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Durch Kunstausleihen an Gönner und Sponsoren will das Künstlerarchiv Grenchen den teuren Umzug finanzieren und seine Existenz sichern.
Das Künstlerarchiv Grenchen muss umziehen. Wie diese Zeitung bereits berichtete, geschieht das nicht ganz freiwillig: Die Liegenschaft an der Wiesenstrasse 23 in Grenchen, welche das Archiv bisher als seine Heimat kannte, ging im Herbst 2017 an einen neuen Besitzer über, welcher allen Mietparteien per Ende 2018 kündigte. «Ein Entscheid, der die Existenz des Künstlerarchivs Grenchen in Frage stellte und den Verein zur raschen und intensiven Suche nach neuen Räumlichkeiten zwang», schreiben die Verantwortlichen in einem Brief an der Gewerbeverband Grenchen.
Zusammen mit der Stadt Grenchen hatte man auf dem Areal des Werkhofes an der Lebernstrasse einen neuen Standort für das Archiv in einer stillgelegten Zivilschutzanlage gefunden. Die Stadt beschloss, dem Künstlerarchiv Grenchen die Räumlichkeiten zu überlassen und dem Verein die Mietkosten im Sinne einer wiederkehrenden Unterstützung zu erlassen. Das KAG muss lediglich die Nebenkosten sowie die anfallenden Infrastrukturkosten und die Umzugskosten tragen.
In ihrem Schreiben an den Gewerbeverband, in dem sie um finanzielle Unterstützung bitten, begründen die Verantwortlichen ihr Gesuch: Ein Umzug töne erstmal nicht nach einer grossen Sache. «Für einen kleinen Verein wie den unsrigen, mit bescheidenem Budget, wurde es aber rasch dazu. Denn 5423 Gemälde, Druckgrafiken und Skulpturen von insgesamt 482 Künstlern, dazu rund 2000 bis 5000 noch nicht erfasste Bilder, über 20'000 erfasste Post- und Ansichtskarten und gleich nochmals so viele noch nicht erfasste, dazu 10'724 Bücher und 607 Kinderbücher, 3466 Abzeichen – Fasnachtsabzeichen und die gesamte Pro-Patria-Sammlung von 1.-August-Abzeichen, 602 Münzen, 105 Filme, 887 Tonträger und 303 Ex libris, sind eine ganze Menge Material, das an den neuen Standort gebracht werden muss.»
Das Bereitstellen der neuen Räumlichkeiten mit Infrastrukturleistungen – Demontage, Umzug und Neumontage von bestehenden Gestellen sowie die Anschaffung neuer Gestelle zur Aufbewahrung von Büchern, Bildern und Skulpturen, sowie die eigentlichen Kosten für den Umzug kommen auf rund 75'000 Franken zu stehen. Rund 40'000 Franken kann das Künstlerarchiv mit Eigenleistung und dem bestehenden Vereinsvermögen decken. Zirka 35'000 Franken müssen fremdfinanziert werden.
Wie die Verantwortlichen schreiben, sei man zwar arm an finanziellen Mitteln, aber umso reicher an Kunstwerken. Ein Passus in den Vereinsstatuten verhindert jedoch, dass man durch den Verkauf von Kunst aus der von Toni Brechbühl gegründeten Sammlung zu Geld kommen könnte. Deshalb setzt man auf die Idee einer langfristigen Ausleihe als Gegenleistung: «Wir können Ihnen für Ihre finanzielle Unterstützung in Form eines Sponsoringbeitrages oder eines zinslosen Darlehens deshalb Werke regionaler Künstler zur kostenfreien Ausleihe anbieten. Selbstverständlich werden alle Unterstützer auf einer fix installierten Tafel im neuen Archiv erwähnt. Ihre Unterstützung bleibt auf lange Zeit sichtbar.»
Konkret heisst das: Man sei auf der Suche nach einem oder mehreren Darlehensgebern. Bis nach Abbezahlung des Darlehens sowie für die drei darauffolgenden Jahre könne dieser im KAG kostenfrei Kunstwerke ausleihen, um damit Privat- oder Büroräumlichkeiten auszustatten. Bei einem Darlehen von über 10'000 Franken werde man im neuen, öffentlich zugänglichen Künstlerarchiv eine prominent sichtbare Ehrentafel zur Würdigung der Hilfe anbringen. Ein Zügelsponsoring ab 200 Franken berechtigt zur kostenlosen Ausleihe von drei Kunstwerken für ein Jahr sowie einer kostenlosen Lithographie aus dem Archiv nach Wahl.
Für ein Zügelsponsoring ab 500 Franken darf man 5 Kunstwerke für zwei Jahre ausleihen sowie zwei kostenlose Lithographien aus dem Archiv nach Wahl beziehen. Ein Zügelsponsoring ab 1000 Franken berechtigt zur kostenlosen Ausleihe von bis zu 10 Werken über drei Jahre sowie drei kostenlosen Lithographien aus dem Archiv nach Wahl.» Dabei handelt es sich um Lithographien, die wir in mehrfacher Ausführung in der Sammlung haben und die von den jeweiligen Künstlern explizit zum Verkauf freigegeben wurden», erklärt KAG-Präsident Thomas Schärli.
Zum Erhalt des Künstlerarchivs Grenchen sei man dringend auf diese Hilfe angewiesen. Der Erhalt einer der grossen privaten Sammlungen regionaler Kulturgüter verschiedenster Art, die öffentlich zugänglich seien und seit nunmehr über zehn Jahren vom Verein KAG gepflegt würden, stehe auf dem Spiel. Das Künstlerarchiv sei Anlaufstelle und Fundgrube für wissenschaftliche Arbeiten, wie zuletzt beispielsweise bei den Arbeiten zur Neuen Grenchner Geschichte; oder auch als Veranstalterin von Kunstausstellungen und Herausgeberin von Künstlerporträts.