Grenchen
Der Kaninchenobmann tritt zurück

60 Jahre amtete Hans Zumstein als Kaninchenobmann. Seit 10 Jahren will er zurücktreten, liess sich aber immer wieder erweichen. Jetzt ist aber wirklich Schluss.

Daniel Trummer
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Obmann Hans Zumstein. tru

Obmann Hans Zumstein. tru

Solothurner Zeitung

Letzthin hat der Ornithologische Verein Lengnau seinen Kaninchenobmann Hans Zumstein verabschiedet und gewürdigt. Ein 78-jähriger Mann tritt zurück, der ein ereignisreiches Leben hatte. Ein Leben, das aber nicht allein von Kaninchen bestimmt war.

Zumstein zeigt seinen Kleinwidder-Champion mit madagaskarfarbigem Fell. Das Tier schmiegt sich an ihn. Einige Male musste er ihn hungern lassen, damit er das verlangte Gewicht auf die Waage brachte. «Jetzt bemitleide ich ihn», sagt er, lacht und lässt ihn fressen, so viel er will.

«Ich musste einen Aufsatz schreiben, Rassen kennen, bewerten und Fragen beantworten», erinnert sich Hans Zumstein an die Prüfung im Berner Tierspital. Im Alter von 18 Jahren hat er den Obmännerkurs erfolgreich absolviert und wurde deshalb in den Vorstand des Kaninchenzüchtervereins Lengnau gewählt. Jahre zuvor schon beschäftigte er sich mit Kaninchen und molk die Ziegen im Elternhaus in Altreu. Nach dem Umzug nach Grenchen bildete er sich zum Pignonschneider aus und nahm natürlich seine Hasen mit. «Ich habe neue Ställe gebaut», erzählt er, sie stehen immer noch in einem Grenchner Garten. «Der Umgang mit Tieren bereitet mir viel Freude», erklärt er sein Hobby und wird stinksauer, wenn Menschen Tiere schlecht behandeln.

Hohe Zuchtanforderungen

«Der Schmetterling muss stimmen, die Augeneinfassung und der Backenpunkt», illustriert der Grenchner die Zuchtanforderung der Rasse der Englischschecken mit dem «Standard für die Bewertung der in der Schweiz anerkannten Rassen». Unter «Schmetterling» verstehen die Sachverständigen die Färbung an der Kaninchennase. Als Obmann besorgte er für seinen Verein die Vorbewertung vor Ausstellungen und punktierte die Tiere provisorisch. «Meine Punkte stimmen meist mit dem Richterurteil überein», bemerkt er mit Stolz.

«Dank seinem grossen Wissen haben wir viel von Hans profitiert und manchen Franken eingespart», betont Heinz Allemann, ehemaliger Präsident des Ornithologischen Vereins. Zumstein hat viele Zuchterfolge feiern können. Acht Rassen hat er im Laufe seiner Karriere gezüchtet und oft an Rammlerschauen Gold geholt. Sein grösster Frust geht auf die Expo Lausanne zurück. Er hatte einen Schweizerfuchs ausgestellt, der nur 91,5 Punkte erreichte. Die damalige Enttäuschung klingt noch nach. Nur Tage später erreichte das gleiche Tier jedoch in Wil SG 97 von möglichen 100 Punkten und wurde Rassensieger.

Der FC-Fan mit Schalk im Nacken

Hans Zumstein ist ein Mensch voller Schalk. Schon von Kindsbeinen an ist er bekennender FC Grenchen-Fan. «Was hat Grenchen gemacht», lautet die Montagsfrage am Stammtisch an ihn. Wortreich erklärt er eine Niederlage und freut sich kindsgleich über einen Sieg des FCG. Nur wer ihn kennt, kann zwischen Dichtung und Wahrheit unterscheiden.

Als Züchter schlachtet er die Tiere selber. Einem Kollegen lieferte er den tiefgekühlten Kaninchenbraten. Für einmal hat sich Zumstein einen Jux erlaubt und statt des Kaninchenfleisches Steine in Stanniol verpackt und eingefroren. Der Kollege ärgerte sich, erzählte den Streich überall herum.

Langeweile ist kein Thema

Auch wenn er nun das Amt als Obmann abgegeben hat, wird es ihm nicht langweilig. Er war Schweizermeister im Ringen und Fischen und kantonaler Meister im Kegeln. «Ich habe nie aufgegeben, bis ich Erster war.» Als Jasser und «Chüngeler» wird er weiter viel beschäftigt sein. Sein Verein hat ihm einen Gutschein für Fischereiartikel geschenkt. Hans Zumstein wird ihn einlösen, seine Gerätschaften ausbauen und auf dem Lac de Joux Forellen und Hechten das Leben schwer machen.