Grenchen
Das Stadtcafé ist nach Beinah-Schliessung wieder auf Erfolgskurs

Nach dem Konkurs des damaligen Mieters des Café Stadthus wollte die Besitzerin schon alles zumachen. Zum Glück übernahm dann Jürg Jaeggi, Geschäftsführer der Back-Caffee AG Grenchen. Er zieht erste, recht positive Bilanz.

Patrick Furrer
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Ein motiviertes Team: (v.l.) Natascha Büchel, Kerstin Dubacher (stellvertretende Verkaufsleiterin), Jürg Jaeggi, Jesseca Brüdigam (Lernende), Karin Liechti (Chef-Confiseurin und Lehrmeisterin). Es fehlt: Jasmin Egli.

Ein motiviertes Team: (v.l.) Natascha Büchel, Kerstin Dubacher (stellvertretende Verkaufsleiterin), Jürg Jaeggi, Jesseca Brüdigam (Lernende), Karin Liechti (Chef-Confiseurin und Lehrmeisterin). Es fehlt: Jasmin Egli.

Patrick Furrer

«Ohne Jürg Jaeggi würde es das Stadtcafé möglicherweise nicht mehr geben», sagt Rita Studer, Besitzerin der Liegenschaft, spürbar erleichtert über die Anschlusslösung. Nachdem sie im Frühjahr 2012 vom Konkurs ihres damaligen Mieters, des Bäckerbarons Werner Rüegsegger, gehört hatte, wollte Rita Studer schon «alles verbarrikadieren» und zumachen. Glücklicherweise habe sich Jürg Jaeggi, Geschäftsführer der Back-Caffee AG Grenchen, dann gemeldet und Interesse an der Übernahme bekundet.

«Hätte das Café wirklich schliessen müssen, wäre das furchtbar schade gewesen», sagt die Besitzerin. Gleich neben dem Hôtel-de Ville und zentral gelegen, sei es ein wichtiger Anziehungspunkt. Ihr selbst ist das Café ein grosses Anliegen. «Das Stadtcafé ist mir eine Herzensangelegenheit. Ich bin froh, dass es jetzt gut angelaufen ist. Ich bin selbst oft zum Kaffee hier und ich merke, dass die Leute den Betrieb wirklich schätzen.» Kein Wunder, sind Rita Studer Café und Haus so wichtig: 1935 hatten ihre Eltern Anna und Walter Studer-Oechslin das Haus gekauft und aus dem Wohnhaus mit Scheune eine Bäckerei «gezaubert», 1946 mit dem Tearoom erweitert. Erst 40 Jahre später übernahm die Familie Suter den Betrieb.

«7 von 10 Punkten»

Der neue Chef selbst, Jürg Jaeggi, zieht für die ersten acht Monate eine mehrheitlich positive Bilanz. Noch wirft der Betrieb keinen Gewinn ab, das sei aber normal. Mit der Besitzerin hat sich der Unternehmer vorerst auf einen Zweijahresvertrag geeinigt. Das Café Stadthus entwickle sich gut, und so, wie er es erwartet habe. Auf einer Skala von 1 bis 10 gibt Jaeggi dem momentanen Geschäftsgang eine 7. «Besonders die Wochenenden laufen schon sehr gut. Die Gästezahlen meines Vorgängers konnten wir bereits verdoppeln, und der Sonntag ist besonders stark.» Jürg Jaeggi meint, er habe die anfänglichen Gästezahlen von 180 pro Tag bereits auf rund 260 erhöhen können.

Auch die Besitzerin Rita Studer sagt, sie sei «sehr zufrieden». So zufrieden, dass sie einige tausend Franken in die Sanierung der Räume im Untergeschoss investiert hat. Nicht nur die Fenster, der Lagerraum, die Mitarbeitertoilette und der gesamte Boden sind neu, sondern auch die frühere Backstube, die von Rüegsegger seit Jahren schon nicht mehr richtig genutzt worden war.

Dort befindet sich seit letzter Woche neu die Confiserie-Produktion des «Back-Caffees», welches zuvor noch an der Archstrasse einquartiert war. «Dort wurde es aber langsam zu eng, die Mitarbeiter kamen sich gegenseitig schon in die Quere», erklärt Jürg Jaeggi. An der Bahnhofstrasse habe man nun optimale Bedingungen für die Produktion, auch betreffend Hygiene und Einrichtung. Chef-Confiseurin Karin Liechti bestätigt: «Am neuen Standort ist es viel besser, auch wenn ich meine Kollegen von der Archstrasse manchmal vermisse.» Chef Jaeggi sieht im Umzug primär Vorteile. Vor allem werde nun frisch und zentral in der Stadt produziert. Während der Schoggi-Saison arbeiten unter der Woche jeweils eine bis drei Angestellte in der Confiserie. Das Gebäck derweil wird weiterhin an der Archstrasse im «Back-Caffee» hergestellt.

Vorerst genug expandiert

Auch wenn er eine positive Zwischenbilanz zieht, hat Jürg Jaeggi aber noch einiges vor. Er will weiter ausbauen und modernisieren. Die Aussenbestuhlung soll frischer, schöner werden. Der Laden soll neue Farbe erhalten. Allzu viel machen müsse er aber auch wieder nicht. «Das traditionsreiche Café Stadthus ist im Wiener-Café-Stil gebaut und ausgesprochen schön. Es geniesst bereits heute einen sehr guten Ruf.»

Momentan arbeiten im Café Stadthus vier Festangestellte und eine Lehrtochter. Insgesamt hat Jaeggi 38 Mitarbeiter. Für den Moment sind seine Expansionsgelüste nun gestillt. Er will sich nun «vor allem auf die Qualität und Innovationen in den bestehenden Filialen» konzentrieren. Nebst dem Stadtcafé und dem «Back-Caffee» führt Jürg Jaeggi auch noch eine Verkaufsstelle an der Däderizstrasse und das Bistro im Grenchner Schwimmbad.