Büren a.A
Das Stedtli wird bis zum 2. Januar den Narren überlassen

Unter dem Motto «vo Umgang u Durchgang» weihte die Türmliwilerzunft die Fasnachts-Plakette 2016 ein. So wird Büren an der Aare bis am 2.Januar den «offiziellen» Narren übergeben.

Debora Scherrer
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Die Fasnacht in Türmliwil ist lanciert
6 Bilder
Fasnachtsplakette 2016
Plakettengestalter Jean Marmier
Plakette und Nimmerseelig
Originalgrafik der Plakette
Launige Sprüche von Venner Markus Schär

Die Fasnacht in Türmliwil ist lanciert

Debora Scherrer

Mit der Befreiung des Nimmerseelig durch gemeinderätliche Hand wurde das Stedtli den «offiziellen» Narren übergeben. Das bunte Treiben endet am 2. Januar nach dem «Bürenöijohr».

«Das Narrentum beginnt», mit diesen Worten übernimmt «Alä» Nydegger den von Gemeinderatspräsidentin Claudia Witschi befreiten Nimmerseelig. Die Vernissage für die Nöijohrsplakette 2016 fand wie jedes Jahr im Rathauskeller statt.

Der Raum ist zur Freude der Organisatoren mit Interessierten bis zum letzten Sitz- und Stehplatz gefüllt. Zuvor konnten sich die Besucherinnen und Besucher mit Glühwein und Punsch aufheizen und eine musikalisch «schräge» Einstimmung mit der Guggenmusik aus Büren, den Holzbrügg-Fägern, geniessen.

Nun warten alle gespannt auf die versprochene Satire. Organisiert wird der Startschuss in die Fasnachtszeit durch die Türmliwilerzunft. Der junge Alä, Vizepräsident der Zunft, vertritt seinen Bruder Michel
Nydegger als Präsident.

Schär sprach aus, was alle schon immer sagen wollten

Rund um das offizielle Vorstellen der Nöijohrsplakette 2016 hielt Markus Schär seine traditionelle Rede zum politisch und gesellschaftlichen Geschehen in Büren. Schär ist der Chef der allseits bekannten Venner, die schon seit über 20 Jahren in Büren ihr Unwesen treiben.

Er besitzt das Talent, das auszusprechen, was andere schon lange sagen wollen. Seit 33 Jahren hält er seine Reden zu den Plaketten.

Mit Humor und Charme verarbeitet er das Geschehene. Getreu dem Motto thematisiert Schär Politik und Leute im Aarestedtli. In Büren sei es 2015 drunter und drüber gegangen: «Also drunger bi dä Erwartige und drüber bi de Befürchtige», so Schär.

Beschäftigt haben die Leute in Büren vor allem der Weggang des Gemeindeschreibers und der Rücktritt von zwei Gemeinderäten innerhalb weniger Monate.

So bekommt das siebenköpfige Gremium an diesem Abend sein Fett weg. Schär sinniert: «Je meh Liecht me i die Sach vom Gmeindrat inebringt, desto fischterer wirds». Es sei eine politische Pandemie im Gange, eine hochgradig galoppierende Gemeinderatsschwindsucht.

Wie schon in vergangenen Jahren werden zudem sowohl die Verkehrsführung in Büren, die neue EMK Kirche wie auch der Drogist Gräub thematisiert. Auch die Griechen und die Fifa werden nicht verschont.

Zu Parteipolitik und Flüchtlingskrise reimt Schär: «giengs nach dr SVP, de gseht me wie eh und je, die wie was zu üs chunt wie am Morgarte, immer no empfoh mit Morgestärn und Helebarde.»

Schärs Rede wird von den Zuschauern mit Klatschen und Lachen belohnt. Anschliessend versteigert Hermann Käser, oberster Bürener, die Originalgrafik der Plakette. Design und Motto der Plakette stammen zum dritten Mal von Jean Marmier.

Gekauft wird die Plakette von Rolf Wälti, einem der in diesem Jahr zurückgetretenen Gemeinderäte. Das Geld kommt der Türmliwilerzunft zugute.

Die früheste und kürzeste Fasnacht weit und breit

Die Fasnacht beginnt in Büren bekanntlich am 1. Januar ab 5:01. Das so-genannte Bürenöijohr wurde, so wird erzählt, den Bürern von der Berner Regierung im 16. Jahrhundert überlassen um mit dem ertragreichen Sonderfasnachtsfest die Ausfälle der im Zuge der Reformation zerstörten Wallfahrtskapelle in Oberbüren wieder wett zu machen. In dieser Zeit wird Büren an der Aare zu «Türmliwil».

Während der «Chesslete» wird nach dem «Nimmerseelig» gesucht. Am 2. Januar wird dieser schliesslich im Stedtli öffentlich verbrannt. Der Nimmerseelig soll dereinst ein Brandstifter gewesen sein.

Er habe versucht das gesamte Städtchen an der Aare anzuzünden. Weil er jedoch nie gefasst wurde, verurteilte ihn das Volk von Büren in Abwesenheit «nie selig» zu werden.