Paul Sperisen war 25 Jahre Sakristan der Kapelle oberhalb Grenchens. Obwohl er noch bis Ende Juni weiterarbeitet wird er bereits jetzt verabschiedet und geehrt. «Es war eine wunderschöne Zeit», sagt Sperisen.
Nun schon fünfundzwanzig Jahre schaut Paul Sperisen in der Allerheiligen Kapelle nach dem Rechten. Per Seil läutet er die Glocken, kümmert sich um die Gäste und hält das Gotteshaus in sauberem Zustand. Er trägt den Schlüssel, um abzuschliessen. Es gilt, immer abzuschliessen, sobald man die Kapelle verlässt.
Zweimal jährlich, am 15. August und am 1. November, findet im Chappeli eine Messe statt, wofür er die Kapelle herrichtet. Auch für die Nachmittags- und Abendkonzerte dekoriert er die Kapelle. «Diese Anlässe beleben das Chappeli», freut sich Sperisen.
Unweit weiden seine Schafe, die er liebevoll umsorgt. Am Samstag, 28. Mai, wird er im Chappeli verabschiedet, doch seinen letzten Arbeitstag hat er Ende Juni. Neben Ansprachen wird es ein Konzert vom Chor Canta Gaudio geben. Der Anlass beginnt um 14.00 Uhr.
«Es war eine wunderschöne Zeit. Es sind viele Freundschaften entstanden, auch mit Menschen aus dem Ausland», so Sperisen, der mit einem lachenden und weinenden Auge das Amt niederlegt. Doch für die Führungen werde er weiterhin zur Verfügung stehen. Auch werde er öfters beim Chappeli anzutreffen sein, da er weiterhin seine Schafe hütet.
Die viele freie Zeit, wird er auf Wanderungen und mit Familie und Freunden verbringen. «Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen bedanken, auch bei allen Helfern, die das Chappeli gehütet haben», sagt der nunmehr Fünfundachtzigjährige.
Sperisen hat sehr viel im Chappeli erlebt und viele spannendende Menschen getroffen. Das Chappeli ist beliebt für Hochzeiten, aber es wird auch für moralische Unterstützung aufgesucht. «Es ist ein Kraftort», erklärt Sperisen. Die Kapelle findet im 16. Jahrhundert ihre erste Erwähnung und dabei geht hervor, dass sie ein oft aufgesuchter Wallfahrtsort war. Die Pilger kamen dabei von weit her. Der Kirchbau enthält Gotik- aber auch Barockelemente, was ihm im Kanton Solothurn Einzigartigkeit einbringt. Auch entspricht die Ausstattung noch heute jener aus dem Barock.
Sperisen kam bereits als Kind mit dem Sigristenberuf in Berührung: Seine Mutter Marta war Sigristin. So half er schon als Bub tatkräftig und fasziniert mit. Seine Familie wohnte wie rund zwanzig andere Familien in naher Umgebung der Kapelle. «Wir besassen einen Bauernhof. Neben der Landwirtschaft arbeitete mein Vater in der Steingrube», erinnert sich Sperisen.
Diese wurde irgendwann nach dem Krieg aufgelöst und praktisch alle Häuser beim Chappeli wurden in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts abgerissen. Altersbedingt. «Weil wir so hoch oben wohnten, hatten wir einen langen Schulweg», erinnert sich Sperisen. Er und seine Geschwister wurden in der Schule manchmal «Chappelitüfel» genannt, da sie sich bei Auseinandersetzungen zu wehren wussten.
Nach der Schulzeit machte er bei den Brüdern Sallaz seine Lehre als Mechaniker, später arbeitete er bei der Ebauches in Bettlach und bis zu seiner Pensionierung in der ETA. Der Ausgleich zum Berufsleben fand der gebürtige Grenchner im Sport. Im Turnverein und im Schwingerclub ist er Ehrenmitglied.
Lange Zeit war er gar das Aushängeschild des TV Grenchen. In seiner Aktivzeit von 1956 bis 1967 erlangte er im Ringen 13 eidgenössische Titel. Er erhielt den Sportpreis des Kantons für sein Engagement in der Jugendförderung. Und schliesslich zeichnete ihn auch Grenchen aus: Als erster Sportler überhaupt erhielt er den Sportpreis der Uhrenstadt. Die Stelle als Sigrist nahm Sperisen nach dem Tod seiner Frau an.
Im Rahmen von «Musig im Chappeli» des Männerchors Canta Gaudio wird Paul Sperisen am Samstag, 28.Mai im Chappeli zu seinem Abschied geehrt. 14 Uhr bis 14.45 Uhr