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Das «fasnächtliche unzensurierte Intelligenzplatt» schiesst zum 70-Jahr-Jubiläum aus allen Rohren.
Der «offizielle Orkan der Faschingszunft Grenchen» erscheint heuer zum 70. Mal. Ab morgen ist die «Gränchner Gosche» an allen offiziellen Verkaufsstellen für einen Fünfliber «all inclusive und währungsbereinigt» zu haben.
Und einmal mehr haben sich die Macher grosse Mühe gegeben, das berühmte Haar in der Suppe zu finden. Wie schon so oft, wurden sie auch dieses Jahr fündig. Nicht nur die «Suppenthurner» bekommen gleich mehrfach ihr Fett weg, auch das angebliche Chaos und die vielen Abgänge im Stadthaus – Verzeihung: Hôtel de Ville – werden in der neuen Ausgabe thematisiert. Stadtpräsident François Scheidegger steht schon auf dem Titelblatt «kräftig unter Dampf».
Zum 70. Jubiläum beschreibt sie auch, wie sie in der Vergangenheit so manchen Polit- und anderen Skandal aufgedeckt hat und wie auch Politiker erschreckt wurden. Jeden Stapi, selbst die Sesselkleber habe man überlebt. Sogar manche First Lady sei Ziel ihrer Zeilen gewesen. Kultur und Gastronomie würden immer Stoff bieten und auch aus banalen Geschichten mache die Redaktion einen Mordsskandal.
«Ds wüude Göschi» begegnet auf seinem wilden Rundgang allerlei bunten Gestalten, die im vergangenen Jahr für Schlagzeilen gesorgt haben. Wie bereits erwähnt, kommen auch hier die Solothurner zum Zug. So zum Beispiel Schwester Benedikta, die ehemalige Eremitin in der Einsiedelei und ihr Nachfolger, der früher einmal Polizist war. Göschi trifft aber schnell auch auf Grenchner, Musiker, Theaterschaffende und solche, die bloss Theater machen und viele mehr.
Beliebtes Thema in der Gosche ist der Verkehr – der auf der Strasse und auf der Schiene. Die SBB beispielsweise kann den Halt in Grenchen Süd zeitmässig nur durch breitere Türen amortisieren, durch die man dann die Solothurner in Solothurn schneller nach draussen befördert. Auch die Grenchner Strassenbaustellen werden thematisiert: geschüttelte Hämorrhoiden und ewiglange Umwege – da kann nur eine Frau helfen, die sich hoffentlich mit Verkehr auskennt.
Die Gosche gibt sich auch dieses Jahr mit Grenchner Persönlichkeiten und Prominenz ab. So zum Beispiel widmet sie eine ganze Seite dem Gilomen Kurt, seines Zeichens frischgebackener Chappeli-Tüüfu, und seinem Streit mit Christa Vogt von der Musikschule.
Regierungsratskandidatin Nicole Hirt bekommt von der Gosche die (Verschönerungs-)Tipps, wie sie mithilfe des Grenchner Gewerbes die Wahl ins Solothurner Rathaus ganz sicher schafft. Und wenns dann doch nicht klappe, habe es wenigstens nicht an guten Ratschlägen gemangelt. «TV-Schnurri» Sascha Ruefer, fälschlicherweise wird der Lengnauer ja als Grenchner bezeichnet, ist ebenso vertreten wie «Financier» Tinu von Burg, dank dem Grenchen erneut positives mediales Echo erhielt. Auch Ex-Feuerwehrkommandant Bruno Bider schafft es gleich doppelt in die Gosche – Ehre, wem Ehre gebührt.
Gewichtiges Thema auf einer Doppelseite sind die vielen Abgänge im Stadthaus, die einen Neubau obsolet werden lassen und die auch auf eine super Stimmung im Hôtel de Ville schliessen lassen. Leo und dr Anger, verantwortlich für die träfen Zeichnungen, schöpfen hier aus dem Vollen.
Auch die Beizenlandschaft in Grenchen bleibt nicht verschont: Das Krebs mit seinen meerlastigen Dekorationen, das Parktheater mit ohne Gäste, das Baracoa, dessen Wirt für die gesperrte Strasse viel abdrücken muss bei der Stadt, und das seit August geschlossene Steakhaus mit seinem wahrscheinlich in den Ferien weilenden Wirt werden eins ums andere auseinandergenommen.
Sehr unterhaltsam und sogar für jeden nachvollziehbar, der nicht dabei war: Das «Prodikohl» der letzten Gemeindeversammlung, mit einer sehr beharrlichen SP, die immer und immer wieder eine Steuererhöhung forderte. Brisant auch die Aufschlüsselung der Kosten, die im Todesfall anfallen. Und weil die Stadt sparen muss, versuchen selbstverständlich auch die Narren, auf einer «Sparsiite» zu bahnbrechenden Ideen fürs Sparen zu kommen.
Apropos sparen: Die geplante Multisammelstelle und die damit verbundenen Auswirkungen werden verschiedentlich erwähnt. Zum einen ziehen die Flaschen nun wieder direkt ins Stadthaus, zum anderen sind der Gosche «rund-ums-Müll-entsorgen» Geschichten zugetragen worden. Ebenso darüber, wie in Grenchen Neues entsteht: Man fährt zum Beispiel mit einem Elektrobike in ein Bänklein und Zack: Neue Kunst.
Die Hauptstadt im Osten und ihre Reglementenflut machten nicht nur in dieser Zeitung Schlagzeilen: Nicht nur das Grillieren sei verboten und Chillen auf der St. Ursentreppe, nein, auch bei der Einsiedelei sei Glühwein verboten und so weiter und so fort. So oder so produziere man dort viel Mist, für den dann auch die Grenchner bezahlen müssen, beweist die Gosche. Und überhaupt: «Solothurn e Wasserstadt - mir Gränchner finde das no glatt – es dunkt üs, me miech e Guete – würd me die Stadt jetz äntlech fluete.»
Im abschliessenden Narre-Abc geht die Gosche manchmal fast etwas gar hart zur Sache respektive Person. Aber – wer die Leute kennt, der weiss die träfen Zweizeiler bestimmt richtig einzuordnen.
Die diesjährige Gosche ist alles andere als brav, und schon gar nicht anständig, wie es sich für einen rüstigen Siebzigjährigen eigentlich gehören würde. Sie eckt an und bringt auf den Punkt, wie das eine Fasnachtszeitung eben tut. «E wüudi Sach».
Die Gosche gibts an den Grenchner Kiosken und weiteren Verkaufspunkten wie den BacK-Caffee-Filialen, der Landi, im Nordbahnhof-Migrolino und im Baracoa.