Silvan Rudolf, Trainer des FC Grenchen 15, hofft, den Abstieg noch verhindern zu können.
Ein Punkt aus 13 Spielen und zum Schluss noch ein «Trösterli» mit einem 2:0-Sieg im Cup gegen Lyss. Die Bilanz zur Saisonhalbzeit des neu formierten FC Grenchen 15, dem Fusionsprodukt des alten FCG und des FC Wacker, ist alles andere als berauschend. Doch Trainer Silvan Rudolf ist dennoch guter Dinge.
Als der 27-jährige Ehemalige des FC Wacker im Sommer die 1. Mannschaft des neu formierten FC Grenchen übernahm, wusste er wohl schon, dass es schwierig werden würde. Aber so schwierig? Wie ihn der damalige FC- Wacker-Präsident Marcel Bolliger anfragte, ob er FCG-Trainer werden wollte, hat Silvan Rudolf jedenfalls Ja gesagt. Er hatte damals ein Engagement mit den Junioren bei Bern West.
Er scheint es bis jetzt nicht zu bereuen. In einem selbst verfassten HalbzeitRückblick auf der Homepage des FCG zählt er offen Tief- und (wenige) Höhepunkte auf. So sei die Testspielphase mit Ausnahme des Matches gegen Langenthal sehr positiv verlaufen, blickt er auf seine ersten Spiele zurück. Die Stunde der Wahrheit kam aber mit dem Start der Meisterschaft. Auswärts in Zofingen und zu Hause gegen Red Star traf man gleich zu Beginn auf zwei starke Mannschaften. Trotz teilweise hohen Niederlagen liessen sich die Grenchner aber nicht entmutigen und kämpften danach in etlichen Matches auf Augenhöhen mit den Gegnern. So entwand man Olten einen Punkt, ging teilweise auch in Führung (YF Juventus, Wohlen) und verlor das Kantonsderby gegen Subingen in Würde 1 zu 0.
Ein Aderlass von vier Spielern kostete zwar Spielstärke, aber nicht Moral. «Die Stimmung in der Mannschaft ist gut und wir gehen guter Dinge in die Winterpause», bilanziert Silvan Rudolf. Dies sei keine Schönfärberei, denn er habe Freude an der jungen Mannschaft (Durchschnittsalter 19 Jahre), die motiviert sei und sich auf das wesentliche konzentriere: den Fussball. Und das mit Engagement und Freude daran und ohne falsche Starallüren.
Zwar hoffe er, dass man für die Rückrunde das Team noch mit dem einen oder anderen erfahrenen Spieler verstärken könne. «Gewaltübungen mit faktischen Spielerkäufen können und wollen wir uns nicht leisten», meint Rudolf. Die Zeiten, wo der Verein unter anderem deshalb deutlich über seine finanziellen Möglichkeiten lebte, scheinen vorbei. Die meisten Spieler stammten aus der Region zwischen Solothurn und Biel und man entschädige höchstens die Fahrspesen.
Was ist so erreichbar? Für Rudolf wäre es schön, wenn man den Ligaerhalt noch schaffen könnte. Und wenn nicht, denn das ist angesichts der Ausgangs-
lage äusserst schwer, sei auch ein vorübergehender Abstieg keine Katastrophe.
Denn der Aufbau eines neuen FC Grenchen sei eine Angelegenheit, bei der Geduld gefragt sei. Dies sieht laut Rudolf auch der Vereinsvorstand so und ein Grossteil der Fans, welche zum Verein stehen. Er sei dankbar für das grosse Engagement der Funktionäre. «Auch in der 2. Liga interregional ist die Organisation der Begegnungen kein Klacks», meint er.
Silvan Rudolf arbeitet hauptberuflich als Materialwart für die Schweizer Nationalmannschaft. Hier hat er regelmässig Einblick in die Trainerarbeit von Vladimir Petkovic. Profitiert er auch davon für den FC oder ist der Unterschied dieser beiden Fussballwelten zu gross?
«Fussball ist Fussball und es wird an beiden Orten grundsätzlich ähnlich gearbeitet, allerdings auf einem anderen Niveau.» Die Fertigkeiten und das Können der Spieler seien unterschiedlich, nicht aber grundlegende Fussballprinzipien. «Ja, ich denke, ich kann von Petkovic einiges lernen, was ich hier anwenden kann.»
Auch den Umgang mit verschiedenen Spielerkulturen? Stichwort «Balkangraben». «So etwas gibt es beim FC Grenchen nicht. Die Spieler haben zwar auch verschiedene Wurzeln, sprechen Deutsch und Französisch, doch wir sind ein Team», betont
Rudolf.
Am 11. Januar geht es los mit dem Wintertraining. Bis dann möchte Rudolf auch sein berufliches Engagement so organisieren, dass er noch mehr Zeit hat, um bei der Mannschaft zu sein. Und damit ist nicht die Nati gemeint, sondern der FC Grenchen 15.