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Der Uhrencup, das Grenchner Traditionsturnier, lebt höchstwahrscheinlich auch im kommenden Jahr weiter. Dies zeigen az-Recherchen. Grenchen kommt aber als Austragungsort nicht mehr infrage und wird durch Biel oder eher noch Solothurn abgelöst.
Recherchen dieser Zeitung haben ergeben, dass im Sommer 2012 wahrscheinlich die Stadt Solothurn oder Biel dem Traditionsturnier Gastrecht gewährt. Auch wenn keiner der beteiligten Hauptakteure zum jetzigen Zeitpunkt konkrete Aussagen machen will oder kann, werden entsprechende Gespräche geführt.
Sinneswandel
Wie kam es dazu? Diesen Sommer hatte Sascha Ruefer seine Demission als Turnierdirektor des Traditionsturniers eingereicht und wiederholt versichert, das sei das letzte Mal gewesen und eine Ausführung im nächsten Jahr sei völlig ausgeschlossen. Im Nachgang zum diesjährigen Turnier fand bei einigen Akteuren, insbesondere bei Sascha Ruefer, ein Sinneswandel statt. In einem Schreiben an sein Organisationskomitee, das ebenfalls nach der Auflage 2011 geschlossen zurückgetreten war, drückte er sein grosses Erstaunen über die zum Teil heftigen Reaktionen auf seinen Rücktritt seitens der Sponsoren und auch der Stadtbehörden aus, die anscheinend erst jetzt bemerkt hätten, was der Uhrencup für Grenchen und die Region bedeute.
Neuauflage wird diskutiert
Wie das az Grenchner Tagblatt nun erfahren hat, finden in diesen Tagen Treffen Ruefers mit seinen «ehemaligen» Weggefährten statt. Und wie aus zuverlässiger Quelle zu erfahren war, geht es darum, die Pflöcke für eine Neuauflage des Uhrencups im nächsten Jahr wenigstens teilweise einzuschlagen. Aber eben: Bei der Diskussion um den Austragungsort steht angeblich nicht mehr Grenchen im Vordergrund.
Offenbar war es die Haltung der Stadt Grenchen, die beim Veranstalter den Eindruck erweckte, als sei das Traditionsturnier zwar gut für den Ruf der Stadt, aber eigentlich doch nur mit finanziellem und Ressourcen-fressendem Aufwand verbunden, die Sascha Ruefer und sein Team dazu bewog, sich nach einer neuen Lösung umzusehen. Ausserdem hatte die Stadt klar signalisiert, dass aufgrund des Baus des Velodroms - sofern der Souverän dem Kredit zustimmt - ohnehin im nächsten Jahr die Bewilligung für den Uhrencup eher unwahrscheinlich wäre. Es liegt nahe, dass man sich bei der Suche nach einem neuen Austragungsort auf die nähere Umgebung konzentrierte.
Biel oder Solothurn?
Biels Stadtpräsident Erich Fehr winkt auf Anfrage ab. «Ich höre das zu ersten Mal», meinte er auf Anfrage. Er selber würde nie einer Nachbarstadt einen solchen Anlass proaktiv abwerben. Wenn Ruefer die Stadt Biel kontaktieren würde, ginge es ja höchstwahrscheinlich um eine finanzielle Beteiligung. Biel sei diesbezüglich nicht auf Rosen gebettet und aus diesem Grund wäre das ohnehin schwierig. Recherchen haben aber ergeben, dass tatsächlich Gespräche stattgefunden haben und die Uhrenstadt Biel, zu der ein Uhrencup durchaus passen könnte, noch nicht definitiv entschieden hat.
Wahrscheinlicher ist aber die Lösung mit Solothurn. Stadtpräsident Kurt Fluri gab sich auf Anfrage zwar bedeckt und wollte weder die Gerüchte bestätigen noch dementieren, sagte aber, dass das ein grosser Anlass wäre, man aber zuerst die Rahmenbedingungen kennen müsste und verwies an Sascha Ruefer.
Auch dieser gab sich bedeckt und wollte sich nicht zu den Gerüchten äussern, liess aber durchblicken, dass nicht alles aus der Luft gegriffen sei. Fakt sei, dass der Uhrencup nicht verkauft werde, wenigstens vorerst nicht. Der Druck der Hauptsponsoren sei gross, den Uhrencup auch 2012 durchzuführen. Gelder, die Firmen in Hospitality-Anlässe gesteckt haben, würden sonst in andere Events abwandern. Ausserdem bestünden laufende Verträge mit Vermarktern und Sponsoren. Darum prüfe man eine Durchführung des Turniers im nächsten Jahr und man sei tatsächlich auf der Suche nach einem anderen Austragungsort, weil die Stadt Grenchen klar kommuniziert habe, dass in Grenchen wegen des Velodrome-Baus 2012 wahrscheinlich kein Uhrencup stattfinden könne. Nächste Woche sollen in Solothurn entsprechende Gespräche und Besichtigungen durchgeführt werden.
Tribüne für Uhrencup: Und Keiner will dafür zahlen
Ob der Uhrencup 2013 wieder zurück nach Grenchen kommt ist fraglich: Eine Bedingung, die Ruefer schon immer an ein Weiterbestehen des Turniers in Grenchen geknüpft hatte, war die Osttribüne des Stadions, die gebaut werden müsste, damit genügend Sitzplätze verkauft werden könnten und eine gewisse Rentabilität garantiert sei. Dem Aspekt der notwendigen Sicherheit könne auch nur so Rechnung getragen werden, hatte er noch diesen Sommer betont.
In den Plänen des geplanten Velodroms, an dem sich die Stadt Grenchen mit 2 Mio. Franken beteiligen will - sofern die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der Vorlage zustimmen - ist die Tribüne vorgesehen. Im Bauprojekt allerdings ist sie nicht enthalten. Sie müsste von einem privaten Investor bezahlt werden und würde auf etwa eine halbe Million zu stehen kommen. Stadtpräsident Boris Banga sieht das realistisch: Abklärungen hätten ergeben, dass der FC Grenchen, der hauptsächlicher Nutzniesser des Stadions ist, nicht auf eine neue Tribüne auf der Ostseite angewiesen sei. Und für drei Tage Uhrencup eine halbe Million zu investieren mache wenig Sinn. Das Velodrome könne nicht von den Sitzplätzen profitieren. Wie Sascha Ruefer sagt, ist es aber auch nicht Sache der Uhrencup Event GmbH, diese Investition zu tätigen.