Grenchen
Deutschkurse als Stütze für die Frauen

Im Lendenhaus in Grenchen gibt es Grund zu Feiern: Bereits seit 10 Jahren lernen im Lendenhaus fremdsprachige Frauen Deutsch. Neben der Sprache sind aber auch die Schweiz und hier gelebte Bräuche Thema.

Anna Meister
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Frau Macia-Meyer leitet die Deutschkurse für Ausländerinnen.

Frau Macia-Meyer leitet die Deutschkurse für Ausländerinnen.

Hanspeter Bärtschi

«Was ist der Unterschied zwischen unserem Deutschkurs und anderen?», fragt Belinda Macia-Meyer, Kursleiterin und antwortet gleich selber: «In unseren Kursen sind nur Frauen zugelassen.» Viele Männer, die in die Schweiz kommen, lernen schnell deutsch, meist auf der Arbeit. Die Frauen blieben, so Macia-Meyer, oftmals mit den Kindern zu Hause. «Das Bild, dass die Männer ihre Frauen zu Hause einsperren, stimmt so nicht. Viele Frauen können wegen der Kinderbetreuung die Wohnung nicht verlassen. Deswegen lernen sie die Sprache nicht und werden immer schüchterner.» Bei einigen breche gar eine Depression aus.

Deswegen hat Gertrud Christen vor 10 Jahren zusammen mit dem Integrationsverein Granges Mélanges einen Deutsch-Integrationskurs entwickelt, welcher sich ausschliesslich an Frauen richtet. Die Leitung dieser Kurse wurde in diesem Jahr von Macia-Meyer übernommen.

Land und Region kennenlernen

Insgesamt drei Module bietet Granges Mélanges an. Je nach Sprachkenntnissen lernen die Frauen unterschiedliche Dinge. Doch neben dem Erlernen der Sprache stehen noch andere Dinge auf dem Programm: «Die Grundstufe richtet sich an Frauen, die sehr wenig bis gar keine Deutschkenntnisse haben. Wir bringen ihnen die Sprache mit dem Buch «Leben in der Schweiz» bei. So lernen sie die Sprache und gleichzeitig einiges über die Schweiz selbst. Wir zeigen ihnen zum Beispiel die Fasnacht. Wir erklären ihnen die verschiedenen Anlässe, wann und wo diese stattfinden, aber auch, welche Bedeutung sie haben.» Auch die Abfallpläne würden durchgesehen, und die Frauen erfahren einiges über die Abfalltrennung und warum sie in der Schweiz so wichtig sei.

Haben die Frauen Kinder, so können sie diese ins Lindenhaus mitbringen. «Betreuerinnen kümmern sich während des Kurses um die Kleinen. Neben der Tatsache, dass sie dort spielen oder basteln, lernen sie auf spielerische Weise, soziale Kontakte zu knüpfen und natürlich auch die Sprache.» Eine Kindergärtnerin hat dieses Projekt mitgestaltet, so erhält der Kurs auch pädagogischen Wert.

Eine willkommene Auszeit

Doch wer denkt, die Frauen sitzen nur im Kurslokal im Lindenhaus, irrt. «Wir unternehmen auch einiges mit den Kursteilnehmerinnen. Zum Beispiel besuchen wir mit ihnen die Schulverwaltung, die Perspektive, die Bibliothek oder auch das Stadthaus.» Dabei würden Schwellenängste genommen. «Die Frauen sehen dann, die Leute, die dort arbeiten, sind Menschen, genau wie du und ich auch.»
Die Aufbaustufe richtet sich an die Frauen, die schon bessere Kenntnisse haben. Mit ihnen besucht die Kursleiterin den Grenchenberg. «Die Frauen sind immer von diesen Ausflügen begeistert und machen Fotos wie Touristen.» Die Kinder dürften jeweils mit an die Ausflüge, doch einige Frauen möchten «diesen Tag nur für sich alleine geniessen.» Schliesslich sei das einer der wenigen Tage, an denen sie ohne Kinder unterwegs sein können.