont Wälti, er wolle seine positive Haltung zum Schwimmbad als wichtige soziale Institution in Büren bekräftigen. Die langfristige Weiterführung und Sicherung des Schwimmbads sei dem Gemeinderat ein grosses Anliegen. Und deshalb setzt er auch ein Zeichen: Für die nächste Sommersaison senkt er die Preise für die Jahresabonnemente der Bürener Bevölkerung um die Hälfte. Quasi als Trostpflaster für die entgangene Badesaison 2020.
Die Bürener Badi wurde vor mehr als 20 Jahren das letzte Mal umfassend saniert. Wie Gemeinderätin Barbara Stotzer-Wyss, Vorsteherin Bau und Planung erklärt, ist für nächstes Jahr eine Sanierung in mehreren Etappen geplant. Teile dieser Sanierung – kleinere Reparaturen, Malerarbeiten oder ähnlich an den Hochbauten - kann man vorziehen und schon in diesem Sommer erledigen. Die Arbeiten im Untergrund an der Technik lassen sich aber nicht vorziehen, schon alleine deshalb nicht, weil auch hier zuerst der Souverän den nötigen Kredit sprechen muss. «Zeitlich wäre das auch zu knapp, denn wir stehen erst kurz vor einem Vorprojekt», so Stotzer. Es bleibt also dabei: Wer sich in diesem Sommer im Stedtli abkühlen will, dem bleibt bloss der Gump in die Aare. Es sei denn, der Bundesrat lockert die Massnahmen so weit, dass die Bürener Badi doch noch ihre Tore öffnen könnte.
Das Gartenbad Grenchen öffnet wie angekündigt seine Tore am Montag in einer Woche, am 8. Juni. Ab diesem Datum können auch die Saisonabos erworben werden, welche laut Auskunft von Chefbadmeister Paul Markus Joss pro Rata der verkürzten Saison billiger sind als in vergangenen Jahren. Bei den Höchstzahlen der Eintritte halte man sich an die Angaben der Bundesbehörde. «Wird die Obergrenze überschritten, müssen Gäste warten, bis die entsprechende Anzahl die Badi verlassen hat», erläutert Joss. Eine vorzeitige Öffnung für einzelne Sportschwimmer und Vereine erfolgte in Grenchen nicht. (at.)