Grenchen
Der Dornröschenschlaf des Gasthofs «Chappeli» zieht sich länger hin

Ernst Thomkes Projekt des neuen Grenchner «Chappeli»-Gasthauses mit Erlebnisgastronomie verzögert sich wegen Baumängeln. Vorbesitzer sollen wichtige tragende Strukturen aus der Bausubstanz entfernt haben.

Patrick Furrer
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Damit hat Planverfasserin Sibylle Thomke nicht gerechnet: Die frühere Wallfahrtswirtschaft Chappeli ist in schlechterem Zustand als sie und Projektvater Ernst Thomke, der der Wirtschaft neues Leben einhauchen will, erwartet hatten. Am vergangenen Montag wurde mit den Ingenieuren ein Augenschein genommen. Das weitere Vorgehen steht noch nicht fest, sicher ist einzig: «Die Ausgangslage hat sich teilweise geändert. Wir müssen überlegen, wie es weitergeht», so Sibylle Thomke.

Die ursprünglichen Projektpläne, welche von Gemeinde und Kanton bereits bewilligt waren, müssen angepasst werden. Da das Chappeli ausserhalb der Bauzone liegt und Ernst Thomke aufgrund der Zonenvorgaben zusätzlich einen kleinen Landwirtschaftsbetrieb unterhalten muss, wird der Kanton erneut ein Wörtchen mitzureden haben.

Massive Mängel an der Struktur

Wurde die Liegenschaft ohne genügend genaue Betrachtung übernommen? Nein, sagt Sibylle Thomke. «Gewisse Mängel können schlicht erst nach einem ersten Rückbau festgestellt werden.» Der Mittel- und Westteil der Anlage sind nicht das Problem. Der Teufel steckte offenbar im Detail: Projektverfasserin Thomke erklärt, die Mängel an der Baustruktur im Ostteil des Gebäudes – dort wo Restaurant und Küche eingerichtet waren – seien erst entdeckt worden, als man im Januar die Wandverkleidungen entfernte.

Sogar tragende Wände und Balken sollen von verschiedenen Vorbesitzern entfernt oder verändert worden sein. «Damit hatten wir beim besten Willen nicht gerechnet», sagt Sibylle Thomke. Und Ernst Thomke kann nur den Kopf schütteln. Nun wird es für den ehemaligen ETA-Unternehmer noch teurer. Das Projekt soll zwar nicht gefährdet sein, dennoch könnte die neue Situation grössere Konsequenzen haben.

West- und Mittelteil des «Chappeli» sind in die Jahre gekommen. (Foto: Patrick Furrer) Allerheiligen Chappeli Gasthof

West- und Mittelteil des «Chappeli» sind in die Jahre gekommen. (Foto: Patrick Furrer) Allerheiligen Chappeli Gasthof

Grenchner Tagblatt

Hohe Anforderungen an einen Neubau

«Es ist zur möglichen Variante geworden, dass wir das Ostgebäude nicht wie vorgesehen sanieren können, da es zu massive Mängel aufweist», sagt Sibylle Thomke. Ein Neubau wäre denkbar, angesichts der Zonenvorschriften aber nicht einfach so ausführbar, führt die Architektin aus. «Die Liegenschaft liegt in der Juraschutzzone, was besonders hohe Anforderungen an einen Neubau stellt.»

Nur wenn sich das Gebäude in wirklich desolatem Zustand befindet, könnte der Kanton allenfalls einem Ersatzneubau zustimmen. Aus bautechnischer Sicht wäre ein neuer Restaurationsteil vielleicht sogar von Vorteil, denn der mittlere Gebäudeteil mit dem Saal soll ohnehin abgerissen und neu aufgebaut werden. So liessen sich beide Bauten effizienter zusammen nutzen.

Eröffnung erst 2013

Im besten Fall hätte das neue «Chappeli» im kommenden Sommer eröffnet werden können. Nun kann es gut sein, dass sich die Wiedereröffnung ins nächste Jahr verlagert. Die Bagger jedenfalls konnten nicht wie vorgesehen schon diesen Winter auffahren. Die Verzögerung werden viele Grenchnerinnen und Grenchner bedauern, denn die Wirtschaft Kappeli als beliebtes Ausflugsziel in den Grenchnern Höhen fehlt.