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Das «Grenchner Tagblatt» feiert dieses Jahr sein 125-Jahr-Jubiläum. Unter diesem Namen erschien die Zeitung allerdings erst seit 1913. Vorher war es das «Grenchener Volksblatt».
Den gedruckten Tageszeitungen wird gerne eine Zukunft abgesprochen. Andere Stimmen glauben jedoch fest daran, dass es Informationen auf Papier noch ganz lange geben wird. Sicher ist: Das Grenchner Tagblatt hat eine beachtliche Vergangenheit – und das «GT» wird auch noch morgen in der Uhrenstadt über das Tagesgeschehen berichten.
Am 7. November 1989 feierte das Grenchner Tagblatt sein 100-jähriges Bestehen. Ein Jubiläum, das möglicherweise zu früh kam, denn der erste Jahrgang des «Grenchener Volksblattes», wie die Zeitung damals hiess, erschien offenbar erstmals im Jahre 1891.
Das 75-jährige Bestehen wurde dann allerdings 1964 gefeiert. Wie es genau dazu kam, kann nicht mehr schlüssig in Erfahrung gebracht werden. Folgerichtig stieg 1989 die ganz grosse Feier «100 Jahre Grenchner Tagblatt». Am 7. November kamen im Parktheater Grenchen über 200 Gäste aus Wirtschaft und Politik zusammen.
Im Zentrum stand die Ansprache von Bundesrat Kaspar Villiger. Er betonte damals, dass Zeitungen nicht mehr Sprachrohr einer bestimmten Politik seien, sondern Informations- und Kontrollinstanz für alle Bevölkerungsgruppen. Diese Aufklärungs- und Wächterfunktion der Medien sei für die Demokratie lebenswichtig. Der Jubiläumsrhythmus war damit definitiv vorgegeben. Daran wollen auch wir nicht mehr rütteln.
Blick nach Neuseeland
Von Anfang an berichtete das «Grenchener Volksblatt» selbstverständlich über das lokale Geschehen. Es widmete sich aber auch Ereignissen auf der ganzen Welt. So war damals etwa zu lesen, dass in Neuseeland die Frauen das Stimmrecht erworben hätten.
Im Jahre 1913 gab sich die Zeitung einen neuen Namen, sie hiess fortan «Grenchener Tagblatt» und nannte sich im Untertitel «Offizielles Publikationsorgan für Grenchen und benachbarte Gemeinden».
Während des Zweiten Weltkriegs ging man aus Spargründen zeitweise auf drei Ausgaben pro Woche zurück. Einmal pro Woche wurde das «GT» jedoch in alle Grenchner Haushalte gratis verteilt.
Blick nach Europa
Anfang der Sechzigerjahre behandelte das Blatt nicht zuletzt Fragen von europäischer Tragweite, während das lokale Geschehen damals eher knapp behandelt wurde. Ein Beispiel: Am Nordwestschweizer Jodlerfest 1960 brachte das Grenchner Tagblatt dazu lediglich einen kleinen Einspalter, während man beim grossen Konkurrenten Solothurner Zeitung im Sportteil sowohl grossflächig über das Fest als auch den FC Grenchen lesen konnte. Dieser spielte um den Verbleib in der Nationalliga A gegen Lugano – und gewann mit 5:1. Wehmut kommt auf, da war der FCG noch jemand in der helvetischen Fussballlandschaft.
Rasante Entwicklung
In den Sechzigerjahren wurde die Zeitung technisch und redaktionell ausgebaut. So wurde um 5 Uhr morgens die letzte Seite ins Blatt gerückt. Um
8 Uhr lag die Zeitung druckfrisch auf dem Frühstückstisch. Die Auflage stieg. 1964 hiess es auf einmal «75 Jahre Grenchner Tagblatt». Bis 1964 wurde das «GT» in Grenchen gedruckt. Danach hat der Solothurner Verlag Vogt-Schild AG das Blatt übernommen und als Kopfblatt erfolgreich weitergeführt. Seit 2009 gehören sowohl Solothurner Zeitung als auch Grenchner Tagblatt zu den AZ Medien. (szr)
Bilder von der Feier zum Jubiläum am Donnerstagabend: