Startseite
Solothurn
Grenchen
Ehre, wem Ehre gebührt. Der 18-jährige Samuel Schmid gewinnt einen renommierten Lehrlingswettbewerb, weil der Jugendliche Uhren wie kein Zweiter herstellen kann.
Die einzige Uhrmacherschule der Deutschschweiz kann sich ab sofort mit einem weiteren Preisträger brüsten, und zwar mit dem derzeit besten Uhrmacherschüler aller sechs inländischen Ausbildungshäuser.
Der 18-jährige Samuel Schmid aus Langendorf, der sich während vier Jahren im ZeitZentrum zum Rhabilleur ausbilden lässt, hat am Lehrlingswettbewerb der Nobelmarke Patek Philippe den ersten Preis gewonnen. «Ich hätte das voll nicht gedacht, denn die entsprechende Technik hatten wir in der Schule erst gerade durchgenommen», sagt der ambitionierte Uhrmacherlehrling rückblickend. Die Erfahrung sei riesig.
Besuch und Wettbewerb beim 1839 gegründeten Unternehmen in Genf, welches für herausragende und wertvolle Qualität steht, dauerten zwei Tage. Am Wettstreit selber galt es eine Feinregulierung (Reglage) zu meistern, an einem Uhrwerk, an dem sich noch keiner der 18 Teilnehmer jemals versucht hatte.
«Ich war mega nervös», sagt Schmid. Besonders aufgeregt war er, als er einen Monat nach dem Wettbewerb wieder zur Preisträgerkrönung nach Genf musste.
Dass er gewonnen hat, erfuhr er erst dann, als er mit seinen Berufskollegen auf der Bühne stand. «Als mein Name fiel, habe ich mich brutal gefreut. Das ist eine Erfahrung und eine Auszeichnung, die mir niemand mehr nehmen kann.»
Durchgesetzt gegen Erfahrenere
Vor dem Wettbewerb mussten die Schüler noch in der Theorie geschult werden. So ein filigranes Uhrwerk sei mit den in Uhrmacherschulen üblichen kaum zu vergleichen, erklärt Samuel Schmid. Dass er nicht mit dem ersten Platz gerechnet hätte, hat noch einen anderen Grund.
Er und seine beiden Kollegen aus dem ZeitZentrum waren die einzigen, welche erst im zweiten Lehrjahr sind. «Alle anderen waren Drittlehrjahrstifte. Da hat mich der Erfolg natürlich gleich doppelt gefreut, denn die haben mehr Erfahrung in der Reglage.»
Rektor Daniel Wegmüller ist stolz auf den jungen Mann, der nebst der Uhrmacherschule auch noch an seiner Berufsmatur arbeitet. «Diese Auszeichnung zeigt, dass wir mit unserer Ausbildung auf dem richtigen Weg sind», ist Rektor Wegmüller überzeugt. Schliesslich handle es sich um ein kniffliges und feines Handwerk, wo sich jeder winzige Fehler räche. Bescheidenheit ist daher sowohl dem Rektor wie dem Schüler wichtig. «Können allein reicht nicht», sagt Daniel Wegmüller, «auch das Glück des Tüchtigen ist vonnöten.»
«Wie eine Familie»
Gewonnen hat Samuel Schmid einen Werkzeugkoffer und zwei Wochen Praktika bei Patek Philippe. Eine davon in Genf, eine in München. Natürlich hofft er, dass danach auch etwas beim Unternehmen haften bleibt. Denn wer dort arbeiten könne, «dä isch ne», sagt er. Samuel Schmid hat aber ohnehin vor, sich nach der Berufslehre weiterzubilden, allenfalls bis zum Ingenieur. Momentan wohnt er noch bei den Eltern, in Derendingen spielt er im Unihockeyklub, ausserdem ist er Jungschar-Leiter.
Obwohl sein Vater als Manager ebenfalls in der Branche tätig ist, war Uhrmacher nicht immer sein Berufsziel, wollte er doch lieber Fotograf werden. Als er nach der Schule schnuppern ging, entschied er sich aber um. «Das habe ich nie bereut.» Vor allem die Vielseitigkeit des Uhrmacherberufs überzeuge ihn.
Das dürfte nicht zuletzt am Umstand liegen, dass ihm nicht nur das Handwerk, sondern auch die Schule gefällt. Das betont er mehrmals. Anders als Lehrlinge, die direkt in einer Uhrenmanufaktur lernen, sei im ZeitZentrum nicht allein die Ausbildung gut. «Wir sind eine grosse Familie», erklärt er stolz. Eine Familie, wo jeder seinen Platz hat, auch nach der Ausbildung. Junge Uhrmacher sind gefragt, denn noch gibt es zu wenige von ihnen. Wie Rektor Daniel Wegmüller erklärt, finden die allermeisten, ja eigentlich alle der Auszubildenden im Anschluss an die Berufsschule eine Stelle. Das dürfte auch Samuel Schmid gelingen, besonders mit einem Diplom von Patek Philippe als bester Lehrling des Jahres.