Welches war Ihr schönstes Weihnachtserlebnis? Was hat Sie am meisten berührt, getroffen, gefreut? Das haben wir sechs Menschen gefragt, die in der Region Grenchen wohnen oder arbeiten. Und das sind ihre Geschichten.
«Weihnachten ist bei uns jedes Jahr sehr schön und immer etwas Besonderes. Am wichtigsten sind mir dabei das Zusammensein mit meiner Familie und die Musik. Meine Familie ist sehr musikalisch und ich geniesse es, dass wir am Fest gemeinsam singen und musizieren. Von klassischer Gitarre über den Kontrabass bis hin zur Klarinette ist in unserer Familie alles vertreten. Gesungen werden an unseren Weihnachtsfeiern vor allem die bekannteren Weihnachtslieder, manchmal aber auch ganz spezielle Sachen. Da ich Musik studiere, stosse ich immer wieder mal auf coole Weihnachtslieder aus anderen Ländern. Ein weiterer Fixpunkt ist, dass meine Mutter die Weihnachtsgeschichte vorliest. Ich freue mich sehr auf das Fest.»
«In meiner Kindheit wurden meine Schwester und ich immer an Heiligabend aufs Stallbänkli zum Vater geschickt. Wenn er dann nach draussen ging, um die Milch in die Kanne zu schütten, klingelten Glöckchen und wir gingen rasch zur Tür. Unser Vater sagte uns dann jeweils, dass der Samichlaus vorbeigegangen sei, aber natürlich waren wir jedes Jahr zu spät. Während dieser Zeit schmückte meine Mutter den Baum und es war ein wunderschönes Erlebnis, nach dem Essen das geschmückte Bäumchen mit den brennenden Kerzen zu entdecken. Natürlich haben wir das Spiel mit der Zeit durchschaut, aber wir führten die Tradition weiter. Noch heute schmücke ich den Baum nicht gerne selbst, sondern ich lasse mich lieber überraschen. Deshalb schmückt mein Mann den Baum mit den Kindern. Ganz spezielle Weihnachten hatte ich vor fünf Jahren, als mein Vater nach langer Krankheit am 24. Dezember verstarb. Ihm war Weihnachten immer sehr wichtig, weil dann immer alle ‹Kinder› zu Hause waren. Gerade weil ihm Weihnachten so wichtig war, hatten wir damals alle das Gefühl, als hätte er sie noch ein letztes Mal mit uns feiern wollen. Seither hat Weihnachten für uns eine noch speziellere und besinnlichere Bedeutung.»
«Das Schönste an Weihnachten ist, dass alle zusammenfinden und wieder einmal zusammen sind. Ich feiere mit meinen Kindern und vier Grosskindern und geniesse das sehr. Manchmal feiern wir ganz simpel - wichtig ist einfach, gemeinsam Zeit verbringen zu können. An solchen Erinnerungen kann man sich dann das ganze Jahr über erfreuen. Allerdings ist die Weihnachtszeit auch eine sehr besinnliche Zeit, in der man sich nach den Leuten sehnt, die nicht mehr da sind. So zum Beispiel nach meinem Mann, der schon gestorben ist. Ich denke in der Weihnachtszeit deshalb auch sehr viel an jene, die alleine sind und besonders auch an die, die im Altersheim sind und Weihnachten ohne Familie verbringen müssen.»
«Schon von klein auf sind wir am Heiligabend immer an die Mitternachtsmesse gegangen, und noch heute ist sie für mich der Höhepunkt des Weihnachtsfests. Als Kind besuchte ich die Messe mit meiner Familie, später, als Junggeselle, dann mit Freunden aus der Nachbarschaft. Ich bin ganz in der Nähe der Kapelle Allerheiligen aufgewachsen, und so machten wir uns jeweils nach dem Familienfest gemeinsam auf den Weg in die Stadt, zur Kirche - selbstverständlich zu Fuss. Das war immer ein grosses Erlebnis für uns alle und die Feier in der Eusebiuskirche von besonderer Bedeutung. Die Atmosphäre ist dort beeindruckend. Manchmal waren wir fast eine Stunde unterwegs, vor allem wenn es Schnee hatte. Besonders schön war, wenn wir mit dem Schlitten zur Messe fahren konnten. Der Heimweg war danach zwar oft nicht einfach, aber für uns ein Genuss und sehr romantisch. Der Zusammenhalt in der Gruppe war wunderbar. Heutzutage verbringe ich Weihnachten im Familienkreis mit meinen Kindern und Grosskindern, aber noch immer ist die Mitternachtsmesse ein fester Punkt im Programm des Heiligabends. Diese Tradition will ich beibehalten.»
«Mein schönstes Weihnachtserlebnis war das Weihnachtsfest vor genau drei Jahren. Einige Tage davor zog nämlich mein Mann - damals noch Verlobter - nach einem halben Jahr Wartezeit endlich aus Schweden hier in die Schweiz. Es war ein langes halbes Jahr ... Ich machte mir jedoch etwas Sorgen, wie es sein würde, da er Afrikaner ist und gewissen Vorurteilen ausgesetzt ist. Er wurde jedoch zu meiner Freude überaus herzlich aufgenommen und willkommen geheissen, von allen Familienmitgliedern und Verwandten. Dies war für uns beide ein berührendes und ermutigendes Weihnachtsfest, das uns einen guten Start ermöglich hat und das wir deswegen nie vergessen werden!»
«Ich weiss nicht mehr genau, in welchem Jahr es war, aber es muss Anfang der Neunzigerjahre gewesen sein. Ich erinnere mich, wie es am Morgen des 24. Dezembers zu schneien begann und gar nicht mehr aufhörte. Wir mussten für das Fest noch eine Tante abholen, die am Berg wohnte, das wurde dann zu einer recht abenteuerlichen Fahrt. Auch meine Eltern, die mit dem Zug anreisten, hatten Verspätung. So wurde das Fest zu etwas ganz Besonderem, und es gab auch einen Spaziergang im Schnee. Ich glaube nicht, dass es seither noch einmal derart schneereiche Weihnachten gab. Schnee an Weihnachten, das passt einfach am besten! Er gehört für mich genauso dazu wie die Weihnachtsmusik, der feine Duft und die Guetzli.»
Aufgezeichnet von Lea Reimann