Grenchen
Der Grenchner Zeitzeuge mit Ein-, Aus- und Farbdruck

In alljährlichem Turnus führt Grenchen seine Stadtchronik nach – dies in Form des Grenchner Jahrbuchs. Die aktuelle Ausgabe mit 96 Seiten kommt einmal mehr analytisch, chronologisch, unterhaltsam und auch kurzweilig daher.

Patrick Furrer
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Sie haben alle an der Entstehung des 41. Grenchner Jahrbuchs mitgewirkt: (v.r.) Salome Moser Schmidt, Thomas Schärli, Angela Kummer, Jacqueline Demuth und Toni Bieli. Es fehlt: Barbara Pestalozzi Kohler.

Sie haben alle an der Entstehung des 41. Grenchner Jahrbuchs mitgewirkt: (v.r.) Salome Moser Schmidt, Thomas Schärli, Angela Kummer, Jacqueline Demuth und Toni Bieli. Es fehlt: Barbara Pestalozzi Kohler.

Die Stadt Grenchen hat mehr zu bieten, als ihr die nationale Presse oftmals zugesteht. Das zeigt die neueste Edition des Grenchner Jahrbuchs. Heimatstolz und eine gewisse Aufmüpfigkeit werden bereits im Editorial deutlich, wenn Redaktor Thomas Schärli mit den «Miesepetern mit oft verstelltem Aussenblick» abrechnet. Zwar gibt es auch manchen langjährigen Grenchner, der des Lästerns nicht müde wird, «Andersgläubigen» empfiehlt die Redaktionskommission die aufmerksame Lektüre des Jahrbuches «als Abbild der Vielseitigkeit und der Innovationskraft einer lebendigen und zuversichtlichen Stadt» aber genauso.

Gestern Abend fand in den Räumen der Leimer Immobilien die Vernissage des 41. Grenchner Jahrbuchs statt. «Letztes Jahr steckten wir noch in den Kinderschuhen», erklärte Thomas Schärli, der seit der 40. Ausgabe das Redaktionelle leitet, «jetzt haben wir alles nochmals verfeinert und ausgebaut.» Entsprechend attraktiv präsentiert sich die Publikation, die 96 Seiten stark ist. Redaktionskommissionsmitglied und Kulturkommissionspräsidentin Angela Kummer meinte: «Es hätten auch 200 Seiten sein können bei all der Aktivität, aber irgendwann muss auch mal Schluss sein.»

Die Redaktion hat erneut Schwerpunktthemen gesetzt und bringt zu diesen eigens recherchierte Hintergrundberichte. Einen davon beispielsweise gleich eingangs des Jahrbuchs, zum 100-Jahr-Jubiläum der Uhrenfirma Fortis, die ein Jahrhundert lang allen Stürmen der Branche erfolgreich getrotzt hat. Auch das grosse 200-Jahr-Fest der Eusebiuskirche wird vertieft thematisiert, ein Rundgang mit dem im April in Pension gegangenen Stadtgärtner Max Mehr beleuchtet die «grüne Seite» der Stadt Grenchen.

In den verschiedenen Rubriken oder Kapiteln offenbart sich so manche unterhaltsame Geschichte – mal amüsant, mal weniger, nie zu kritisch, stets informativ. Unter der Rubrik Fokus beschäftigt sich das Zeitdokument mit den zahlreichen aktuellen und noch laufenden Bauvorhaben, von der «Casa Romana» an der Maria Schürer-Strasse über die Alterssiedlung «Zuhause am Girardplatz» bis zur Feinkosmetik beim Veloständer auf der Westseite des Südbahnhofs.

Im politischen Teil wird unter anderem über den Wechsel von «Schutz und Rettung Grenchen» zu den Sicherheitsdiensten geschrieben, oder auch über die gelungene Kantonsratssession im Parktheater. Wirtschaft und Sport kommen ebenfalls nicht zu kurz, das Velodrome wird ausführlich beworben. Alle Rubriken bieten viel Lesestoff, ergänzt mit Würdigungen, Chroniken und Statistiken.

Auch gestalterisch hat man dem Jahrbuch nach der sanften «Renovation» im letzten Jahr anlässlich des 40-Jahr-Jubiläums einen weiteren Feinschliff verpasst. Die Redaktionskommission hat beschlossen, das Jahrbuch zur verstärkten Förderung des künstlerischen Schaffens in Grenchen zu nutzen, «ganz im Sinne der Gründer des Jahrbuchs», erklärte Thomas Schärli. Deshalb ist nicht nur wie gewohnt das Titelbild ein Werk eines Grenchner Kunstschaffenden – zum dritten Mal ist es eines vom leider verstorbenen Kurt Spichiger. Auch zur Gestaltung des Innenteils wurde einem Grenchner Künstler ein Auftrag erteilt: Die Kommission wählte sieben Werke von Toni Bieli als «Zwischenbilder» aus, die die einzelnen Kapitel trennen, Ruhe und Struktur in das Buch bringen. Kleinere Abstriche wären höchstens beim Druck der Bilder zu machen, die teilweise recht dunkel und zu gesättigt geraten sind.

An der Entstehung des 41. Grenchner Jahrbuchs waren nebst den 17 Autoren massgeblich die Redaktionskommissionsmitglieder Thomas Schärli, Angela Kummer, Barbara Pestalozzi Kohler und Salome Moser Schmidt. Den Druck übernahm die City Offset Druckerei Grenchen. Das Grenchner Jahrbuch ist ein Kulturengagement des Kantons Solothurn und der Stadt Grenchen, mit Unterstützung durch die Bürgergemeinde. Stadtpräsident Boris Banga lobte im Grusswort die wertvolle Arbeit der Leute hinter der Publikation und den Wert des Buches für die (auch künftige) Geschichtsschreibung Grenchens. Dass die Stadt vielseitig und innovativ sei, könne er nur unterstreichen.

Das Jahrbuch ist ab sofort für 20 Franken in der Buchhandlung Lüthy, an Kiosken, bei einigen städtischen Institutionen, im Stadthaus und der Bibliothek erwerbbar.