Bettlach
Die 82-jährige Bettlacherin Trudi Lüdi schreibt gern Geschichten

«Das Schreiben ist für mich ein grosses Geschenk», sagt die Bettlacherin. Vor 20 Jahren hat sie mit Schreiben begonnen. Seither hat sie Hunderte von Texten verfasst und zudem zwei Gedichtbände zusammengestellt.

Lea reimann
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Für die 82-jährige Gertrud Lüdi aus Bettlach ist das Schreiben ein Geschenk

Für die 82-jährige Gertrud Lüdi aus Bettlach ist das Schreiben ein Geschenk

Ihre ersten Gedichte schrieb die heute 82-jährige Gertrud Lüdi aus Bettlach erst mit 62 Jahren. Dazu gekommen ist sie auf Umwegen. Als sie im Alter von 52 Jahren Witwe wurde, habe sie etwas später beschlossen, Gitarre spielen zu lernen. «Wir haben zu Hause immer viel gesungen. Später oft mit meinen Kindern, meistens beim Abwaschen», erzählt sie.

In Langendorf habe sie deshalb zwei Kurse besucht. «Nur so für den Hausgebrauch – habe ich zumindest gemeint», schmunzelt sie. Bald habe sie nämlich auch selbst ein paar Lieder komponiert und getextet. Dass sie auch Gedichte schreiben könnte, sei ein nächtlicher Einfall gewesen. «Ganz eigenartig war das», erinnert sie sich. Dies habe sie nicht mehr losgelassen.

Geschickter Umgang mit dem Computer

Bis heute habe sie sicher Hunderte von Texten geschrieben. Zuerst schrieb sie von Hand, später auf einer alten Schreibmaschine ihrer Schwester. «Als ich etwa 70 Jahre alt war und meine Gedichte meinem jüngeren Bruder gezeigt habe, fragte er mich, ob ich diese nicht auf einem Computer schreiben möchte», so Lüdi. Zuerst sei sie skeptisch gewesen. «Ja meinst du, das könnte ich noch in meinem Alter?» Seine Antwort sei klar gewesen: «Wenn man etwas will, dann kann man es auch!»

Und so schaffte sie sich ein paar Wochen später so ein Wunderding, wie sie sagt, an. «Mittlerweile habe ich sämtliche Gedichte auf dem Computer geschrieben. Das hat mir schaurig Freude gemacht», schwärmt sie. «Ich habe mich manchmal total vergessen dabei.»

Geschichten, die das Leben schrieb

Von ihrem Bruder kam dann vor einigen Jahren auch der Vorschlag, ein Büchlein zu machen. Inzwischen sind es zwei geworden. Beide enthalten Gedichte von Gertrud Lüdi – die meisten in Mundart. Lustige, traurige und zum Teil auch sehr persönliche Texte. Sie sei oft am Träumen, sagt die Seniorin.

Aber auch die Natur sei eine Inspirationsquelle. Manchmal spaziere sie nach Selzach ins Erlimoos, wo sie aufgewachsen ist. «Die Natur ist mir sehr viel wert», sagt sie. «Mis Bächli» ist ein Gedicht, das von einem Bächlein im Erlimoos handelt und Kindheitserinnerungen wiedergibt. Der Text «es herbschtelet» ist während eines Spaziergangs ins Erlimoos entstanden.

Das Aufnahmegerät hat sie immer bei sich – und nachts liegt es einsatzbereit auf dem Nachttischchen. «Die besten Ideen kommen schliesslich in der Nacht, und wenn man sie nicht festhält, sind sie am Morgen weg», so Gertrud Lüdi. «Oft korrigiere ich die Texte, wenn mir etwas Besseres einfällt. Das ist ja das Tolle am Computer, einfach wunderbar.»

Freude bereiten mit Vorlesen

Noch schöner sei es aber, ihre Gedichte vorlesen zu dürfen. «Etwa im Frauenverein oder an Seniorinnen- und Seniorennachmittagen konnte ich schon vielen Leuten Freude bereiten.» Das habe sie sehr gerne gemacht und sie hoffe, wieder einmal eine solche Gelegenheit zu bekommen.

Langeweile kenne sie nicht. Sie beteilige sich aktiv beim Verein «Jura Chetti» Solothurn und Umgebung, einer Selbsthilfegruppe für alleinstehende Frauen und Männer. «Dort habe ich schon viele schöne gemeinsame Stunden erlebt, auch mit meiner Gitarre.»

Glücklich und zufrieden sei sie, sagt Gertrud Lüdi ganz bestimmt. «Mein Wunsch ist es, noch ein bisschen hier zu sein und die Zeit mit meiner Familie und meinen Angehörigen verbringen zu dürfen.» Auch ihre Wohnung an der St. Klemenzstrasse in Bettlach, in der sie bereits seit 26 Jahren wohnt, schätze sie sehr.

Im Dorf Bettlach fühle sie sich wohl. «Und eines, das weiss ich ganz bestimmt. Wenn ich dann einmal ins Betagtenheim muss: Meinen Computer und meine Gitarre nehme ich auf alle Fälle mit.» Und wisse sie einmal nicht, was sie machen könnte, dann beginne sie, ihre Memoiren zu schreiben, lacht Gertrud Lüdi. Ein guter Vorsatz, denn: «Schreiben tut mir einfach gut und gibt mir eine gewisse Befriedigung und Erleichterung. So Gott will, werde ich auch in Zukunft weiter schreiben.»