Stadtbummel
Der Füfer, s’Weggli und …

Brigitte Stettler
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Brigitte Stettler.

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Hansjoerg Sahli

Grenchen. Juni. Sonntag. Sonnig und angenehm warm. Unsere Besucher aus dem für uns Grenchner manchmal allzu fernen Solothurn haben wir endlich zu einem Spaziergang überreden können. Besucher, die uns manchmal fast den letzten Nerv rauben mit ihren Bemerkungen über Grenchen, dass man hier nicht wohnen könne, dass nichts los sei, und vom Kulturellen wolle man gar nicht erst reden.

Gute Worte und treffende Argumente dafür, dass Grenchen eine überaus lebendige Stadt ist, in der es sich gut leben lässt, die fruchteten nichts, und so blieb nur eines: Überzeugungsarbeit an Ort, Erlebnisparcours live, laufend Erfahrungen machen sozusagen.

Als Erstes zeigten wir ihnen den Stadtpark. Wunderschön gelegen. Wunderschön grün, nur, leider ... Ausser uns war da niemand. Kein Mensch, kein Hund. Wir gingen weiter und kamen beim Postplatz an. Niemand ausser uns war da. Nicht einmal ein einziger Bus war zu sehen. Nichts rührte sich.

Da sah ich etwas auf dem Boden liegend, glänzend, rund. Ich bückte mich und hob ein Fünfrappenstück auf, das ich augenblicklich zum Glücksfüferli erklärte. Wir gingen weiter und setzten uns am Märetplatz auf ein Bänkli. Und ich schwöre es bei allen meinen Glücksfüferli: Niemand ausser uns war da. Keine Menschenseele. Keine Katze, keine Maus. Nichts, nada.

Die Solothurner meinten dann, es würde nur noch der Wind fehlen, der wie dereinst im Wilden Westen die Strohballen durch die Gassen der Geisterstadt treibt. Und weiter ging’s. Wir zeigten, alles natürlich von aussen, da wie gesagt Sonntag, das Kulturhistorische Museum, das Schulhaus I mit der Stadtbibliothek, die alte Turnhalle, das Kunsthaus, den Bahnhof Süd und den Bahnhof Nord. Im Migrolino waren tatsächlich Menschen, die wie wir ein Zvieri einkauften. Diesen denkwürdigen Spaziergang wollten wir mit einem kleinen Zwischenhalt am Römerbrunnen beenden.

Mei, da war aber etwas los. Wir begegneten Joggern, Hunden, Reitern, vielen Spaziergängern, Picknickern, und als wir uns beim dortigen Bänkli niederliessen, da konnten selbst die Solothurner nicht mehr an sich halten vor Begeisterung. Fast die ganze Welt lag vor uns, der Blick nach links, nach rechts, nach oben, nach unten offenbarte die Schönheit dieses einmaligen Ortes Grenchen, frei und ungetrübt. Tja, was den alten Römern recht war ...

Und dann holte ich zu einem psychologischen Rundumschlag aus. Den Fünfer hatte ich gefunden, das Weggli in der Hand. Gekauft hatte ich dieses bei einem überaus netten Fräulein (äxgüsi Frau), das «Usegäud» war eingesteckt. Ich nahm also das Weggli und sagte: «Grenchen hat den Fünfer, das Weggli, s’Usegäud und s’Frölein noch dazu.»

Und wem es hier zu langweilig ist, der kann nach links oder nach rechts gehen, in die Berge fahren oder mit dem Flugzeug in die Luft. Hauptsache, er kehrt wieder gerne zurück, kauft sich zum Weggli noch ein Rädli Wurst oder zwei und lässt es sich gut gehen. Nächstens erwarten uns die Solothurner zum Gegenbesuch. Nimmt mich doch Wunder, wie dort die Weggli schmecken!