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Richard Aschberger ist als Präsident der SVP Grenchen zurückgetreten. Bei der Stadtpartei hängt der Haussegen schief.
Kenner der Grenchner Politszene sahen es kommen: Zwischen Ivo von Büren, graue Eminenz der SVP Grenchen, und dem erfolgreichen Parteipräsidenten, Gemeinderat, Bürgerrat und Neo-Kantonsrat Richard Aschberger herrscht Eiszeit. Das wird spätestens dann klar, wenn man die Parteipräsidenten zu den anstehenden Gemeinderatswahlen befragen will. «Auskünfte zur Grenchner Politik sind ausschliesslich an den Fraktionschef zu richten», gibt sich Richard Aschberger neuerdings zugeknöpft. Er sage nichts mehr. Beim Nachhaken, wer so etwas beschlossen habe, sagt Aschberger nur: «Der Parteivorstand.»
Also hätten Ivo von Büren und Marc Willemin beschlossen, Aschberger das Wort zu entziehen. - «Das ist überhaupt nicht der Fall, wehrt sich von Büren, es muss sich um ein Missverständnis handeln.»
Fakt sei, dass Aschberger beabsichtige, als Parteipräsident zurückzutreten und zwar nach den Gemeinderatswahlen. «Er wurde neu als Kantonsrat gewählt und hat eine eigene Firma, da ist die Abgabe des Parteipräsidiums für ihn eine Entlastung», begründet von Büren. Er lässt aber auch durchblicken, dass er die Politik von Aschberger als zu konziliant einschätzt. «Er ist der Liebe, ich bin der Böse. »
Rückfrage bei Aschberger: «Das kann man auch so sehen», rutscht es ihm heraus. Äussern wolle er sich aber nach wie vor nicht. In einem Parteicommuniqué wird am Abend der Wechsel an der Parteispitze für den 22. Mai angekündigt sowie Marc Willemin als Interims-Präsident.
Die Fakten deuten klar auf einen Eklat hin. Denn Aschberger ist das «neue Gesicht» der Grenchner SVP. Und er hat Erfolg, weil er Sachpolitik betreibt und auf Polemik meistens verzichtet. Das zeigte sich spätestens bei den Kantonsratswahlen, als Aschberger von Büren hinsichtlich Stimmenzahl in Grenchen deutlich hinter sich liess - auch auf der SVP-Liste.
Schon das verhiess nichts Gutes hinsichtlich des künftigen Klimas an der Grenchner Volksparteispitze. Denn dass der Newcomer Aschberger dem sich fest im Sattel wähnenden von Büren derart den Schneid abkauft, war für Letzteren wohl eine unangenehme Überraschung.
Es sind nicht nur zwei Generationen, die aufeinandertreffen, sondern auch zwei Politstile. Während von Büren mit seinem bärbeissigen Auftritt für viele ausserhalb der SVP ein rotes Tuch ist, sammelt Aschberger Sympathien auch über die Parteigrenzen hinaus. Seitens der FDP erklärt man, dass die Listenverbindung nicht zuletzt Aschbergers konstruktiven Auftreten zu verdanken ist. Aschberger leistete auch viel Hintergrundarbeit, war faktisch auch noch Parteisekretär und setzte sich für mehr Transparenz ein.
Dass der SVP-Haussegen schief hängt, wurde spätestens klar, als Aschberger kürzlich nicht an von Bürens 50. Geburtstag auftauchte. Einige Fragen stellen sich jetzt: will (oder kann) sich Aschberger auf einen Machtkampf mit von Büren einlassen? Wird er in der SVP bleiben? Kann er von Büren und seiner Entourage auf Dauer Paroli bieten?
Das Parteipräsidium ist schon mal weg. Und als einflussreicher, gut vernetzter Gewerbler zieht der Garagist und «Grossgrundbesitzer» von Büren in Grenchen zahlreiche Fäden. Auch sein Einfluss in der mächtigen Gemeinderatskommission (GRK) ist nicht unerheblich - mitunter ein Grund, warum die Ratslinke auch immer wieder eine Aufhebung der GRK verlangte.