Foto aus dem Grenchen der 1950er-Jahre: Heute der Hallgarten.
Mit dem Hallgarten, dem zweiten Hochhaus in Grenchen, entstanden in den Jahren der Wohnungsnot auf einen Schlag 55 Wohnungen. Der Bau beim Südbahnhof zieht sich über zehn Stockwerke in die Höhe. Gebaut wurde er in den Jahren 1952/53 und zählt noch heute zu den bedeutensten Gebäuden Grenchens aus dieser Zeit.
In unserer Serie zeigen wir Bilder der Stadt Grenchen aus den Fünfzigern. Ein erster Teil erschien am 15. Juli.
Die Wohnungsnot war zwar nicht mehr so drastisch, wie im Jahrzehnt zuvor, aber immer noch angespannt. Hauswartin Frau Sonja Schär zog 1952 als erste Mieterin im Hallgarten ein. «Die Wohnungsnot in Grenchen war damals so gross, dass niemand von aussen zuziehen durfte», erinnerte sich die Hauswartin 2002 anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums. «So konnte ich über Mittag nicht heim und mein Mann musste deshalb auswärts essen. Das führte bei mir zu Überstunden im Geschäft, und in der Familie zu Kosten.»
Dank Beziehungen habe sie in den «Hallgarten» einziehen können, noch bevor es dort fliessendes Wasser gab, am 25. November 1952. Statt über die Treppe (die noch nicht existierte) sei die Familie über Holzbretter in die Wohnung im Rohbau geklettert, erinnerte sie sich an die ersten Wochen. «Damals war der Block voller junger Leute», erzählte die Rentnerin.
Insgesamt seien bisher 67 Kinder im Haus aufgewachsen, einmal habe es in den engen Verhältnissen gar eine Familie mit sechs Sprösslingen gegeben. 50 Jahre später war die Mehrheit der Mieter gesetzteren Alters und weiblich. «Nur noch sieben oder acht Männer sind in den 55 Wohnungen daheim, dagegen gibt es viele Witwen.» (stadtwiki)