Luftschiff
Der Zeppelin fliegt mit Teilen aus Grenchen

Es hatte fast 60 Jahre Stille um Zeppelin-Luftschiffe geherrscht, als in den 1990er-Jahren diese Technik der Luftfahrt wieder aufgegriffen wurde. Auch die Grenchner Firmen Farner Air Service und Mecaplex waren damals beim Bau beteiligt.

Peter Brotschi (Text und foto)
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Grenchner Firmen bauten am Zeppelin NT mit
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Schweissarbeiten am Zeppelin-Traggerüst bei der Firma Farner Air Services in Grenchen im November 1995
Zeppelin-Testpilot Scott Danneker
Zeppelin-Motorengondel

Grenchner Firmen bauten am Zeppelin NT mit

Peter Brotschi

Diese Woche operiert der Zeppelin in den Farben der Fluggesellschaft Edelweiss vom Flughafen Grenchen aus. Beim Bau dieser jüngsten Zeppelin-Generation wirkten auch zwei renommierte Grenchner Firmen mit. Das grosse Luftschiff ist damit auch Teil der Industriegeschichte der Stadt.

An der Aero, wie die grosse Luftfahrtmesse in Friedrichshafen heisst, wurde im Frühling 1997 der Zeppelin NT der Öffentlichkeit vorgestellt. Das «NT» steht für «Neue Technologie». Denn der aktuelle Zeppelin hat nur noch den Namen und die Form seiner berühmten Vorfahren aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gemeinsam. Was die Zeppelin Luftschifftechnik GmbH vor 18 Jahren vorstellte, war Spitzentechnologie. Dazu nur ein Beispiel: Die mit Computer unterstützte Steuerung und schwenkbare Propeller machen es möglich, dass die Landung mit wenig Bodenpersonal auskommt. Die früheren Zeppeline mussten mit rund 100 Leuten «eingefangen» werden.

An der Aero1997 waren auch die Grenchner Firmen Farner Air Service und Mecaplex mit Messeständen präsent. Mit gutem Grund, denn am Bau des Prototyps D-LZFN «Friedrichshafen», damals die grosse Sensation der Messe, waren beide Firmen beteiligt. Farner lieferte die Strukturelemente, also das unsichtbare Traggerüst, das dem Zeppelin Form und Halt gibt. Die Farner-Mitarbeiter mussten für diese Arbeit eine Spezialausbildung in Schweisstechnik absolvieren. Zudem wurde damals bei Farner die Schweissvorrichtung konstruiert, hergestellt und kalibriert. Termingerecht lieferte die Firma die Tragkonstruktion im Herbst 1996 nach Friedrichshafen, wo dann der Zusammenbau des ersten neuen Zeppelins erfolgte. Belohnt wurden die Grenchner dann mit dem Folgeauftrag, dass das Traggerüst auch für die Serienproduktion hergestellt werden konnte. Ebenso steuerte Farner die Passagiersitze bei. Die ebenfalls in Grenchen ansässige Firma Mecaplex zeichnete verantwortlich für die Verglasung des grössten Teils der Gondel. Dank ihrem Know-how in luftfahrtspezifischer Acryltechnik kam Mecaplex zu diesem Auftrag.

Herr Zeppelin war dabei

Bei der Vorstellung des Prototyps am Bodensee im April 1997 war auch Wolfgang von Zeppelin anwesend. Der entfernte Verwandte des legendären Ferdinand Graf von Zeppelin (1838–1917) war Managing Director der Firma Zeppelin Luftschifftechnik AG. Für die Entwicklung des neuen Zeppelins mussten sehr viele technische Probleme gelöst werden, was sich später auch bei der fliegerischen Erprobung zeigen sollte. So sagte er schon damals, dass er sich mit jedem Tag, an dem am neuen Zeppelin gearbeitet werde, mehr und mehr vor den Leistungen der Alten verneige. «Wir haben Computer für die Berechnungen, die aber hatten nur Daumen und Rechenschieber», sagte Wolfgang von Zeppelin damals gegenüber dieser Zeitung.

Erstflug 1997

Der Prototyp flog am 18. September 1997 zum ersten Mal. Genau zehn Jahre später, am 20. September 2007, wurde er in Südafrika durch den Wind am Ankermast stark beschädigt und nach über 3000 Flugstunden abgeschrieben. Das jetzt in Grenchen eingesetzte «Edelweiss-Luftschiff» mit der deutschen Registrierung D-LZZF und dem Namen «Baden-Württemberg» ist der zweite Serienbau und hatte seine Jungfernfahrt im Februar 2003.

Bisher wurde fünf Zeppeline NT gebaut, zwei weitere befinden sich in der Werft in Friedrichshafen. Die Grenchner Firma Mecaplex liefert noch immer alle Verglasungen des Zeppelins NT.