Schifffahrt
Das neue Bielersee-Schiff heisst «Engelberg»

In einem feierlichen Akt wurde das jüngste Flottenmitglied der Bielersee Schifffahrtsgesellschaft getauft. Es heisst «Engelberg».

Oliver Menge
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Taufe der MS Engelberg
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 Taufpatin ist die Berner Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer, die mit der Taufe ihren letzten offiziellen Auftritt hat, bevor sie ihr Amt an Regierungsrat Christof Neuhaus übergibt.
 Taufpatin Barbara Egger-Jenzer
 Erich Fehr, Stadtpräsident von Biel und Verwaltungsratspräsident der BSG
 Bärtschi, Mühlethaler und Wiedmer
Taufe Engelberg
Taufe Engelberg Das neue Schiff der BSG wird auf den Namen Engelberg getauft.
Taufe Engelberg
Taufe Engelberg
Taufe der MS Engelberg

Taufe der MS Engelberg

Oliver Menge

Eine illustre und zahlreiche Gästeschar begab sich am Dienstag zum Bieler Hafen, um das jüngste Mitglied der Flotte der Bieler Schifffahrtsgesellschaft BSG zu taufen. Als Ehrengast und Rednerin die Gotte des neuen Schiffs, die Berner Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer, Vorsteherin der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern. Sie habe sich sehr auf die Schifftaufe gefreut, denn es sei nicht selbstverständlich, dass man Gotte eines so wunderbaren Schiffs werden dürfe, sagte sie. Es sei ihr letzter öffentlicher Auftritt nach 16 Jahren als Regierungsrätin, denn am Freitag werde sie den Schlüssel ihrem Nachfolger übergeben. «Dann habe ich frei. In der Schiffsprache würde man sagen: Anker lichten und zu neuen Ufern aufbrechen».

«Schiffe stehen für Freizeit und Erholung. Und sie stehen symbolisch für Freiheit. Bei uns im Kanton Bern gilt die Schifffahrt darum juristisch nicht als Teil des öffentlichen Verkehrs, sondern als zentraler Faktor der Freizeit- und Tourismuswirtschaft.» Anders als in den meisten Kantonen dürfe der Kanton Bern seine Schifffahrt nicht wie den öffentlichen Verkehr systematisch jedes Jahr mit Betriebsbeiträgen unterstützen, sondern nur ausnahmsweise Beiträge an Eisenbahn- und Schifffahrtsunternehmungen des touristischen Verkehrs sprechen, unter der Bedingung, dass diese für eine Region von wesentlicher Bedeutung seien. «Ein solcher Ausnahmekredit ist vor zwei Jahren für die Bielersee-Schifffahrts-Gesellschaft gesprochen worden.

Die knapp 3 Millionen Franken an das Kursschiff ‹MS60› – so der provisorische Name des neusten Flottenmitglieds – sind im Grossen Rat mit 128 Ja gegen nur 14 Nein und 6 Enthaltungen angenommen worden», so die Regierungsrätin. Die deutliche Zustimmung zeige, dass es neben viel Sympathie auch handfeste volkswirtschaftliche Gründe gebe, in die Schifffahrt zu investieren. «Gerade hier im Drei-Seen-Land ist die direkte und indirekte Wertschöpfung der Schifffahrt hoch, der nachhaltige Tourismus funktioniert langfristig.»

Die Investition in die «MS60» laufe zwar unter dem Titel «à-fonds-perdu»; aber sie sei überhaupt nicht «perdu – verloren: Mit der «MS60» könne die BSG jetzt auch neue Abend-Schifffahrten anbieten, Kurse im Winter, Spezialfahrten und Kurse zu weniger gefragte Ländten. Sie könne effizienter und wirtschaftlicher ihren nautischen Nachwuchs ausbilden und brauche deutlich weniger Personal – ein einziger Schiffsführer genüge. Ausserdem könne sie bei schlechtem Wetter ein grösseres Schiff ersetzen. «In den letzten zwanzig Jahren hat der Kanton Bern knapp 17 Millionen Franken in die BLS-Schifffahrt investiert und gut 15 Millionen Franken in die BSG.»

Dahinter stehe die Überzeugung, dass der Kanton Bern mit gezielten Investitionen seine Standortattraktivität, die wirtschaftliche Entwicklung und die Zahl der Arbeitsplätze positiv steuern und multiplizieren könne. Investitionen wirkten auch bei der Schifffahrt, wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wird: Er zieht immer weitere Kreise. «So wird es auch mit unserer «MS60» sein. Das einzige, was ihr noch fehlt, ist ein besserer Name als «MS 60». Neptun werde ihn bringen; schloss Barbara Egger-Jenzer ihre Festansprache.

Eine Brückenfunktion

Erich Fehr, Biels Stadtpräsident und Verwaltungsratspräsident der BSG, betonte die Brückenfunktion, die die BSG in ihrem Einsatzgebiet wahrnimmt, nicht nur in ihrer nautischen Funktion, indem sie die drei Juraseen und die Aare erschliesst, sondern auch weil sie von Biel aus, der grössten zweisprachigen Stadt der Schweiz , mit ihren Schiffen Murten als weitere zweisprachige Stadt anfährt.

Die Sankt Petersinsel, auf der der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau seine schönsten sechs Wochen verbrachte, aber auch die rein frankophone Stadt Neuenburg mit preussischen Wurzeln, Solothurn eine rein deutschweizerische Stadt, die aber durch ihre Vergangenheit starke Bindungen zu Frankreich pflegte, werden ebenso durch die BSG bedient. Eine Brücke also zwischen der Deutschschweiz und der Romandie.

Als Verwaltungsratspräsident der BSG seit sieben Jahren sei es ihm nun schon zum zweiten Mal vergönnt, die Taufe eines neuen Flottenmitglieds zu erleben und zu geniessen. Seit 1991, als man die «Siesta» in Dienst stellte, habe ein Wandel vom reinen Transportunternehmen zu einem Anbieter im Freizeitsektor stattgefunden. Ein Wandel, der durch die Streichung der Subventionen des Kantons Bern in den Jahren nach 2000 beschleunigt worden sei, so Fehr. Die Inbetriebnahme des neuen Schiffs schliesse diesen Wandel vorläufig ab.

Im operativen Geschäft schreibe die BSG inzwischen dauerhaft schwarze Zahlen, aber der Gewinn reiche nicht aus, um grössere Investitionen zu tätigen. Daher richte er seinen wärmsten Dank an den Kanton Bern und die bernischen Gemeinden, ohne deren finanzielle Unterstützung in der Höhe von 4,4 Mio. Fr. die MS 60 nie hätte gebaut werden können.

Die vorher beschriebene Entwicklung habe im Vorfeld der Expo.02 mit einer umfassenden Flottenerneuerung begonnen, welche einerseits die Inbetriebnahme des EMS Mobicat, des bis heute grössten Solarpassagierschiffes der Welt, welches seit diesem Jahr auch ein fahrendes Solarkraftwerk sei, und andererseits die technische und komfortmässige Aufrüstung aller Schiffe umfasste. Dabei sei es gelungen, die Kosten im Griff zu halten und gleichzeitig die Leistungen zu verbessern, den Fahrplan zu optimieren und die Erträge zu steigern.

Nach einem kurzen Rückblick auf die Geschichte durch Fredy Miller, Direktor der BSG, und einem Grusswort von Reinhard Suppan, dem CEO der Öswag in Linz, die das Schiff gebaut hatte, war es soweit: Neptun persönlich brachte den Namen in Form der Taufurkunde auf dem Wasserweg zum neuen Schiff. Barbara Egger-Jenzer wurde die Ehre zuteil, den Strick zu zerschneiden und die obligate Flasche Schampus zerdeppern zu lassen, bevor die Gäste die anderen Schiffe bestiegen. Fast die ganze Flotte der BSG begrüsste anschliessend ihr neuntes und jüngstes Mitglied, die MS Engelberg, im Spalier vor dem Hafen und begleitete sie zur Jungfernfahrt.