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Die Bevölkerung kann sich im Parktheater über das Projekt Windpark informieren und mitreden. Zum Start des Mitwirkungsverfahrens versicherte Stadtbaumeister Claude Barbey, den Eingriff in die Landschaft «so verträglich wie möglich» umzusetzen.
Noch bis Ende Monat kann die Bevölkerung zum Windpark ihre Meinung äussern und Vorschläge machen. Das Projekt, das ab 2016 für durchschnittlich 6700 Haushalte Strom liefern soll, wurde am Dienstag im Parktheater vorgestellt. Es gab auch kritische Fragen.
Schätzungsweise über 120 Personen liessen sich anlässlich des Starts des Mitwirkungsverfahrens von den Fachleuten über das Windpark-Projekt informieren. «Es wird ein neues Landschaftsbild entstehen, aber wir bemühen uns, den Eingriff in Natur und Landschaft so verträglich wie möglich zu gestalten», schickte Stadtbaumeister Claude Barbey voraus.
Bis hin zum Rückbau, der bei Windkraftanlagen – im Unterschied etwa zu AKWs – vergleichsweise problemlos möglich ist, sollte die Windenergie einmal überflüssig oder unrentabel werden. Per Just, Direktor der SWG und damit Vertreter der Bauherrschaft, und Projektleiter Urs Seiffert orientierten über verschiedene Aspekte, wie den Ausbau der Bergstrasse für die Bauphase, die Standorte der sechs Anlagen und diverse Aspekte des Umwelt- bzw. Immissionsschutzes wie Lärm, Vogelschutz oder Schattenwurf (vgl. auch Ausgabe vom 14. November).
Die Zuhörerschaft benutzte anschliessend die Gelegenheit Fragen zu stellen, etwa ob die erwarteten 30 000 MWh Stromproduktion nicht zu optimistisch berechnet seien. «Wir haben eher konservativ gerechnet», sagte Just dazu. Abschaltzeiten wegen Vogelzug oder Lärm seien bereits eingerechnet. Zwar sei man am Ende vom Wind abhängig, doch gebe es langjährige Messreihen zur Windstärke auf dem Berg.
Bei der Standortwahl stützt sich der Energieversorger SWG auf eine Studie über das Windenergiepotenzial des Kantons Solothurn. Der Grenchenberg wurde darin als eines der Gebiete mit der besten Eignung für einen Windpark bezeichnet. Das Bundesamt für Umwelt, Energie und Kommunikation (Uvek) hiess den vom Kanton entsprechend angepassten Richtplan 2011 gut. Der Kanton Solothurn hat in seinem Richtplan noch 4 weitere Gebiete im Jura als Standorte für Windparks festgesetzt: Burg, Homberg, Scheltenpass und Schwängimatt.
Westlich vom Grenchenberg, im Kanton Bern, plant die Stadt Biel zusammen mit der Gemeinde Court den Windpark Montoz Pré Richard. Im Jura wollen unter anderem die Kantone Basel Landschaft, Bern und Waadt weitere Windparks ermöglichen. (sda)
Betriebswirtschaftlich halte sich das Risiko in Grenzen, da man über die kostendeckende Einspeisevergütung einen garantierten Abnahmepreis erziele, der auch Verzinsung und Amortisation erlaube. Dass Konsumenten für AOC-Windstrom vom Grenchenberg etwas mehr zahlen, sei zwar denkbar, aber im Moment nicht vorgesehen.
Die Interessierten kamen teilweise aus der weiteren Umgebung, um sich zu informieren oder kritische Fragen zu stellen. Ernst Gilgen (Biberist), Vertreter der Solothurner Wanderwege: «Wir sind von der Verlegung des Wanderwegs zwischen Unter- und Oberberg zwar betroffen, ich halte den Eingriff aber für vertretbar», sagte Gilgen am Rande der Versammlung.
Warum keine Abstimmung?
Es war aber auch Fundamentalopposition zu vernehmen, etwa aus der Frage, wieso man das Volk nicht über das Projekt abstimmen lasse oder warum man die Juraschutzzone verletze. Dem konnten die Initianten entgegenstellen, dass Volksabstimmungen in solchen Verfahren nicht vorgesehen seien und der Kanton die fünf Windkraftstandorte bewilligt habe (vgl. Kasten). Es könne unter Umständen eben sinnvoll sein, dass Windkraftanlagen dort gebaut werden, wo es Wind habe.
Einer, dessen Meinung zum Windpark schon längst gemacht ist, ist Daniel Flury. Der Kampf gegen die Windräder war Hauptthema in seinem Wahlkampf als parteiloser Kandidat fürs Stadtpräsidium. In der Online-Ausgabe dieser Zeitung machte Flury bereits letzte Woche seinem Unmut Luft: Weitere Anlagen seien in der Nachbarschaft geplant, so 7 Windräder (Services industrielles de Genève; je 146 m hoch) in Romont und 5 Stück (Energie Service Bienne; je 141 m) auf der Tiefmatt (Court).
«Von diesem Wildwuchs, der die letzten Rückzugs- und Erholungsgebiete der Grenchnerinnen und Grenchner zerstört, profitieren letztlich nur ein paar Investoren und Bürgergemeinden», schrieb er. Flury fordert, die Windkraftanlagen im Ausland zu bauen oder auf Solaranlagen zu setzen.
Die Ausstellung zum Windpark Grenchen im Parktheater ist noch bis 30. November geöffnet.