Die zerbrochenen Fenster nahe der Löwenkreuzung in Grenchen sollen bald verschwinden. Der Besitzer der Mammutliegenschaft Bielstrasse 1, 3 und 5 will die Häuserzeile in Etappen renovieren.
Wer an der Löwenkreuzung an der Südseite der Bielstrasse höher hinauf blickt als bis zum ersten Stock, wähnt sich eher in einem Slum als im Stadtzentrum. Zerbrochene Fensterscheiben starren aus einer fleckigen Fassade. Die hässliche Erscheinung soll noch dieses Jahr hinter einem Banner verschwinden. Der Besitzer der Mammutliegenschaft Bielstrasse 1, 3 und 5 will die Häuserzeile in Etappen renovieren.
Das charakteristische Erscheinungsbild des einstigen Warenhauses mit den grossflächigen Fensterfronten soll unangetastet bleiben. Besitzer René Kurt hat keine radikalen Veränderungen im Sinn. Erstens liessen sich diese kaum bezahlen und zweitens stellt die Ecke Bahnhofstrasse/Bielstrasse im Stadtbild einen wichtigen Identifikationsfaktor dar.
Doch er hat nicht vor, die Gebäude, die heute teilweise vermietet sind, zu Bauruinen verkommen zu lassen, wie er auf Anfrage versichert. «Zuerst kommt die Gebäudehülle an die Reihe. Die alten Sprossenfenster auf der Seite der Bahnhofstrasse werden noch dieses Jahr ersetzt. Der Teil, in dem früher die ‹Innovation› war, die Nummer 1, soll so schnell wie möglich renoviert werden.» Nächstes und übernächstes Jahr seien der Parkplatz und der Innenausbau oberhalb der Boutique Rosalba Fashion an der Reihe. «Die Stockwerke dort sind unangenehm niedrig, sodass wir diesen Bereich komplett aushöhlen und neu ausbauen werden.»
Doch gerade dieser Teil der Fassade sieht am schlimmsten aus. René Kurt plant deshalb, diesen Abschnitt bis zur Renovation mit einem Banner zu verhüllen, ähnlich wie jenes, das vor zehn Jahren bis zum Abbruch am Postgebäude hing. Kurt erklärt: «Auf der Fahne sieht man dann, wie die Liegenschaft aussehen soll, wenn sie fertig ist.» Ganz klar ist das jetzt noch nicht. «Das Farbregime, das früher einmal für die Löwenkreuzung galt, ist ziemlich dunkel», sagt René Kurt. «Wir möchten die Fassade gern heller gestalten und sind deshalb im Gespräch mit der Stadt.»
Stadtbaumeister Claude Barbey hofft, dass an dieser Ecke der Löwenkreuzung endlich etwas geht. «Wir haben dem Eigentümer bereits einmal einen Brief geschrieben und ihn auf den schlechten Zustand und die miserable Erscheinung der Fassade hingewiesen. Doch so lange Passanten und Verkehr nicht durch herabfallende Teile gefährdet sind, ist unser direkter Handlungsspielraum beschränkt oder erschwert.»
Doch überall dort, wo sich im Parterre und im ersten Stock die grossen Fensterfronten entlang ziehen, ist das Heizen zum Albtraum der Mieter geworden. Die riesigen Scheiben sind nur einfach verglast und nicht isoliert. «Ich heize praktisch zum Fenster hinaus», klagt einer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Die Absicht des Hausbesitzers, ausgerechnet diese Energieschleudern zu behalten, findet dieser Mieter frustrierend.
Auf der Seite der Bahnhofstrasse, beim Digirama, hat der Geschäftsführer Stephan Buser längst zur Selbsthilfe gegriffen: «Ich habe die Schaufenster auf eigene Faust ersetzt, und zwar schon vor ungefähr zehn Jahren. Zum Heizen macht das einen riesigen Unterschied.» Diesen Unterschied spürt Stephan Buser täglich, wenn er in den ersten Stock in die Werkstatt geht. Dort zieht es ihm durch die fast hundertjährigen Sprossenfenster um die Ohren. Entsprechend freut er sich, wenn jene nun endlich ersetzt werden. Grundsätzlich könnte sich der Digirama-Chef für das Geschäft keinen besseren Standort vorstellen als die Löwenkreuzung, besonders seit der Verkehrsberuhigung. «Zuerst war ich skeptisch, das gebe ich zu, und mit der Baustelle vor dem Haus war es schwierig. Aber jetzt hat die Bahnhofstrasse enorm gewonnen.»